Ausstellung im Architekturmuseum über die "Neue Heimat"

Maxvorstadt · Spiegelbild bundesdeutscher Sozialgeschichte

Maxvorstadt · Im Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, ist derzeit bis 19. Mai eine Ausstellung über die "Neue Heimat" zu sehen. Die Neue Heimat war der größte und bedeutendste nicht-staatliche Wohnungsbaukonzern im Europa der Nachkriegszeit.

In einem Zeitraum von über dreißig Jahren hat das Gewerkschaftsunternehmen mehr als 400.000 Wohnungen und darüber hinaus seit den sechziger Jahren auch zahlreiche Kommunal- und Gewerbebauten in Deutschland geplant und ausgeführt, auch in München, in Neuperlach und am Lerchenauer See und Am Hasenbergl – die Mehrzahl davon steht noch heute.

Die Projekte der Neuen Heimat sind sowohl Ergebnis eines einzigartigen Zusammenspiels von wirtschaftlichen Interessen und Politik, als auch Ausdruck und Spiegelbild der bundesdeutschen Sozialgeschichte. Der Neuen Heimat gelang es, im Zuge des deutschen „Wirtschaftswunders“ der Hoffnung auf ein besseres Leben für eine breite Bevölkerungsschicht programmatisch Ausdruck zu verleihen.

Eine Hoffnung, die mit den Bauten der Neuen Heimat konkrete Realität wurde und den Lebensalltag vieler Menschen nachhaltig veränderte. Der skandalträchtige Zusammenbruch des Unternehmens Anfang der achtziger Jahre wirkte wie ein Schock auf die westdeutsche Bevölkerung und markierte das Ende einer Epoche.

Erstmals werden in einer Architekturausstellung die Bauten und Projekte der Neuen Heimat an herausragenden Beispielen analysiert und in historischen Fotografien und Filmproduktionen, Planmaterialien und Originalmodellen präsentiert. Gezeigt werden u.a. Großsiedlungen wie die Neue Vahr in Bremen, die mit dem eleganten Wohnturm von Alvar Aalto Geschichte schrieb, aber auch sogenannte Demonstrativbauvorhaben wie der „Emmertsgrund“ in Heidelberg.

Um der Kritik der „Unwirtlichkeit“ der neuen Planstädte vom Reißbrett entgegenzuwirken, engagierte hier die Neue Heimat den Soziologen Alexander Mitscherlich als Berater. Und mit der Entlastungsstadt Neuperlach in München wagte sich das Unternehmen an das damals europaweit größte Siedlungsbauprojekt: geplant war es für 80.000 Bewohner.

Auch gigantische Großprojekte wie das spektakuläre ICC Berlin oder das Universitätsklinikum Aachen zählten zu den Bauaufgaben des Unternehmens der Superlative – nicht zu vergessen die weitreichenden internationalen Bautätigkeiten von Frankreich über Ghana bis Mexiko, die bis heute kaum bekannt sind.

Der zeitliche Abstand von über einer Generation bietet die Chance für eine kritische Untersuchung: Was ist aus den sozialdemokratischen Visionen eines bis heute angestrebten „Wohnen für Alle“ geworden?

Was ist aus "Wohnen für Alle" geworden?

In der Ausstellung dokumentieren zahlreiche neu produzierte Interviews mit Zeitzeugen die Geschichte der Neuen Heimat. Fotografien von Herlinde Koelbl widmen sich den Bewohnern und Bauten Neuperlachs. Ulrike Myrzik und Manfred Jarisch zeigen die Siedlungen und Großprojekte in gegenwärtiger Perspektive.

Projekt 2016 »Wohnen für Alle« in München
März 2016: Wohnungsbausofortprogramm der Landeshauptstadt: »Wohnen für alle«
Zu 8.500 WE jährlich das Ergänzung-Sofortprogramm: zusätzlich 3.000 WE, Verteilungsschlüssel: 51 % anerkannte Flüchtlinge - 49 % Geringverdiener

Artikel vom 21.03.2019
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