Neue digitale Freiräume

Realschule Poing erprobt private Nutzung von Handys im Schulalltag

Handys dürfen in Schulen nur in Ausnahmefällen privat genutzt werden. Die Dominik-Brunner-Realschule Poing (kleines Bild) testet, ob gewisse Freiräume möglich sind.	Foto: CC0, bs

Handys dürfen in Schulen nur in Ausnahmefällen privat genutzt werden. Die Dominik-Brunner-Realschule Poing (kleines Bild) testet, ob gewisse Freiräume möglich sind. Foto: CC0, bs

Poing · Ob in Bus und Bahn, daheim auf der Couch oder sogar auf der Straße – ohne Handy kommen heute vor allem jüngere Menschen kaum noch aus. Nahezu handyfreie Zonen jedoch sind die bayerischen Schulen, wo eine Nutzung für private Zwecke bisher nur in Ausnahmefällen erlaubt ist.

Ob es sinnvoll ist, den Schülern den Zugriff auf ihr Smartphone zu gestatten, möchte das Kultusministerium im begonnenen Schuljahr 2018/2019 in einem bayernweiten Schulversuch erproben, an dem sich auch die Dominik-Brunner-Realschule in Poing beteiligt.

»Im Schulterschluss mit Schulleitern, Lehrern, Eltern und Schülern und unter wissenschaftlicher Begleitung wollen wir Möglichkeiten ausloten, um neben der pädagogischen Nutzung im Unterricht auch dem Wunsch nach einem privaten Gebrauch von Smartphones im Schulalltag zu entsprechen«, betonte Kultusminister Bernd Sibler (CSU) zum Start des Projekts. 135 weiterführende Schulen in ganz Bayern, davon 24 Schulen in Oberbayern, erhalten demnach im noch jungen Schuljahr die Chance, eigenständig und praxisnah Regelungen zu erproben und alle Beteiligten vor Ort aktiv einzubinden. »Dabei begleiten und unterstützen wir sie gerne«, bekräftigte Sibler.

Für die Dominik-Brunner-Realschule in Poing, die – ebenso wie das benachbarte Sonderpädagogische Förderzentrum Seerosenschule – an dem Schulversuch mitmacht, erscheint diese Teilnahme »schlüssig und selbstverständlich«, erklärt Schulleiter Matthias Wabner. Seit der Eröffnung der Schule im Jahr 2010 befasse man sich intensiv mit modernen Medien. Auch am Projekt »Digitale Schule 2020« nimmt die Poinger Realschule teil. Den Schulversuch zur Handynutzung findet Wabner »spannend, weil er den Schülern gewisse Freiräume gewährt.« Bisher riskieren Schüler, die ihre Geräte auf dem Schulgelände einschalten, einen Verweis. Eine Folge des Projekts könnte sein, dass die Jugendlichen in den Pausen zur Entspannung über ihr Mobiltelefon mit Kopfhörern Musik hören.

Noch ist der Schulversuch in Poing allerdings in der Startphase, erläutert Matthias Wabner. Viele Fragen müssten geklärt werden – zum Beispiel: Wo dürfen die Handys genutzt werden? Von welchen Altersgruppen? Wichtig auch: Was ist alles erlaubt? Gestatte man etwa Ton- und Videoaufnahmen aus der Schule, könne es schnell passieren, dass diese im Internet landen, erklärt der Schulleiter. Um Regeln aufzustellen, sollen Schüler, Eltern und Lehrer beteiligt werden.

Die neu gewählten Schülersprecher können sich mit Ideen einbringen. Das Schulforum wird sich demnächst in seiner ersten Sitzung ebenfalls damit befassen. »Wir gehen an die Sache mit gutem pädagogischen Auge und mit gesundem Menschenverstand ran«, verspricht Matthias Wabner, der Verständnis für die Bedenken mancher Eltern hat.

Im Unterricht kommen die Smartphones in der Dominik-Brunner-Realschule übrigens bereits zum Einsatz: Einige Lehrer lassen ihre Schüler damit im Internet recherchieren, erzählt Wabner. Der Schulleiter selbst, der Deutsch und Erdkunde unterrichtet, ließ einmal Fünftklässler mit dem Handy einen Arbeitsauftrag als QR-Code abfotografieren. »Das sorgte für einen hohen Motivationsschub bei den Kindern«, berichtet der Pädagoge. »In ein paar Jahren werden Handys ohnehin normale Arbeitsgeräte sein.«

Der Schulversuch ist auf zwei Jahre angelegt, endet also mit dem Schuljahr 2019/2020. Fachlich begleitet und evaluiert wird er durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB). Jetzt liegt es vor allem an den Schülern, das Beste aus ihren neuen digitalen Freiräumen zu machen. Benjamin Schuldt

Artikel vom 03.10.2018
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