Weihnachten mit Sehnsucht

Die Weihnachtsbotschaft von Pfarrer Bernhard Götz

Pfarrer Bernhard Götz von der Evangelischen Olympiakirche schreibt die Weihnachtsbotschaft für die Leser von der Münchener Nord-Rundschau. Foto: Daniel Mielcarek

Pfarrer Bernhard Götz von der Evangelischen Olympiakirche schreibt die Weihnachtsbotschaft für die Leser von der Münchener Nord-Rundschau. Foto: Daniel Mielcarek

Olympiadorf · Hammer, Amboss, Steigbügel – klingt nach Schmiede und Werkstatt. Aber es sind auch die kleinsten Knöchelchen des Menschen. Hinter dem Trommelfell tastet der Hammer die Schwingung ab, der Amboss leitet sie weiter und der Steigbügel sorgt für die Übertragung ins Innenohr.

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Dort entsteht ein Nervenimpuls. Anders ausgedrückt, ein Ton ist nichts anderes als ein bisschen schwankender Luftdruck. Und doch, dieses bisschen Luftdruck löst oft eine Menge Gefühl aus. Und die Adventszeit ist voller solcher Luftdruckschwankungen. Überall rieselt leise der Schnee, das Christkind kommt in allen möglichen Supermärkten und alle Jahre wieder grünt auch der Tannenbaum. Alle diese Töne gehören in die staade Zeit.

Und dann sind da noch die ganz wichtigen, die unvergesslichen, fest eingebrannten Töne, wo Hammer, Amboss und Steigbügel mehr machen, als nur ein bisschen Luftdruck zu verteilen. Mein wichtigster Ton ist das Weihnachtsglöckchen, wenn der Weihnachtsengel das Weihnachtszimmer freigibt. Sie erinnern sich? Manches Kind hat ihn dann auch gesehen, diesen Weihnachtszimmerengel. Der verstohlene Blick ins Zimmer, die Lichter, noch ist kein Geschenk ausgepackt. Fast ist es, als hätte dieser Ton des Glöckchens die Zeit stillstehen lassen.

Vielleicht ist es das, was viele Menschen an Heilig Abend in einen Gottesdienst gehen lässt, diese Weihnachtstöne zu hören, die für einen Augenblick die Zeit anhalten. Die von dieser Geschichte, von diesem Kind in der Krippe erzählen. Vielleicht kommt einer nur aus Neugierde, ein anderer, weil ihn die mächtigen Töne der Engel vom Frieden auf Erden beeindrucken und wieder andere, weil sie hoffen, dass danach alles anders klingen wird. So war es auch bei den Hirten, Menschen am Rande, ohne Ansehen. Sie werden Zeugen dessen, was in Bethlehem geschehen ist. Sie sind aufgebrochen und kamen eilend.

Und auch, wenn wir wissen, dass Weihnachtshoffnung und Weihnachtswirklichkeit oft weit auseinander klaffen. Auch wenn es scheint, als würde da nichts zusammenpassen, ich wollte nicht ohne Hoffnung leben. Denn sie ist es, die uns aufstehen lässt gegen den Tod, die Verwüstung, die Hoffnungslosigkeit. Menschen machen sich auf den Weg, engagieren sich, nehmen an einander Anteil. Wie die Hirten nicht einfach still im Alltag bleiben, sondern sich in Bewegung setzen, setzt dieses Kind in der Krippe Menschen in Bewegung. Wenn Friede und Licht kommen sollen, dann braucht es unsere Antwort.

Fängt mit einem guten Wort und einem offenen Ohr für andere an. Oder mit Engagement in einem Projekt. Dadurch verändert sich vielleicht nicht immer gleich sehr viel. Aber dieses Kind in der Krippe hat ein Feuer in die Welt gesetzt, das um die Erde wandert und Menschen anfacht und verändert. Von Glaube, Liebe und Hoffnung hat dieses Kind später als Mann gesprochen. Und immer wenn Menschen ganz unten waren, dann hat Liebe und Hoffnung Neues entstehen lassen. Friede ist dort, wo Gott in Liebe zu den Menschen kommt. Das ist ein Gegenentwurf zu allen weltlichen Versuchen, Herrschaft auf Gewalt aufzubauen, Leben nur der Gier zu widmen. Deshalb ist Weihnachten mit Sehnsucht verbunden.

In der Weihnachtsgeschichte wird sie wahr. Aber anders als wir es uns vorstellen. Im Stall von Bethlehem ist besiegelt, dass Gott nicht fern ist. Es ist gut, auf diese weihnachtliche Friedenshoffnung zu vertrauen, dass sich Gottes Liebe am Ende doch durchsetzen wird. Dann klingt Weihnachten immer wieder neu.

Bernhard Götz, Pfarrer in der Evangelischen Olympiakirche

Artikel vom 24.12.2018
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