Bevor das Wasser kommt

Kommunen im Kreis in Sachen Hochwasserschutz uneins

Der Strogenkanal ist ein Knackpunkt, auch wenn er auf dem Bild nicht so aussieht. Steigt hier der Pegel haben die Menschen rechts und links in den Häusern Sorge. Foto: kw

Der Strogenkanal ist ein Knackpunkt, auch wenn er auf dem Bild nicht so aussieht. Steigt hier der Pegel haben die Menschen rechts und links in den Häusern Sorge. Foto: kw

Erding · Die Erkenntnis ist so banal wie immer wieder überraschend: Wasser fließt bergab. Und weil das so ist, haben Maßnahmen zum Hochwasserschutz immer wieder auch mehr oder weniger direkte Auswirkungen auf die jeweils flussabwärts gelegenen Gemeinden.

Beispiel Ottenhofen: Seit Jahren schon macht Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD) mit einem Bebauungsplan für den Ortsteil Herdweg herum. Die große Kreisstadt Erding, wo riesige Flächen zwar baureif wären, aber wegen der Hochwassersituation seit 2013 brach liegen, mit allen Folgen auch für den Grundstücksmarkt, bestand auf einem Gutachten, das darlegen soll, dass dieser Bebauungsplan für Herdweg keine Auswirkungen auf die Lage in der Herzogstadt hat.

In Ottenhofen wird dieses Vorgehen zunehmend als Schikane empfunden, denn die Gemeinderäte dort können sich beim besten Willen nicht erklären, welche Auswirkungen dieses kleine Gewässer, um das es hier geht, auf Erding haben kann. Das Gutachten, das inzwischen vorliegt – und im Übrigen Ottenhofener und nicht Erdinger Geld gekostet hat – gibt ihnen hier Recht: Auswirkungen seien nicht erkennbar, heißt es da.

Ganz anders die Lage am anderen Ende des Landkreises, wo der Markt Wartenberg nach jahrelangem Hin und Her ein Hochwasserschutzkonzept für den Ortsteil Pesenlern so weit gebracht hat, dass die Marktgemeinde in das Planfeststellungsverfahren einsteigen kann – Neuland für Wartenberg, denn bisher gingen größere Planungen immer ohne.

Die Planer können jetzt nicht einfach das Wasser um Pesenlern herum in die Strogen leiten, denn die fließt weiter in die Nachbargemeinde Langenpreising. Die Gemeinde sei, meinte jetzt erst wieder Bürgermeister Peter Deimel (FW), bei dem Hochwasser 2013 „mit einem tiefblauen Auge davongekommen“. Es hätten gerade mal zehn Zentimeter gefehlt, dann wäre das Wasser dort in die Keller gelaufen. Darum schaut natürlich Langenpreising genau darauf, was strogenaufwärts passiert.

Immerhin: Dort hat das Planungsbüro an die flussabwärts liegenden Gemeinden gedacht, lässt das Wasser nicht einfach durchschießen, sondern hat Drosselelemente und Rückhaltezonen eingeplant, die teilweise sogar deutlich vergrößert werden. Das Wasserwirtschaftsamt hat nach Auskunft von Bürgermeister Manfred Ranft (FW) aber schon abgewinkt: Langenpreising sei an dem Planfeststellungsverfahren, das Anfang 2019 anlaufen soll, nicht zu beteiligen, weil die Wassermenge nicht zunehmen werde.

Nun macht es aber einen Unterschied, ob eine bestimmte Hochwassermenge in einer halben Stunde in die Strogen und damit Richtung Langenpreising läuft, oder ob sich das über fünf Stunden verteilt. Dem wollte auch Ranft nicht widersprechen.

Deimel jedenfalls wird auf die Nachbargemeinde zukommen, denn eine jetzt geforderte Maßnahme hat mit großer Wahrscheinlichkeit Auswirkungen auch auf Langenpreising: Bei einer Versammlung wurde gefordert, die Ablaufleistung der Strogen zu verbessern, indem diese ausgebaggert wird. Und da treffen sich die beiden Bürgermeister dann wieder beim Wasserwirtschaftsamt, denn genau das will Deimel seit Jahren schon in seiner Gemeinde auch.

Ranft in besagter Versammlung: „Die sind da etwas zögerlich.“ Das war noch harmlos ausgedrückt, denn ein paar Tage zuvor hatte Deimel in der Bürgerversammlung schon etwas verzweifelter geklungen: „Ich komm‘ da einfach nicht weiter!“ Das wird vielleicht Gründe haben, denn die Strogen endet nicht in Langenpreising, sondern fließt weiter – bergab, versteht sich. kw

Artikel vom 14.12.2018
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