Acht Azubis übernehmen die Leitung der Stadtbibliothek Moosach

Sturmfreie Bibliothek

Jovan findet den Kontakt mit den Besuchern wichtig. So kann er und sein junges Team Verbesserungen an der Stadtbibliothek durchführen. Foto: Daniel Mielcarek

Jovan findet den Kontakt mit den Besuchern wichtig. So kann er und sein junges Team Verbesserungen an der Stadtbibliothek durchführen. Foto: Daniel Mielcarek

Moosach · Drei Generationen gehen gemeinsam in die Moosacher Stadtbibliothek: Mutter, Oma und Enkel. Ein junger Mitarbeiter namens Jovan geht zu ihnen vor und fragt sie freundlich, ob er denn behilflich sein könnte.

Sie orientierten sich gerade recht schnell an dem neu gestalteten DVD- und Blu Ray-Regal, deshalb brauchen sie keine Hilfe. Sie werden nun gefragt, ob ihnen denn in letzter Zeit etwas aufgefallen ist. "Die DVDs sind besonders gut geordnet", antworten sie und schauen etwas verdutzt. Der Junge lüftet das Geheimnis: "Ich bin Azubi und gemeinsam mit sieben weiteren Azubis leiten wir sechs Wochen lang die Moosacher Stadtbibliothek!"

Wollte die eigentliche Leitung etwa vorzeitig Weihnachtsferien machen? Nein, es handelt sich hier um eine besondere Art des Praktikums, das im dritten Lehrjahr des Ausbildungsganges "Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Bibliothek" ansteht. Hier dürfen sie sich so richtig austoben und ihr Gelerntes im echten Bibliotheks-Leben umsetzen. In den letzten Jahren fand das ungewöhnliche Projekt in Berg am Laim und Waldtrudering statt.

Der Truderinger Jovan fühlt sich in Moosach wohl. "Wir haben schon einiges umgebaut, wie die Kinder- und Jugendecke und haben das ein oder andere Medium aus dem Bestand raus- oder reinsortiert." Der 20-Jährige war selbst vor Kurzem noch Kind bzw. Jugendlicher, daher weiß er, wie sie "ticken": "Wir müssen benutzerfreundlich denken." Er setzt mit seinen Kollegen seine Ideen um, damit möglichst alle Altersgruppen vom Medienbestand der Bibliothek profitieren. "Jede Bibliothek ist anders: Hier in Moosach ist sie größer als so manch andere und die Arbeitsplätze werden stets gut genutzt."

Wie sieht seiner Meinung nach die Bibliothek der Zukunft aus? Wird es überhaupt noch Bücher geben? "Ja!", ist seine klare Antwort. "Der Buchhandel läuft ja nach wie vor gut, viele wollen auf das Gefühl nicht verzichten, ein reales Buch in der Hand zu halten." Eine Geschichte nimmt man schließlich mit allen Sinnen wahr, fügt er hinzu. Er liest gerne klassische Bücher und nutzt die anderen Medien komplementär. Doch für einige überwiegen die Vorteile von E-Books, etwa weil sie platzsparender sind. "Bücher werden aber niemals aussterben."

Er sagt, dass es "Open Libraries" geben könnte, also Bibliotheken, die rund um die Uhr offen sind, bei denen nicht immer Personal vorhanden ist, man aber die Medien nach wie vor selbst verbuchen kann. Multimediale All-in-one-Geräte könnten auch zur Zukunftsmusik gehören. Wie es sein wird, werden wir sehen. Die Azubi-Generation wird sie mitgestalten. "Aber zunächst passen wir darauf auf, dass die Moosacher Stadtbibliothek nach unserer verbliebenen Zeit ohne die Leitung noch immer stehen wird!", scherzt er.
Daniel Mielcarek

Artikel vom 13.12.2018
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