Bei einer großen Feldmesse wird die Ernte präsentiert

Schliersee · Erntedankfest im Museum

Die verschiedenen Feldfrüchte schmücken den Altar an Erntedank.                                                       Fotos: Dieter Schnöpf

Die verschiedenen Feldfrüchte schmücken den Altar an Erntedank. Fotos: Dieter Schnöpf

Schliersee/München · Haben Sie einen Garten? Dann wissen Sie bestimmt, dass die Ernteerträge von Jahr zu Jahr mehr oder weniger stark schwanken. Und selbst wenn Sie nur einen Basilikumstock in der Küche haben, werden Sie sicher auch schon einmal einen »Ernteausfall« gehabt haben.

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Das ist ärgerlich, aber kein Beinbruch. Man kann ja jederzeit Ersatz kaufen. Für unsere Vorfahren stellte sich das anders dar. Die Ernte war Lebens- und Wirtschaftsgrundlage. Denn zum einen musste die eigene Versorgung sichergestellt sein. Zum anderen konnten Überschüsse verkauft werden. Man war also auf eine gute Ernte angewiesen. Ein wichtiger Faktor war dabei das Wetter, das man natürlich nicht beeinflussen konnte. Die Bauern waren also sehr froh, wenn man im Herbst auf gute Erträge blicken konnte.

Andererseits war das aber auch mit sehr viel Arbeit verbunden. Wenn Sie Obstbäume haben, können Sie dieses Jahr sicher mitfühlen. Denn die Obsternte war gut, aber wollen Sie jeden Tag Apfelstrudel essen? Da hilft dann nur Trocknen oder Einkochen. Und das war früher selbstverständlich die Regel. Ein Großteil der Lebensmittel musste haltbar gemacht werden um im Winter ausreichend versorgt zu sein. Da wurde zum Beispiel Sauerkraut hergestellt, Kompott gekocht, Fleisch geräuchert, Gemüse eingekocht und vieles andere mehr.
Und wie sie sich vorstellen können, war man am Ende froh, wenn alles vorbei war und gleichzeitig dankbar, wenn es genug gab.

Beim Erntedankfest fiel die Anspannung ab. Man dankte Gott, der aus Sicht der Menschen damals verantwortlich für das Wetter war. Dafür wurden die Feldfrüchte prachtvoll auf den Altären aufgebaut und mit einem Gottesdienst dem Schöpfer die Ehre erwiesen.

In der Alpenregion ist Räuchern die bevorzugte Art, Fleisch haltbar zu machen.

Im weltlichen Bereich läutete das Erntedankfest den Herbst mit einer Reihe von Festen und Zerstreuungen ein. Die Menschen hatten etwas Zeit zu feiern, die Arbeit war für den Moment weniger.

So wird zum Beispiel auch das Kirchweihfest noch im Oktober gefeiert und viele Dulten und Märkte wurden um diese Zeit abgehalten. Auf den Märkten konnte man die Dinge erstehen, die man selbst nicht produzierte und die Produkte veräußern, von denen man mehr als genug hatte. Gleichzeitig waren die Festlichkeiten und Märkte eine willkommene Gelegenheit sich verschiedenste Neuigkeiten zu berichten, von landwirtschaftlichen Techniken bis hin zum belanglosen Ratsch. Letztendlich haben sich aus diesen Märkten im Herbst auch die Christkindlmärkte entwickelt.

Bei uns im altbayrischen Dorf feiern wir das Erntedankfest am 7. Oktober mit einer Feldmesse vor unserer Heilig Kreuz Kapelle.

Ich darf Sie herzlich einladen uns im Freilichtmuseum zu besuchen und Erntedank zu feiern, wie es in Bayern gute Tradition ist. Umgeben von den historischen Höfen können Sie sich bestimmt hinein versetzen in unsere Vorfahren und sich vorstellen, welch farbenfrohe Abwechslung Erntedank und die kommenden Feste im einfachen und oft kargen Leben der Landbevölkerung war. Die Kinder können mit »Wurlitz, dem kleinen Troll« auf Entdeckungsreise in den Herbstwald gehen und lernen dabei einiges über die Zusammenhänge in der Natur. Sie können währenddessen im Biergarten vor unserem altbayrischen Wirtshaus unser selbstgebrautes Museumsbier genießen.

Übrigens, auch das Bier ist letztendlich vom Ernteerfolg abhängig. So gab es in der Geschichte sogar schon Bierbrauverbote oder Beschränkungen für Weißbier wenn der Weizen knapp war und somit dringend für die Brotherstellung gebraucht wurde.

Bei uns müssen Sie sich keine Sorgen machen, das Bier aus unserer Museumsbrauerei geht nicht aus. Dankbar dafür darf man natürlich trotzdem sein, denn unser Leben im Wohlstand ist keine Selbstverständlichkeit. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 29.09.2018
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