Übersinnliches sichtbar machen

Ausstellung "Weltempfänger" im Lenbachhaus: Führungen und Workshops

Blick in die Ausstellung mit Werken von Hilma af Klint. Foto: Lenbachhaus, Simone Gänsheimer Courtesy of the Hilma af Klint Foundation

Blick in die Ausstellung mit Werken von Hilma af Klint. Foto: Lenbachhaus, Simone Gänsheimer Courtesy of the Hilma af Klint Foundation

Maxvorstadt · Noch bis 10. März ist die Ausstellung "Weltempfänger" im Lenbachhaus, Luisenstraße 33, zu sehen. Sie gibt Einblick in ein außergewöhnliches und weitgehend unbekanntes Kapitel der Moderne:

Völlig unabhängig voneinander entwickelten Georgiana Houghton (1814–1884) in England, Hilma af Klint (1862–1944) in Schweden und Emma Kunz (1892–1963) in der Schweiz eine jeweils eigene abstrakte, mit Bedeutung hoch aufgeladene Bildsprache. Alle drei wollten in ihren Arbeiten Naturgesetze, Geistiges und Übersinnliches sichtbar machen; mit Ausdauer und Durchsetzungsvermögen folgten sie ihren Überzeugungen.

Ihren Werken werden kaum bekannte Filme von Harry Smith (1923–1991) und den Brüdern John Whitney (1917–1995) und James Whitney (1921–1982) an die Seite gestellt. Die Künstler produzierten im Kalifornien der Nachkriegsjahre experimentelle Filme, in denen sie nach einer Einheit verschiedener Sinneswahrnehmungen strebten. Unter Einsatz innovativer Herstellungsverfahren und neuer Medien wie Film und Computergrafik schufen sie abstrakte, esoterische Bildwelten. Zum ersten Mal präsentiert das Lenbachhaus diese äußerst selten gezeigten Werke gemeinsam in einer Ausstellung.

Öffnungszeiten des Museums: Dienstag, 10 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Sonntag und feiertags, 10 bis 18 Uhr.

Georgiana Houghton, Hilma af Klint und Emma Kunz erforschten unsichtbare Kräfte und das Transzendente; ihre in der Ausstellung gezeigten Werke basieren auf spirituellen Erfahrungen und der Kommunikation mit einer höheren Welt. Die drei Künstlerinnen verstanden sich als Medien, als Empfängerinnen von Botschaften, die vielleicht nur sie hören konnten und die sie in Form von Kunstwerken festhielten.

Einfluss auf moderne Kunst

Die Zusammenhänge zwischen der Entstehung der abstrakten Kunst der Moderne im 20. Jahrhundert und okkulten wie esoterischen Ideen werden schon lange erforscht. Viele Künstler suchten für spirituelle, metaphysische und utopische Themen neue Bildmittel und fanden sie in der Abstraktion. Im Zentrum dieses Forschungsinteresses steht Wassily Kandinsky, der zu den wichtigsten Künstlern im Bestand des Lenbachhauses gehört. Nicht nur seine frühesten abstrakten Bilder, sondern auch die in seiner Schrift Über das Geistige in der Kunst (1912) geäußerten Ideen bieten einen wichtigen Referenzrahmen für dieses Projekt.

Es geht dabei nicht um die – letztlich unbeantwortbare – Frage, wer zuerst abstrakt malte, sondern um die vielfältigen Erscheinungsweisen der Abstraktion. Abstrakte Kunst gibt nicht die äußere, sichtbare Realität wieder, sie ist vielmehr Mitteilung von Inhalten, die jenseits unserer visuellen Wahrnehmung liegen. Ihre bildnerische Form ergibt sich – folgt man Kandinskys Auffassung – aus einer „inneren Notwendigkeit”.

In der Ausstellung ist eine Station mit Zeichenmaterialien, Anleitungen und Anregungen für das eigenständige Erkunden des gegenstandslosen Werk-Kosmos eingerichtet.

Öffentliche Führungen finden statt am Sonntag, 3. und 10. Februar, 3. und 10. März 2019, 14 Uhr. Mit Übersetzung in Gebärdensprache am Sonntag, 3. Februar, 14 bis 15.30 Uhr, Dienstag, 26. Februar, 18 bis 19.30 Uhr. Im Rahmen der Ausstellung gibt es eine Führung für Nicht-Hörende und Hörende an. Der entschleunigte Rundgang bietet viel Raum für intensive Werkbetrachtungen und Gespräche in der Gruppe, unabhängig von der Hörfähigkeit.

Familienworkshops für Kinder ab sieben Jahren und ganze Familien sind am 15. Februar und 8. März, 14 bis 16.30 Uhr, Samstag, 2., 16. und 23. Februar, 2. und 9. März, 14 bis 16.30 Uhr, Sonntag, 3. und 10. März, 10 bis 12.30 Uhr; Dauer: ca. 2,5 Stunden, inklusive Pause, Kosten: 3 Euro/Person zzgl. Eintritt.

Artikel vom 28.01.2019
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