Menschlichkeit ist gefragt

Gedanken zu Weihnachten von Diakon Karl Stocker

Diakon Karl Stocker ist schon seit einigen Jahren im Unruhe-Stand. Er lässt es sich aber nicht nehmen, auch weiterhin nach seinen Schäfchen zu schauen. 	Foto: Heike Woschee

Diakon Karl Stocker ist schon seit einigen Jahren im Unruhe-Stand. Er lässt es sich aber nicht nehmen, auch weiterhin nach seinen Schäfchen zu schauen. Foto: Heike Woschee

Putzbrunn · In meiner Kinder- und Jugendzeit war ich viele Jahre Ministrant in meiner Heimatgemeinde St. Sylvester in München-Schwabing. Das war eine herrliche Zeit! Diese Gemeinschaft hat mich zeitlebens geprägt.

Was mir von dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben ist, war, dass wir Ministranten alle Jahre bei der Christmette das Jesuskind zur Krippe tragen durften.

Dabei sangen wir zahlreiche Weihnachtslieder und hörten das Weihnachtsevangelium nach dem Evangelisten Lukas: »Es begab sich aber zur der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Maria gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“. Lukas 2, 1 bis 10 In vielen Krippenspielen unserer Kinder in Kitas, Schulen und Gottesdiensten wird diese Herbergssuche dargestellt. Es berührt Kinder und Erwachsene immer wieder, dass unsere Welt Gott keine Heimat bereitet hat.

Ich denke in diesen Momenten sehr intensiv an die Menschen, die in unserer vielfach wohlhabenden Zeit „heimatlos“ sind. Und das sind meist nicht nur Flüchtlinge, die aus anderen Ländern zu uns kommen, sondern auch Menschen, die sich in unserer Gesellschaft nicht zurechtfinden und dem Leistungsdruck nicht standhalten können; leider. so zeigt es die Erfahrung, werden das immer mehr.

Diese Menschen wissen meist nicht, wo sie hingehören. Sie haben oft keine Menschen um sich, die sie so annehmen, wie sie sind, die sie anhören, von denen sie gute Worte, Worte der Liebe hören. In unserer Gesellschaft wird vieles oft nur nach Kosten und Nutzen bewertet; wenn es Probleme gibt, schauen viele weg.

Nicht nur nach den Kosten schauen

Menschlichkeit und Miteinander sind aber gefragt, um das Leben jedes Einzelnen von uns erfüllter zu machen; wir spüren es doch manchmal zur rechten Zeit, dass uns materielles Wohlergehen allein nicht erfüllt. Uns ohne Gegenleistung um Menschen zu kümmern, die unsere Hilfe brauchen, ist nicht nur an Weihnachten wichtiger denn je.

Öffnen wir unsere Herzen, und das nicht nur an Weihnachten

Wenn wir mit offenen Augen durch die Welt gehen, ergeben sich viele Möglichkeiten, dies zu tun. Wenn wir auf diese Weise teilen, werden wir selbst die Tiefe des Lebens erfahren. Dazu gehört eine innere Bereitschaft! Wagen wir es, öffnen wir unsere Türen und Herzen! Deshalb lautet mein Wunsch und meine Botschaft: Lassen wir Gott in unsere Häuser und Wohnungen, lassen wir uns anrühren, dann wird unser Leben heil. Der Lyriker und Mystiker Angelus Silesius (1624 -1677) hat es vor langer Zeit anders ausgedrückt: „Das Licht der Herrlichkeit scheint mitten in der Nacht. Wer kann es sehn? Ein Herz, das Augen hat und wacht“. Diese Bereitschaft, verbunden mit weihnachtlicher Freude und Erfüllung wünsche ich Ihnen!

Karl Stocker, Diakon i.R. in den Pfarrverbänden VIER BRUNNEN und Ottobrunn

Artikel vom 25.12.2018
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