Münchner Stadtjugendamt noch unentschlossen: Jugendtreff oder Fanprojekt?

Wer zieht ins Tramhäusl?

Schwabing/Olympiapark · Einsam und verlassen steht es da und wartet auf neue Bewohner: das Tramhäusl. Vor Jahren schon ist der kleine Flachbau in der Wendeschleife der Tram am Olympiapark aufs »Abstellgleis« geschoben worden. Als Stehcafe und Warteraum wird er nicht mehr gebraucht.

Umso mehr jedoch als Jugendtreff. Seit 15 Jahren macht sich der Bezirksausschuss Neuhausen dafür stark, hier ein Zentrum für Jugendliche aus den angrenzenden Stadtteilen einzurichten. Zunächst ohne Erfolg. Im Juli 2000 dann der scheinbare »Durchbruch«: Der Kinder- und Jugendausschuss des Stadtrats beschloss, das Tramhäusl für die mobile Jugendarbeit zu nutzen. Doch passiert ist seither nichts.

Im Gegenteil: Vor einigen Wochen brachte das Jugendamt eine neue Idee ins Spiel: Das sogenannte »Fanprojekt« zur Reintegration jugendlicher Hooligans soll übergangsweise ins Tramhäusl einziehen – solange, bis das Fröttmaninger Stadion fertig ist. »Ein Umbau zum Jugendtreff ist bei der derzeitigen Haushaltslage ohnehin nicht möglich«, erklärt Dr. Hubertus Schröer, der Leiter des Stadtjugendamtes. Rund 750.000 Euro wären nach Schätzung des Baureferats notwendig für eine grundlegende Sanierung des Häus-chens. Das Fanprojekt hingegen würde in Eigenregie eine notdürftige Renovierung vornehmen.

»Das können unsere Jugendlichen auch«, kontert Ingeborg Staudenmeyer (SPD), die Chefin des BA Neuhausen. Sie hält den Kostenvoranschlag der Stadt ohnehin für überzogen. »Für das Geld könnte man sich eine Villa bauen«, meint sie und ist verärgert: »Es kann doch nicht angehen, dass der Stadtrat Beschlüsse fasst, die er dann wieder aufhebt, um etwas ganz anderes zu beschliessen.« Derselben Ansicht ist auch Stadträtin Angelika Gebhardt (SPD). Sie verweist vor allem darauf, dass im Umfeld des Tramhäusl rund 600 Jugendliche leben, für die es laut Jugendamt kein wohnortnahes Angebot gibt. In den nächsten Jahren wird sich diese Zahl noch beträchtlich erhöhen, da in der Siedlung am Ackermannbogen rund 2250 weitere Wohnungen entstehen.

Genau deswegen hält auch Dr. Walter Klein (SPD), der Chef des BA Schwabing-West, den Jugendtreff für unerlässlich: »Unsere Schwabinger Einrichtungen sind bereits alle überlastet. Je größer die neue Siedlung wird, umso notwendiger brauchen wir das Tramhäusl.« Vor diesen berechtigten Einwänden kann sich auch das Jugend-amt nicht verschließen. Wie Hubertus Schröer den Schwabinger Seiten mitteilte, wolle man die ganze Sache noch einmal gründlich überdenken. Für das Fanprojekt, das alle Beteiligten als nützliche Einrichtung be-trachten, ließe sich vielleicht doch eine andere Übergangslösung finden. rme

Artikel vom 28.02.2002
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