Rudolf-Steiner-Kindergarten Schwabing sucht nach einer neuen Bleibe

Zwerge ohne Zuhause

Noch eignet sich der Garten an der Leopoldstraße zum Spielen. Doch das soll bald vorbei sein.	Foto: rme

Noch eignet sich der Garten an der Leopoldstraße zum Spielen. Doch das soll bald vorbei sein. Foto: rme

Schwabing · Das Reihenhäuschen an der Leopoldstraße 151a wirkt rundherum gemütlich. Auch wenn es an einer Hauptverkehrsstraße liegt, erinnert es ein bisschen an das Heim von Schneewittchen hinter den sieben Bergen.

Und drinnen wuselt es auch nur so vor »Zwergen« – nicht nur 7, sondern gleich um die 40. Für sie sind im behaglichen Esszimmer die winzigen Tische gedeckt: mit Tellerchen, Löffelchen und Becherchen. Nebenan kocht »Schneewittchen« (sprich: Erzieherin) Ingeborg Foral Griesbrei für ihre »Zwerge« (sprich: Kindergarten-Kinder), die sich gerade die Händchen waschen.

Eine märchenhafte Idylle, die aber bald ein jähes Ende finden könnte. Dem Schwabinger Rudolf-Steiner-Kindergarten, seit 35 Jahren in der Leopoldstraße ansässig, stehen nämlich schwere Zeiten bevor. Um den neuen EU-Brandschutz-Richtlinien zu genügen, wären an dem alten Häuschen nämlich erhebliche Umbauten erforderlich: u.a. eine Ummantelung des engen Treppenhauses und der Einbau einer Fluchtrutsche aus dem ersten Stock.

Kostenpunkt: rund 50.000 Euro. Diese Investition würde sich aber kaum mehr lohnen, gab Frieda Reiner vom Schulreferat dem Rudolf-Steiner-Schulverein zu verstehen. Die Stadt würde zwar zwei Drittel der Umbaukosten übernehmen. Für die dringend erforderliche Generalsanierung der angemieteten Kindergartenräume könne sie jedoch nicht aufkommen.

Außerdem würde der ohnehin zu kleine Garten durch die geplante Fluchtrutsche fast vollständig belegt. Von den gesetzlich vorgesehenen 10 m2 Gartenfläche pro Kind könnte keine Rede mehr sein. Deshalb hat Reiner geraten, sich nach einer neuen Bleibe für die Kinder umzusehen. Doch das ist leichter gesagt als getan: Geschäftsführer Wolf Sparmann sucht seit einem Jahr vergeblich nach einem Heim für die Zwerge. »Wir wissen nicht mehr, was wir noch tun sollen«, gesteht er. »Wir haben bei allen möglichen Stiftungen nachgehört, uns für Kindergärten in städtischer Betriebsträgerschaft beworben, Makler eingeschaltet und die Eltern mobilisiert – alles ohne Erfolg«.

Darum herrscht hinter den sieben Bergen an der Leopoldstrasse traurige Stimmung. Erzieherin Foral hat sich zwar damit abgefunden, dass sie und ihre »Zwerge« das gemütliche Heim bald verlassen müssen.

Aber dass es endgültig vorbei sein soll mit dem Waldorf-Kindergarten - das mag sie, die seit 18 Jahren hier arbeitet, noch nicht glauben: »Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sich noch ein erschwingliches und trotzdem schönes neues Zuhause findet – oder auch ein großzügiger Spender, der uns bei der Miete unter die Arme greift.« – In diesem Sinne kann man nur darauf vertrauen, dass alle Märchen ein Happy End haben... rme

Artikel vom 14.03.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...