Wellen und menschliche Schicksale

Untergiesing · Färberei zeigt Fotoausstellung von Moritz Holfelder

Der Münchner Fotograf Moritz Holfelder zeigt in seiner neuesten Serie Obdachlose unter der Wittelsbacherbrücke. Foto: Moritz Holfelder

Der Münchner Fotograf Moritz Holfelder zeigt in seiner neuesten Serie Obdachlose unter der Wittelsbacherbrücke. Foto: Moritz Holfelder

Untergiesing · Unter dem Titel "atlantik pazifik isar" zeigt die Färberei (Claude-Lorrain-Straße 25) vom 2. bis 10. März Fotos von Moritz Holfelder. Die Vernissage ist am Freitag, 1. März, ab 18.30 Uhr.

Die über viele Jahre in Frankreich, auf Teneriffa und in Neuseeland entstandenen Bilder von Meereswellen hat Moritz Holfelder 2018 erstmals im Musée de Laduz in Frankreich gezeigt. Jetzt sind sie in München zu sehen. Hinzu kommt eine neu entstandene Serie über Obdachlose unter der Wittelsbacherbrücke. Der Ausstellungsraum der Färberei ist nur 300 Meter von der Isar entfernt.

"Ich habe das Meer schon seit den Tagen meiner Kindheit fotografiert", meint der Fotograf zu Serie "vagues wellen waves". Jede Welle sei in jedem Augenblick ihres Anlaufes und Ablaufens eine Skulptur. "Die kurzen Belichtungszeiten von ein paar hundertstel Sekunden meißeln sie aus dem Block des Wassers heraus, machen sie in all‘ ihrer Schönheit und Komplexität sichtbar", erklärt Holfelder: "Jede Welle ist individuell und eigen wie jede Wolke am Himmel."

Zwölf Menschen unter einer Brücke

Die Fotoserie "Brücke überm Kopf" porträtiert Obdachlose unter der Wittelsbacherbrücke. Dort lebten im Sommer 2018 zwölf Menschen, erklärt Moritz Holfelder. Bernd, ein politischer Flüchtling aus der DDR, hat dort schon drei Winter verbracht. Er ist gebildet und belesen. Vor allem die großen Lehrmeister und Philosophen haben es ihm angetan. Unter der Brücke hat er einen kleinen Altar aufgebaut – mit weißen Holztafeln, auf die er Gedanken für Vorbeikommende schrieb.

"Ich frage Bernd, ob ich ihn porträtieren darf", erzählt Holfelder. "Unter den weit gespannten Bögen der Brücke ist das Licht des Tages gedämpft. Die Farben entweichen aus den Bildern. Die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum verschwimmen. Der Abendhimmel spiegelt sich im Wasser." Das Obdachlosenlager unter der Wittelsbacherbrücke wurde im November 2018 von der Stadt München geräumt.

Moritz Holfelder kam 1958 zur Welt und wuchs in München auf. Ab 1981 studierte er Kunstgeschichte und Publizistik an der LMU, 1985 begann er seine Mitarbeit in den Kulturprogrammen im BR-Hörfunk. Holfelder hat mehrere Bücher, einen Text-Bildbandes über den „Palast der Republik“ sowie eine Biographie des Regisseurs Werner Herzog veröffentlicht. Seit 2014 hat er umfangreiche fotografische Arbeiten angefertigt.

Die Ausstellung "atlantik pazifik isar" kann vom 2. bis 10. März bei freiem Eintritt zu folgenden Öffnungszeiten besichtigt werden: freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 14.30 bis 19 Uhr.

Artikel vom 01.03.2019
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