„Remonte Bräu Schleißheim“ zieht ein Jahr nach Gründung Bilanz

Oberschleißheim · Regionale Vielfalt wiederhergestellt

Die junge Brauerei expandiert nach München und ins Umland. Mit dem Handkarren, wie hier beim Erstausschankfest im September 2018 , fahren sie ihr Bier natürlich heute nicht mehr aus. Foto: Remonte Bräu Schleißheim

Die junge Brauerei expandiert nach München und ins Umland. Mit dem Handkarren, wie hier beim Erstausschankfest im September 2018 , fahren sie ihr Bier natürlich heute nicht mehr aus. Foto: Remonte Bräu Schleißheim

Oberschleißheim · Eigentlich wollte man in Schleißheim nur wieder „a gscheids Bier“ und besann sich deshalb auf die historische „Remontedepotbrauerei“ (im Remontedepot in der Schlossanlage wurden Pferde für den Kriegseinsatz gezüchtet), die es von 1598 bis 1912 in der Schleißheimer Schlossanlage gegeben hatte.

Deren naturtrübes Braunbier hatte einen überregionalen Bekanntheitsgrad, bis weit hinein in die Landeshauptstadt.

Das hatte im Jahre 1912 eine noch heute existierende Münchner Großbrauerei, nach der in München eine S-Bahnstation und die dazugehörige Brücke benannt ist, auf den Plan gerufen: Man pachtete vom Staat die zwar profitable aber damals renovierungsbedürftige Sudstätte in Schleißheim, übernahm die Markenrechte und stellte den Betrieb umgehend ein. Die zahlreichen Gaststätten und Betriebe vor Ort und in der Umgebung wurden von da an mit dem eigenen Bier beliefert. Der Schleißheimer Braumeister wechselte ins Stammhaus nach München, wo er noch etliche Jahre als erster Braumeister tätig war. Diese Vorgehensweise war ein damals und bis in die jüngere Vergangenheit übliches Verfahren, wodurch die Zahl der Brauereien in Bayern erheblich reduziert wurde. Dies führte dazu, dass gerade die viel gepriesene Bierregion um München in den letzten Jahrzehnten fast nur noch von wenigen Großbrauereien beherrscht wurde.

Genau das wollte die bunt zusammengewürfelte Gruppe von Bierliebhabern aus Schleißheim und Umgebung ändern. Als bei der Lustheimer Sonnwendfeier 2017 zu späterer Stunde das Bier ausging, war das Thema gefunden, welches die dortige Truppe mit den Mitgliedern der parallel entstandenen Facebook-Gruppe für eine Wiederbelebung der Brauerei in Schleißheim verband. Ihr Glück: Die Münchner Brauerei hatte die Schleißheimer Markenrechte nicht verlängern lassen, so waren sie nach über 100 Jahren wieder frei!

Glücklicherweise stieß mit Florian Trost ein studierter Brauer zu der Truppe, welcher das Bierrezept an das Original des ursprünglichen Schleißheimer Braunbieres annäherte. So konnte nach Gründung der eingetragenen Genossenschaft im April 2018 schon im September desselben Jahres der erste Sud des „Remonte Urhell“ – eines naturtrüben, bernsteinfarbenen Kellerbiers mit spritziger Hopfennote im Abgang - mit einem großen Erstausschankfest mitsamt historischem Festzug vorgestellt werden.

Perspektivisch möchte man sein Bier auch wieder in Oberschleißheim, idealerweise in der Schlossanlage brauen. Das dortige ehemalige Brauhaus ist heute noch erhalten, ähnelt im Inneren aber eher einer Ruine.

Nur ehrenamtliche Kräfte

In diesem Jahr wird erstmals das „Oberschleißheimer Maifest“ zusammen mit dem „Burschenverein mit Deandlgruppn“, dem Trachtenverein „Birkenstoana Stamm“ und der Gemeinde Oberschleißheim ausgerichtet werden. Auch bei Veranstaltungen in und um das Schloss Schleißheim, z. B. beim „Schleißheimer Frühling“, wird Remontebräu den Bierausschank übernehmen, wie Vorständin Sandra Kunstwadl berichtete. Besonders stolz ist Remontevorstandvorsitzender Andreas Preisser auf die Tatsache, dass das Remonte Bräu bislang komplett von ehrenamtlicher Arbeit getragen wird.

Bürgermeister ist auch stolz

Stolz auf das Erreichte ist auch Christian Kuchlbauer, Aufsichtsratsvorsitzender und erster Bürgermeister der Gemeinde Oberschleißheim: „Es ist beeindruckend, welch ein Zusammengehörigkeitsgefühl ganz unterschiedlicher Menschen die Wiedergründung der alten Remonte Brauerei in Form einer Genossenschaft ausgelöst hat.“ Man wird in Stadt und Landkreis wohl in der Zukunft noch einiges von ihnen hören und natürlich schmecken!

Artikel vom 10.04.2019
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