Drei LMU-Institute protestieren gegen geplante Verlegung in die Marsstraße

Unerwünschte Dreier-WG

Das Gebäude an der Marsstraße liegt für die Studenten »weit ab vom Schuss«.	Foto: rme

Das Gebäude an der Marsstraße liegt für die Studenten »weit ab vom Schuss«. Foto: rme

Maxvorstadt · Eigentlich hatten sie immer auf einen Umzug und auf mehr Entfaltungsfreiheit hingearbeitet: die Institute für Deutsch als Fremdsprache (DAF), für Nordistik und Finno-Ugristik.

Doch was das Rektorat nun als neue Bleibe für sie vorgesehen hat, das halten alle drei Institute für eine Katastrophe: In die Marsstrasse 30 sollen sie umsiedeln, weit weg vom Universitäts-Zentrum, von den Bibliotheken und studentischen Einrichtungen.

Als der Freistaat der LMU das Gebäude vor kurzem zur Nutzung überließ, gab die Universitätsleitung sogleich ein Raumkonzept in Auftrag. »Wir brauchen dringend mehr Platz, es fehlen rund 3.000 m2«, so verlautete es aus dem Rektorat. Daher ist es nur folgerichtig, wenn die LMU drei ihrer Institute, die ohnehin mit Raumnot zu kämpfen haben, in die Marsstrasse umsiedeln will. Doch die betroffenen Studenten und Dozenten gehen auf die Barrikaden. Sie haben eine ganze Litanei von Einwänden vorzubringen.

An erster Stelle: die schlechte Verkehrsanbindung. »Die Studenten müssten ständig hin und her pendeln«, stöhnt Klaus Böldl, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Nordistik. »Sie müssten zur S- oder U-Bahn am Hauptbahnhof laufen und dann noch einmal umsteigen. – Man kann sich leicht ausrechnen, dass nach dieser Tour die nächste Veranstaltung schon fast vorüber wäre.«

Für die Finno-Ugristik, ein »Nischenfach« mit 94 Studenten, könnte der Umzug das Ende bedeuten. »Wer will denn noch dieses Fach studieren, wenn er solche Unannehmlichkeiten auf sich nehmen muss«, klagt Institutsleiterin Elena Skribnik. Die Aussicht auf eine größere Bibliothek, gemeinsam mit der Nordistik, macht für sie die Sache auch nicht besser. Die »Nordisten« sehen das ähnlich. Im Zuge der »Verschlankung« der Uni-Verwaltung wurde ihr Institut gerade erst mit der Germanistik zu einem »Department« zusammengelegt – eine sinnvolle Maßnahme, da viele Bücher und Zeitschriften für beide Fächer relevant sind.

Doch nun soll es bald schon wieder vorbei sein mit der Zweisamkeit. Genauso im DAF-Institut: Auch hier hat man sich gerade an ein »Department« gewöhnt. Zudem verweist die wissenschaftliche Mitarbeiterin Gabriele Graefen auf die vielen ausländischen Studierenden dieses Studienganges.

Ihnen würde die Integration ins Uni-Leben erheblich erschwert, wenn sie in die Marsstrasse »abgeschoben« würden. Vor diesen Argumenten kann sich auch das Rektorat nicht ganz verschließen. Es prüft nun Alternativen und will erst in drei Wochen endgültig entscheiden, ob die drei Institute dran glauben müssen. – Die Betroffenen sind jedoch skeptisch: »Unsere Einwände sind im Rektorat seit langem bekannt«, beschwert sich Gabriele Graefen. »Das Urteil ist wohl bereits gesprochen.« rme

Artikel vom 14.03.2002
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