Der Jugendtreff am Biederstein wurde generalsaniert und bietet neue Angebote

Nach vier Jahren Bauarbeiten wiedereröffnet

Mehr Platz für Jugendkultur: Der generalsanierte Jugendtreff am Biederstein bietet jetzt neue Tanzräume, ein Musikstudio, einen Bandübungsraum und ein „Office für Jugendliche“. F: KJR

Mehr Platz für Jugendkultur: Der generalsanierte Jugendtreff am Biederstein bietet jetzt neue Tanzräume, ein Musikstudio, einen Bandübungsraum und ein „Office für Jugendliche“. F: KJR

Schwabing · Der Jugendtreff am Biederstein ist eine der ältesten Freizeitstätten Münchens. Nach vier Jahren Generalsanierung erstrahlt sie nun in neuem Glanz. Am 5. April wurde in den alten und doch ganz neuen Räumen Wiedereröffnung gefeiert.

Die Jugendlichen zeigten mit Breakdance, Graffiti, K-Pop und HipHop, was sie aus dem runderneuerten Jugendtreff machen.

Nach dem Krieg eröffnete die amerikanische Besatzungsmacht in einer Baracke am Rand des Englischen Gartens das sogenannte „GYA-Heim“, die Abkürzung steht für „German Youth Activities“. Im Juni 1953 übernahm der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) die Trägerschaft und 1962 wurde das jetzige Haus in der Gohrenstraße 6 bezogen. Seither war „das Biederstein“ ein zweites Zuhause für Generationen von jungen Münchnerinnen und Münchnern.

Dieses „Zuhause“ wurde nun unter Regie von Kommunal- und Baureferat ordentlich umgeräumt. Das Haus wurde entkernt und die Hausfront um anderthalb Meter vorverlegt, so ist mehr Platz für Tanz- und Übungsräume entstanden. „Fast keine Wand steht mehr an ihrem ursprünglichen Platz“, sagt die Jugendtreff-Leiterin Patricia Herzog. „Die Räume sind neu zugeschnitten, wir können sie jetzt flexibler für mehrere Zwecke nutzen. Auch die Küche, das Treppenhaus und die Heizung ist neu, eigentlich haben wir ein ganz neues Haus.“

Herzog und ihrem Team ist dabei ein kleines Kunststück gelungen. Denn während der Bauzeit lief der Offene Treff weiter, es gab wie immer HipHop, Breakdance, K-Pop und sogar besondere Events. Als beispielsweise ab 2014 zunehmend junge Geflüchtete nach München kamen, boten 40 Jugendliche Hip- Hop-Workshops in der Bayernkaserne für die Neuankömmlinge unter dem Motto „HipHop4Freedom“ an. Und speziell für unbegleitete weibliche Geflüchtete gab es Tanz- und Gesangsworkshops mit dem selbsterklärenden Namen „Girlz4Girlz“.

Trotz Umbau nutzten täglich bis zu 100 Jugendliche den Saal. „Es kamen sogar fast jeden Tag neue Jugendliche hierher“, berichtet die Pädagogin Herzog, „viele fanden es reizvoll, trotz wenig Platz im Baustellen-Ambiente ihren Style zu leben“.

Das ist neu im „Biederstein“

Trotzdem trauert niemand der Baustelle nach, denn das Ergebnis der Arbeiten kann sich sehen lassen. Der Tanzsaal im Untergeschoss war bisher schon das Herzstück des Jugendtreffs, diese Herzkammer ist nun deutlich größer geworden. Die schon bisher vorhandene Graffiti-Übungswand auf der Gartenseite hat eine Beleuchtung bekommen und strahlt so in den Tanzsaal hinein.

Ganz neu sind die beiden Tanzräume mit Parkett und Spiegelwänden im Obergeschoss. Ebenso neu ist das Musikstudio für professionelle Gesangs- und Rap-Aufnahmen, in dem die Jugendlichen eigene Beats und ganze Musikstücke produzieren können.

An den PCs können sie jetzt Videotrailer professionell schneiden, davon profitieren auch die Biederstein-Tanzgruppen, die sich damit bei Contests bewer- ben. Ein „Office für Jugendliche“ mit innovativer Technik bietet die Möglich- keit, sich für die Schule oder das Studium fit zu machen. Viele Schülerinnen und Schüler nutzen den neuen Lernplatz jetzt schon intensiv, besonders am Abend und am Wochenende. Im Untergeschoss ist ein neuer Bandübungsraum entstanden, mit separater Belüftungsanlage, damit die Nachbarn nicht gestört werden.

Die neuen Räume eröffnen jetzt auch die Möglichkeit, Instrumente zu erlernen. Derzeit sind Schlagzeug, Gitarre und Bass geplant. „Die Jugendlichen kommen heute nicht mehr so oft in den Genuss, akustische Instrumente selbst zu spielen“, erklärt Herzog. „Auch in der Schule ist dafür kaum Platz. Sie sind aber hochmotiviert und bringen sich selbst oder gegenseitig Stücke mit YouTube-Tutorials bei.“

Natürlich wollte die Stadt mit dem Umbau nicht nur mehr Möglichkeiten für die Jugendlichen schaffen, sondern das Haus auch in Punkto Sicherheits- und Umweltstandards auf den neuesten Stand bringen. „Das Gebäude des Jugendtreffs im Schwabinger Wohngebiet stammt bereits aus dem Jahr 1962“, sagt Edwin Grodeke, der Vertreter von Kommunalreferentin Kristina Frank. „Deshalb war die Generalsanierung entsprechend umfangreich. Neben der Erneuerung von Technik, Fenstern, Dämmung und Küche wurden zusätzlich Brandschutztüren, Fluchtbalkone, Absturzsicherungen und Akustikdecken eingebaut.

Erfreulich ist, dass die Raumangebote der Freizeitstätte auf allen drei Ebenen nun die Bedürfnisse moderner Jugendarbeit erfüllen.“ Auch Detlev Langer, Hauptabteilungsleiter Hochbau im Baureferat, freut sich über das Ergebnis. „Im Zuge der Sanierung konnten wir die Jugendfreizeitstätte an den aktuellen Stand der Technik anpassen“, erklärt er. „Ein neuer Aufzug ermöglicht nun barrierefreien Zugang zu allen Bereichen.

Die Einrichtung erfüllt jetzt alle Anforderungen des Brandschutzes, zusätzliche Wärmedämmungen und der Austausch nicht ausreichend isolierter Bauteile verbessern den Wärmeschutz. Und auch die Küche im Erdgeschoss wurde komplett saniert. Der Jugendtreff am Biederstein, der schon so viele Jahre wichtige Dienste geleistet hat, ist nun fit für die Jugendarbeit der nächsten Jahrzehnte.“

Der Jugendtreff am Biederstein ist eine Freizeitstätte des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) für Jugendliche ab 12 Jahren in Altschwabing und Umgebung. Nahe der Münchner Freiheit bietet das Biederstein vielfältige Freizeit- und Bildungsangebote. Den Schwerpunkt bilden Tanztrainings sowie Musik- und Medienproduktionen. Teenies und Jugendliche können hier entspannen und Freunde treffen, daneben spielt vor allem Musik schon immer eine bedeutende Rolle.

Die jugendkulturellen Genres sind K-Pop, HipHop, Breakdance und Graffiti. Im Peer-to-Peer-Modell sind Jugendliche die Expertinnen und Experten. Sie werden zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet und unterrichten andere Jugendliche in Workshops von den ersten Schritten bis hin zu Choreographie oder Songproduktion. Unter dem Motto „Girlz4Girlz“ werden Mädchen und junge Frauen in jugendkulturellen Aktionen gefördert. Aus informellen Lern- und Bildungsangeboten ergeben sich Aktionen, Projekte und Events.

Ein Hotspot für Jugendkultur im öffentlichen Raum ist die schon traditionelle „School´s over Jam“ mit Rap, HipHop, Graffiti, K-Pop und Breakdance am letzten Schultag vor den Sommerferien auf dem Platz der Münchner Freiheit.

Artikel vom 08.04.2019
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