Anwohner genervt: Verkehrs-Chaos und totale Überwachung am US-Konsulat

Ausnahmezustand

Maxvorstadt · Absperrgitter, Überwachungskameras, Panzer und Polizisten mit dem Maschinengewehr im Anschlag – all das gehört seit dem 11. September zum Alltag rund um das amerikanische Generalkonsulat an der Von-der-Tann-Straße.

Was für die Konsulatsmitarbeiter die Sicherheit gewährleistet, ist für die Anwohner inzwischen zum Albtraum geworden. »Seit Monaten wird fast jede unserer Bewegungen überwacht«, klagt eine Anwohnerin. Jedesmal wenn sie einen Karton aus ihrem Auto lädt oder ihren Müll entsorgt, ist sogleich ein Polizist zur Stelle, um den Inhalt der Pakete zu überprüfen.

Ständige Ausweiskontrollen sind ohnehin an der Tagesordnung. Und dann der Wachturm, der vor einigen Tagen auf dem Areal errichtet wurde! »Wir kommen uns vor wie an der früheren Zonengrenze«, schimpft ein Anwohner. Auch für den Kindergarten »Josephinum« in der Schönfeldstraße hat das viele Unannehmlichkeiten mit sich gebracht. »Die Kinder sind verstört wegen der Polizisten mit den Maschinengewehren«, erzählt Leiterin Caroline Busquet.

»Und die Eltern haben Schwierigkeiten, ihre Kinder zu uns zu bringen, weil sie auf der Straße nicht mehr mit dem Auto halten dürfen. Nun sind auch die Erzieherinnen dazu übergegangen, ihre Einkäufe für den Kindergarten im Leiterwagen zu transportieren. Überhaupt ist das Autofahren in der Umgebung des Konsulats zur Tortur geworden. Wegen der Sperrung der Königinstraße und der Einbahnregelung in der Schönfeldstraße müssen die Anwohner den Umweg über das Siegestor nehmen, um in die Innenstadt zu gelangen. Dazu leiden sie unter dem permanenten Rückstauungen in der Hahnenstraße – einem schmalen Verbindungs-Gässchen zum Altstadtring. Bisher diente es nur als »Schleichweg« für die Anwohner.

Doch durch die neue Verkehrsregelung ist das Gässchen zur Schleuse für den gesamten Verkehr des Viertels zwischen Isar und Ludwigsstraße geworden. Ein Müllfahrzeug genügt bereits, um an diesem Nadelöhr ein Verkehrs-Chaos auszulösen. Das schlimmste: Es besteht keinerlei Aussicht, dass sich die Lage in absehbarer Zeit bessern wird. Das bestätigt auch die zuständige Polizeiinspektion. "Die Sicherheit des Konsulats hat für uns immer oberste Priorität«, erklärt Präsidiumssprecher Günther Kreit.

Dennoch hat die Polizei auch Verständnis für die Nöte der Anwohner. »Wir versuchen, mit ihnen Kontakt zu halten und gemeinsam Lösungen zu finden.« So hält er es durchaus für denkbar, die Einbahnstraßen-Regelung in der Schönfeldstraße aufzuheben. Doch ansonsten bleibt ihm nicht viel anderes übrig, als weiter auf das Verständnis und die Geduld der Anwohner zu hoffen. Denn, so Kreit: "Sicherheit hat immer ihren Preis." rme

Artikel vom 28.02.2002
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