Die Luft wird knapp

Den Feuerwehren gehen die Atemschutzgeräteträger aus

Kreis Erding · Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, finden bei den Feuerwehren landauf, landab regelmäßig Übungen statt. Doch was nutzt die intensivste Übung, wenn bestimmte Qualifikationen nicht ausreichend vorhanden sind? Die Feuerwehren im Kreis Erding verfügen über zu wenige Atemschutzgeräteträger. Und das macht den Einsatzkräften Sorgen.

Einmal mehr ist das Problem bei eben jenen Übungen, die früher Brandschutzwoche genannt wurden, deutlich geworden. Dabei werden größere, umfangreichere Einsätze durchgespielt, bei denen eine entsprechend große Schadenslage simuliert wird. Allein die Planung solcher Übungen verlangt von den Einsatzleitern einiges ab, denn die teilnehmenden Feuerwehren müssen im Rahmen ihrer technischen und personellen Möglichkeiten eingesetzt werden. Die einzelnen Feuerwehr-Angehörigen müssen das Gefühl behalten, dass ihr Einsatz auch Sinn macht. In Langenpreising ist das, stellvertretend für alle übenden Einheiten in dieser Zeit, exemplarisch gelungen. Kommandant Ludwig Denk konnte zudem ein Objekt auswählen, das für die Feuerwehren eine besondere Herausforderung darstellte, nämlich die neue Schule. Auch sowas wird gern genommen: Neue größere Objekte, an denen die Zusammenarbeit der einzelnen Feuerwehren geprobt werden kann. Was bei der Übung in Langenpreising allerdings deutlich wurde, gilt kreisweit, und Ludwig Denk hat das bei der anschließenden ausführlichen Manöverkritik dezent umschrieben: »Wir müssen mit den Atemschutzgeräteträgern haushalten.« Das Problem der oftmals fehlenden Tagesalarmsicherheit – wenn also für einen Einsatz tagsüber nicht genügend Rettungskräfte zur Verfügung stehen, weil sie als Pendler nicht am Ort arbeiten – könne sich dramatisch verschärfen, wenn zwar die Einsatzfahrzeuge vielleicht noch voll besetzt werden können, die anrückenden Freiwilligen dann aber nicht die Ausbildung haben, die für diesen speziellen Einsatzfall erforderlich wird. Und Atemschutzgeräteträger sind ein solcher Fall.

Verkehrsabsicherung bei einem Autounfall, anschließendes Säubern der Fahrbahn von wassergefährdenden Stoffen, das ist Basiswissen. Das systematische und geduldige, aber dennoch zügige Durchkämmen eines verrauchten Gebäudes aber wie bei der Übung in Langenpreising, bei der fünf Personen annahmegemäß vermisst gemeldet wurden, wird dann zum Thema. Und genau das hat Ludwig Denk gemeint, als er die Leute mit den Pressluftatmern als »knappes Gut bei der Feuerwehr« definierte. Die Leitstelle hat darauf bereits reagiert: Schon bei der Anfahrt sollen die Feuerwehren oftmals melden, wie viele Atemschutzgeräteträger sie an Bord haben. Wird das knapp, müssen weitere Feuerwehren schnellstens nachalarmiert werden. Diese Kräfte, andernorts schon die »Elite der Feuerwehr« genannt, wegen der enormen körperlichen Belastung im Einsatz, müssen nach zehn Minuten etwa abgelöst werden, weil die Atemluft in den Druckflaschen ausgeht. Dann müssen weitere Trupps, immer zwei Mann, bereit stehen. Überdies werden Sicherungstrupps gefordert, die im Notfall sofort nachstoßen können, sollte vorn einem Kameraden etwas zustoßen. Das bindet enorm Personal. Ähnlich geht es mit anderen Funktionsträgern wie Maschinisten. Sie sollten eigentlich immer an Bord sein. Die Feuerwehren müssen ihre Ausbildungsplanung diesem Umstand Rechnung tragen. Zur erforderlichen Masse an Einsatzkräften gehört zwingend auch die dazugehörige Klasse. Aber die Weiterbildung zum Atemschutzgeräteträger absolviert man nicht mal so nebenbei. Das ist eine physisch und psychisch extrem fordernde Aufgabe. Hier wird den Feuerwehren nahezu die Quadratur des Kreises abverlangt, damit die drohenden Engpässe für die Zukunft abgewendet werden können. kw

Artikel vom 21.09.2018
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...