Weihnachtsbotschaft von Pfarrerin Kathrin Frowein

"Christ, der Retter ist da!"

Pfarrerin Kathrin Frowein von der Evangelischen Laudategemeinde Garching schreibt die Weihnachtsbotschaft für die Leser der Münchner Nord-Rundschau. Foto: Daniel Mielcarek

Pfarrerin Kathrin Frowein von der Evangelischen Laudategemeinde Garching schreibt die Weihnachtsbotschaft für die Leser der Münchner Nord-Rundschau. Foto: Daniel Mielcarek

Garching · Bei meinen Eltern wurden wir Kinder an Heiligabend mit einem Glöckchen zur Bescherung gerufen. Deswegen klingt sie verheißungsvoll; wenn es bimmelt, sieht man im Geiste vielleicht schon den Christbaum vor sich, und Berge von Geschenken...

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Aber - wenn wir die "großen Schwestern" dieser kleinen Glocke im Turm draußen einschalten, da kann das Glöckchen hier akustisch nicht mithalten; im Vergleich dazu ist ihr Ton nur eine Andeutung. Unser Weihnachtsfest ist wie ein Bescherungsglöckchen. Es ist das Fest der Geburt von Jesus und wenn Jesus wirklich wahrer Gott und wahrer Mensch gewesen ist - dann muss er irgendwann geboren worden sein. Ganz wichtig und von der Bedeutung her nicht zu vergleichen mit einer rein menschlichen Geburt.

Aber dem Konzert der riesigen drei Glocken draußen am Turm entspricht die Bedeutung der Lehre von Jesus - da spielt die wahre Musik! Darauf kommt es an, davon müssen wir wissen und da entsteht unser Glaube. Die Leute haben schon vor zweitausend Jahren auf den Retter gewartet, den König, den Erlöser. Und was kriegen sie? Ein Baby! Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Wasserrohrbruch. Sehnsüchtig erwarten Sie den Klemptner, den Retter aus Ihrer Not, und jetzt bringt er Ihnen jemand ein Baby! Und sagt, warten Sie´s ab, wenn das Kleine da groß ist, dann erst wird er Ihre Rohre reparieren.

Das klingt doch zynisch; die Not auf dieser Welt ist viel größer als ein Wasserrohrbruch. Die Menschen flehen um den Retter! Dann ist der Retter endlich da, aber er ist ein Säugling! Ist das zynisch? Seit 300 nach Christus feiert man Weihnachten und immer wieder singen die Menschen "Christ, der Retter ist da!" - und nach dem Heiligen Abend bleibt alles beim Alten. Ist das zynisch? Unser guter Gott ist nicht zynisch. Er hat viel Geduld mit uns und er weiß, wir haben nicht besonders viel Geduld. Auch nicht mit Gott.

Vermutlich auch die Leute damals nicht: Das Kind in der Krippe ist der Retter. Und dann sollen die Menschen nachher schlappe dreißig Jahre warten bis zum Kreuz und der Auferstehung und dann nochmal tausende von Jahren, bis Jesus wiederkommt? Kann nicht sein. Christ, der Retter, ist da!? Wenn mich jemand bittet, gib mir einen Apfel! - dann halt ich ihm keinen Apfelkern hin und sag, pflanz ihn ein, lass das Apfelbäumchen wachsen und schon kannst du einen Apfel ernten. Jemandem tun die Füße weh. Er braucht einen Stuhl, um sich zu setzen.

Da halt ich ihm keine Eichel hin und sag, pflanzt sie ein, lässt den Baum wachsen, und aus dem Holz schreinerst du dir dann einen Stuhl. Das wäre zynisch. Und so ist Gott nicht. So kann es nicht gemeint sein, wenn wir das Kind in der Krippe anschauen und uns freuen, dass Gott Mensch geworden ist. Sondern eher so wie bei meiner kleinen Glocke und den großen, lauten Glocken draußen im Turm - denn die können ja gleichzeitig klingen.

Aber wir sitzen hier nicht auf dem Trockenen seit der Erdenzeit Jesu und warten und warten und warten, wann er denn endlich wiederkommt oder wann wir in den Himmel kommen - sondern wir können uns jetzt dem Konzert seiner Offenbarung aussetzen, im Zusammenspiel. Ich denke an die Bibel, das Kirchenjahr, die Schöpfung; die Liebe der Menschen zueinander, die Kunst und die Musik, die Sakramente - und ein wenig offenbart sich Gott in jedem Menschenkind. In den süßen Neugeborenen und manchmal auch in jedem und jeder von uns. Christus, der Retter ist da! Ich wünsche Ihnen allen fröhliche Weihnachten.

Ihre Pfarrerin Kathrin Frowein, Evangelische Laudategemeinde Garching

Artikel vom 25.12.2018
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