Anfangen mit dem Aufhören

Seit drei Jahren bietet das Blaue Kreuz Sprechstunden in Sauerlach an

Die Beratungsstelle des Blauen Kreuzes in Ottobrunn bietet seit drei Jahren Außensprechstunden in Sauerlach und seit zwei Jahren in Deisenhofen an. Im Einsatz: Linda Barth, Sabine Gutscher, Ursula Mocker-Schulz und Alexandra Mair (v. l.). F: hw

Die Beratungsstelle des Blauen Kreuzes in Ottobrunn bietet seit drei Jahren Außensprechstunden in Sauerlach und seit zwei Jahren in Deisenhofen an. Im Einsatz: Linda Barth, Sabine Gutscher, Ursula Mocker-Schulz und Alexandra Mair (v. l.). F: hw

Sauerlach/Deisenhofen · Manchmal schleicht die Sucht auf leisen Sohlen in das eigene Leben. Wer für sich feststellt, dass er beispielsweise regelmäßig mehr trinkt, als ihm gut tut, immer neue Ausflüchte sucht, warum der Griff zur Flasche immer früher stattfindet, wenn man eigentlich keine Wahl mehr hat, als dem Verlangen nachzugeben, ist es Zeit sich professionelle Hilfe zu suchen, um aus dem Teufelskreis auszubrechen.

Süchtig sein kann man indes nicht nur nach Alkohol oder Drogen, auch Glücksspiel oder Medienkonsum können süchtig machen, mit allen Konsequenzen, die auch eine Alkoholsucht nach sich ziehen kann. Seit drei beziehungsweise zwei Jahren sorgt das Blaue Kreuz, das eine Beratungsstelle in Ottobrunn betreibt, mit seinen Außensprechstunden in Sauerlach und Deisenhofen dafür, dass man auch hier anfangen kann mit dem Aufhören.

Betroffene, egal ob in Form von Menschen mit Suchtproblemen oder deren Angehörige, finden beim Blauen Kreuz professionelle Hilfe und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte. Die Palette an Maßnahmen ist breit gestreut, sie reicht vom anonymen Gesprächsangebot über Gruppensitzungen bis hin zur Vermittlung von Plätzen im Entzug sowie die Begleitung während der Entwöhnung. Die Leitung des Ottobrunner Zentrums, Ursula Mocker-Schulz erklärt dazu: „Man unterscheidet bei Alkoholismus, der seit 1968 als Krankheit anerkannt ist, zwischen der körperlichen und der psychischen Abhängigkeit.“

Idealerweise wird der körperliche Entzug in der Fachklinik behandelt, lautet ihr Rat. Der psychische Entzug kann sowohl stationär als auch ambulant durchgeführt werden. Kein leichter Weg, bestätigt Ursula Mocker-Schulz, aber ein lohnenswerter: „Man kann Alkoholismus nicht heilen, aber zum Stillstand bringen und wie bei jeder anderen chronischen Krankheit lernen, damit zu leben.“

Wer sich beraten lassen will, findet immer ein offenes Ohr bei der sogenannten offenen Sprechstunde (ohne Voranmeldung). Sie findet in der Ottobrunner Stelle immer dienstags von 10 bis 11 Uhr statt. Die übrigen Sprechzeiten sind wie folgt: Mo., Di., Mi. und Fr. von 10 bis 12 Uhr sowie Do von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Selbstverständlich werden alle Gespräche vertraulich behandelt, unterliegen die Therapeuten der Verschwiegenheitspflicht. Auf Wunsch können die Angebote auch anonym genutzt werden. „Viele Menschen trinken, weil es ihnen anfänglich über ihren Stress hinweg hilft, weil sie sich einsam oder unglücklich fühlen und auch zunehmen, weil sie mit ihrem Job überfordert sind.

Gerade bei älteren Menschen ab 50 Jahren aufwärts ist Stress im Job ein häufiger Auslöser von Problemen, die dann mit beispielsweise Alkohol betäubt werden. Dabei gibt es auch andere Wege, mit diesen Gefühlen umzugehen“, verspricht Linda Barth, die die Außensprechstunden in Deisenhofen (jeden 1. und 3. Donnerstag von 9 bis 10 Uhr im Pfarrzentrum von St. Bartholomäus in der in der Ödenpullacher Straße 25) und in Sauerlach (jeden 2. und 4. Dienstag von 9 bis 10 Uhr im Rathaus Sauerlach in der Bahnhofsstraße 1) leitet.

Das kompetente Team in der Beratungsstelle versucht gemeinsam mit dem Klienten herauszufinden, welches die eigentlichen Ursachen für die Probleme sind und wie man sie auf anderem Wege lösen kann, als durch den Griff zur Flasche oder zur Medikamentenschachtel. Mit im Team ist auch Alexandra Mair, die unter anderem Patienten beim „Betreuten Einzelwohnen“ unterstützt. Zweimal in der Woche besucht sie ihre Schützlinge und hilft ihnen ihren Alltag zu regeln und Wege aus der Sucht weiter zu verfolgen.

Ansprechpartner sind die Fachkräfte aber nicht nur für die Betroffenen sondern auch für deren Freunde, Familie und Kollegen. „Rund ein Drittel der Besucher sind Angehörige und Freunde, die sich bei uns Hilfe suchen, denn auch das Umfeld ist immer von der Sucht mitbetroffen“, betont Ursula Mocker-Schulz. Während das Thema Alkohol eher Menschen ab 50+ betrifft, ist Mediensucht vor allem bei jungen Menschen sehr verbreitet. Hier ersetzt das Internet mit all‘ seinen Verlockungen und Zerstreuungen nach und nach das echte Leben. Bisweilen mit verheerenden Konsequenzen, wie das Team vom Blauen Kreuz zu berichten wissen. Das Angebot ist für die Klienten kostenfrei, finanziert wird die Arbeit durch den Bezirk Oberbayern, Leistungsträger wie beispielsweise die Rentenkasse und durch Spenden.

Weitere Informationen zum umfangreichen Angebot des Blauen Kreuz in Ottobrunn bekommt man unter Tel. 089/66593560 oder per E-Mail unter beratungsstelle@blaueskreuz-ottobrunn.de

„Wir haben jede Menge unterschiedliche Angebote, aber immer ein Ziel: Dem Patienten zu helfen“, fasst Ursula Mocker-Schulz die Arbeit des Blauen Kreuzes zusammen.

Artikel vom 07.11.2018
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