Gott ist Kind geworden

Die Weihnachtsbotschaft von Pfarrer Thomas Gruber

Pfarrer Thomas Gruber aus dem katholischen Pfarrverband Hallbergmoos-Goldach schreibt die Weihnachtsbotschaft im Landkreis-Anzeiger. Foto: privat

Pfarrer Thomas Gruber aus dem katholischen Pfarrverband Hallbergmoos-Goldach schreibt die Weihnachtsbotschaft im Landkreis-Anzeiger. Foto: privat

Hallbergmoos · Wie verspielt und lebendig zeigt sich Jesus in den unzähligen Krippen, die ihn als kleinen Menschen darstellen und klar machen, dass Gott als Kind auf die Welt gekommen ist.

Besinnliche Weihnachtsbotschaften zum Jahr 2018
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Es geht an Weihnachten mit dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes auch im Wesentlichen um das Kindsein. Das Bild zeigt Gott als Kind - mit all seiner Lebendigkeit, die Kinder haben. Gott geht in das Leben hinein, weil er selbst der Geber allen Lebens ist.

Jeder Mensch besitzt in sich ein inneres Kind, das heißt einen seelischen Ort, wo ich mit dem Leben in Berührung bin, wo ich mit meinem Inneren verbunden bin, ja, wo ich ich sein darf. Das Leben bringt den Menschen im Laufe der Zeit mit vielen Regeln, Gepflogenheiten, Selbstschutzmaßnahmen, und was es sonst noch so alles gibt, was einem zu einem Individuum macht, in Verbindung. Doch das alles schneidet von diesem „Inneren Kind“ ab. Das Kind in uns ist gerne mal eingesperrt, wenn oder weil es nicht zu den Konventionen unserer Gesellschaft passt.

„Irgendwo tief in mir bin ich ein Kind geblieben. Erst dann, wenn ich's nicht mehr spüren kann, weiß ich, es ist für mich zu spät“, singt der Schlagersänger Peter Maffay in seinem wohl berühmtesten Kinderlied aus dem Musical „Tabaluga“. Eine Liedzeile, die Dramatik in sich hat und keineswegs banal ist - selbst wenn es auf den ersten Anschein so klingen mag.

In uns liegt die von Gott geschenkte Kraft des Lebens, das im Kindsein sicherlich noch ganz unverbraucht in diese Welt tritt. Wie oft seufzen wir: „Ach, könnte ich doch noch einmal so richtig Kind sein!“ und drücken damit aus, wie sehr wir uns nach der inneren Kraft zum Leben sehnen. Und, wie viel verlieren wir, wenn das Leben uns abschleift, und wir aus Enttäuschung oder gar Bitterkeit unser inneres Kind dann „wegsperren“? Mit Weihnachten setzt Gott selber - mit seiner Kindwerdung - ein Zeichen, dieses Kind in uns nicht zu vergessen.

Das innere Kind wurde in der Psychologie bereits als Quellort der menschlichen Seele entdeckt. Dieses innere Kind kann z. B. tiefe Verletzung in sich tragen, wenn die frühe Erfahrung von fehlender Liebe sich in die Seele förmlich eingebrannt hat. Wie schmerzhaft bleibt das Leben, wenn Eltern von ihren Kindern zu viel Leistung erwarten, anstatt dass sie Geborgenheit und Liebe schenken?

Oftmals hätten viele die Aufgabe, dieses verletzte Kind in sich auszugraben und in vergebender Weise lieben zu lernen - ja die Selbstliebe neu zu lernen. Doch Weihnachten stellt uns vor allem auch das „Göttliche Kind“ vor. Das göttliche Kind, das in uns wohnt, ist ein Kind des gewaltigen Vertrauens, einer Vertrauenskraft, die irdisch nicht bemessen werden kann.

Das göttliche Kind in uns sprengt die Fesseln unseres natürlichen Misstrauens. Das Misstrauen schleicht sich auf Grund der Erfahrung immer wieder ein; doch ursprünglich ist es dem Menschsein nicht. Unsere Seele hat einen anderen Kern.

Gott wurde Mensch, ja, Kind, um dieses göttliche Kind in uns zu heben. Gott zeigt uns mit seinem Sohn, dass wir durch Gottes Geist ein gewaltiges überirdisches Potenzial in uns tragen. Ein Kind ist uns geschenkt, ein Heiland ist uns geboren, sein Name ist Immanuel. Gott mit uns - oder auch Gott in uns (vgl. Jesaia 7,14). In unserem Kindsein steckt Gott mit all seinem lebendig machenden Geist.

Der Gedanke des inneren Kindes erscheint mir sehr wertvoll, um auch einen inneren Weg von Heilung und Selbstfürsorge gut zu gehen. Das Kind in uns will wieder angeschaut werden, weil Gott Kind geworden.
Pfarrer Thomas Gruber

Artikel vom 24.12.2018
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