Eine gefährliche Reise

"Runter vom Gas!" Wanderung der Frösche und Kröten beginnt

Die Amphibien machen sich wie jedes Jahr auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Der Weg führt sie dabei oft auch über Radwege und Straßen. Foto: Landratsamt

Die Amphibien machen sich wie jedes Jahr auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Der Weg führt sie dabei oft auch über Radwege und Straßen. Foto: Landratsamt

Grasbrunn · Der Winter scheint so langsam sein Ende zu finden und wie jedes Jahr setzt mit den steigenden Temperaturen die Wanderung der Amphibien zu ihren angestammten Laichplätzen ein. Sobald die Abendtemperaturen fünf Grad Celsius übersteigen, muss mit wandernden Lurchen gerechnet werden.

Insbesondere bei regnerischem Wetter heißt es vor allem für die Grasbrunner Autofahrer auf der Staatsstraße 2079 beim Forstwirt und der Leonhard-Stadler-Straße bei Einbruch der Dämmerung „Runter vom Gas“.

In Bayern sind zehn von 19 Amphibienarten gefährdet. Besonders dramatische Rückgänge gab es in den letzten Jahren unter anderem bei den im Landkreis München vorkommenden Arten Gelbbauchunke, Wechselkröte und Laubfrosch. Auch der Teichmolch und der Grasfrosch, einstmals häufig verbreitete Arten, mussten zuletzt auf die amtliche „Vorwarnliste“. Das Verschwinden der Amphibien reißt ein empfindliches Loch in das Nahrungsnetz. Zum einen fressen die Lurche Käfer, Spinnen, Würmer, zum anderen sind sie selbst wichtige Beutetiere für Vögel, Reptilien und Säugetiere. So hat jede Art ihre Bedeutung für das Ökosystem, ihr Aussterben destabilisiert das ökologische Gleichgewicht.

Runter vom Gas zum Schutz

Da Autos, Lastwagen oder auch Fahrräder von den Tieren nicht als Gefahren wahrgenommen werden, reagieren sie nicht oder viel zu spät; sie verharren und erliegen so jährlich zu Tausenden dem Straßentod. Das Wetter kann man nicht ändern, aber durch umsichtiges und rücksichtsvolles Verhalten können Verkehrsteilnehmer Fröschen, Kröten und Molchen helfen. Das Landratsamt bittet deshalb eindringlich um Beachtung der vorübergehenden Tempolimits sowie der Warnschilder, die auf Streckenabschnitte mit erhöhten Amphibienaufkommen hinweisen. Besondere Vorsicht ist in regnerischen Abendstunden geboten. Bei nassem Untergrund streben die Tiere nämlich massenhaft zu den Gewässern.

Derzeit werden alle relevanten Wanderstrecken im Landkreis München vorbereitet. An Straßen mit starken Wanderbewegungen werden Schutzzäune aufgestellt und Eimer eingegraben. Wenige Strecken mit besonders starker abendlicher Laichwanderung werden über die Nachtstunden vollständig gesperrt, andere sind nur eingeschränkt befahrbar. Dort heißt es aufmerksam sein. Schon bei Geschwindigkeiten über 30 Kilometer pro Stunde werden Amphibien alleine durch den Luftdruck getötet. Gegen Ende der Paarungssaison werden die Zäune unverzüglich wieder abgebaut und Streckenbeschränkungen aufgehoben.

Jede helfende Hand wird benötigt

Wie jedes Jahr bittet das Landratsamt zudem auch wieder alle Hausbesitzer um Mithilfe. Sie sollten ihre Kellerschächte auf hineingefallene Lurche überprüfen und dieses gegebenenfalls befreien. Soweit möglich, sollten entsprechende Schächte bereits vorbeugend abgedeckt werden. Auf allen Wanderstrecken sind abends und morgens zudem zahlreiche engagierte Helfer unterwegs. Sie betreuen Schutzzäune, sammeln Frösche, Kröten und Molche ein und tragen die Tiere über die Straße, damit sie gefahrlos den Weg zu den Laichgewässern fortsetzen können. Bürger, die mithelfen wollen, sind sehr willkommen. Das Landratsamt München (Tel. 6221-2367) nennt ihnen Kontaktpersonen für ihren jeweilige Wunschstreckenabschnitt.

Artikel vom 06.03.2019
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