Interview mit Thomas Kauer (CSU), Bezirksausschuss-Vorsitzender Ramersdorf-Perlach

Perlach/Neuperlach · Blick auf das neue Jahr

Gut informiert sein. Wichtig gerade auch für unsere Stadtteilbürgermeister. Thomas Kauer als Vorsitzender des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach zählt die Ausgaben des Münchner Wochenanzeigers zu seiner Standard-Lektüre. F: RedN

Gut informiert sein. Wichtig gerade auch für unsere Stadtteilbürgermeister. Thomas Kauer als Vorsitzender des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach zählt die Ausgaben des Münchner Wochenanzeigers zu seiner Standard-Lektüre. F: RedN

Perlach/Neuperlach · Das alte, ereignisreiche Jahr 2018 ist Historie. Stadt- und stadtteilpolitisch nicht weniger interessant dürfte auch der kommende 12-Monate-Abschnitt in 2019 werden. Grund genug, bei den politisch Handelnden an der Basis der Stadtbezirke nachzuhaken. Der Münchner Wochenanzeiger tut das auch heuer.

Herr Kauer, welche wesentlichen lokalpolitischen Entscheidungen stehen mit Blick auf den 16. Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach im neuen Jahr 2019 an?

Thomas Kauer: "Dominieren werden sicherlich wieder diverse Bauvorhaben, die uns das Wachstum der Stadt München lokal vor Augen führen. Als Bezirksausschuss bemühen wir uns dabei, Projekte verträglich und unter Einbeziehung der Nachbarn zu gestalten. Darüber hinaus wird es 2019 mit dem Sanierungsprojekt „Soziale Stadt“ in Neuperlach weitergehen und unser Stadtbezirksbudget startet in sein erstes volles Jahr."

Bei welchem Thema oder welchen Themen gibt es ernsten Dissens zwischen Stadtteil und Stadt? Und wie wäre dieser aufzulösen?

Thomas Kauer: "Die Stadtspitze muss endlich erkennen, dass diese Stadt vor allem an ihren Rändern wächst. Deshalb brauchen wir Stadtrandbezirke mehr Aufmerksamkeit und den Willen zu echter Problemlösung: Ob bei der Deckung von Schulbedarfen oder bei verkehrsrechtlichen Fragen – wir hören immer, dass alles zu bewältigen wäre. Die Wahrheit sieht dann oft anders aus. Aber wir müssen erleben, dass man sich zum Beispiel am Englischen Garten einen Luxustunnel leisten will, während in unserem Bereich des Mittleren Rings der Verkehr kollabiert oder wir jahrelang dafür kämpfen müssen, dass ein Bus auch mal eine Stunde länger fährt. Auflösen lässt sich dies kurzfristig nur durch mehr Aufmerksamkeit und Problembewusstsein. Mittel- und langfristig brauchen die örtlichen Entscheidungsgremien mehr Einfluss: Weg vom Rathaus und hinein in die Bezirke."

Welche Themen im Stadtteil Ramersdorf-Perlach werden 2019 nach Ihrer Einschätzung aus der Menge der Belange herausstechen?
Mir wäre hier insbesondere Ihre Draufsicht mit Blick auf die vom Bauwerber geplante und von der Bevölkerung heftig kritisierte Errichtung einer Biomasse-Anlage an der Schnittstelle zwischen Waldperlach und Neubiberg wichtig.
Wie sehen Sie hier die weitere (Projekt-)Zukunft? Lässt sich diese Anlage an diesem wohnortnahen Standort auf Sicht überhaupt verhindern?

Thomas Kauer: "Das spannende an der Lokalpolitik ist ja, dass immer wieder neue Themen auftauchen. Erfahrungsgemäß stechen aber die großen Bau- und Infrastrukturprojekte am meisten heraus, weil sie am meisten Bürger beschäftigen. Nehmen Sie die Bebauung des Siemens-Parkplatzes am Otto-Hahn-Ring oder die Überlegungen zur St.-Martin-Straße. Das sind beides Themen, die aktuell sehr große Unruhe ausgelöst haben. Wieder auf der Tagesordnung stehen werden der Trambahn- und der U-Bahnbetriebshof, der Großmengenwertstoffhof, die Entwicklung des Gewerbegebietes Perlach Süd. An all diesen Themen hängen dann auch immer viele Folgefragen dran.

Zur Biomasse-Anlage. Ich habe die Absicht zur Errichtung einer solchen Anlage in diesem Umfeld nie verstanden. Die Bevölkerung vor Ort, der Gemeinderat Neubiberg, der Bezirksausschuss und letztlich auch die Landeshauptstadt München haben das Vorhaben jeweils auch klar abgelehnt. Selbstverständlich steht dem Eigentümer der Rechtsweg offen – Dafür sind wir ja ein Rechtsstaat. Aber ich sehe vor Ort keine Realisierungschance und würde mir insofern wünschen, dass der Eigentümer das Grundstück einer für die Anwohner verträglichen, sinnhaften Entwicklung zuführt. Durch den vor Ort entstehenden U-Bahnbetriebshof werden die Straßenbeziehungen komplett neu geordnet. Auf diesen Zug würde ich aufspringen."

Wie sieht Ihre ganz persönliche Draufsicht mit Blickrichtung 2019 aus? Was haben Sie persönlich sich mit Fokus auf „Ihren“ Stadtteil vorgenommen?

Thomas Kauer: "Ich möchte Anstöße geben, die Gemeinschaft im Stadtbezirk weiter zu stärken. Dazu gehören Festivitäten wie das Neuperlacher Sommerfest oder die gezielte Unterstützung unserer Vereine und Initiativen mittels des Stadtbezirksbudgets. Mich bewegt auch die Frage, wie wir die Einbindung und Information der Bürger weiter stärken können. Alles steht aber unter der schwierigen Rahmenbedingung, dass der Stadtbezirk sehr groß ist und wir alle im Bezirksausschuss rein ehrenamtlich arbeiten."

Wagen wir noch eine kurze Rückschau auf 2018. Mit welchen Entwicklungen im Stadtteil sind sie besonders zufrieden? Was bereitet Kopfzerbrechen?

Thomas Kauer: "Sehr schön zu sehen ist, wie sich das Engagement der Bürgerinnen und Bürger entwickelt. Beispielhaft: Das Projekt „Waldperlach gestalten“. Da spannen sich Bürger und Vereine zusammen und überlegen sich, wie sie ihren Stadtteil besser machen können. Ich freue mich auch über gelungene Anstöße wie die Verbesserung der Einzelhandelsversorgung in Ramersdorf und in Neuperlach Süd. In bester Erinnerung bleibt auch die Erweiterung des PEP-Einkaufszentrums – das so ein echter Magnet wurde. Ärgern muss ich mich aber natürlich über das Unvermögen der Stadt, endlich ein Kulturhaus für Ramersdorf-Perlach zu schaffen. Dieses Problem steht leider sinnbildlich für den Raummangel, den wir mittlerweile bei sozialen und kulturellen Bedarfen haben. Schwer verständlich und vermittelbar vor dem Hintergrund, dass an jeder Ecke gebaut wird. Ärgernis bleibt auch der Renovierungsbedarfam Busbahnhof Neuperlach-Zentrum – besonders unter dem Stichwort Barrierefreiheit.

Es bleibt also für den Bezirksausschuss und seinen Vorsitzenden auch im kommenden Jahr allerhand zu tun. Herr Kauer, vielen Dank für dieses Gespräch.
RedN

Artikel vom 22.01.2019
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