Früher wurde der Brennerpass von Händlern überquert

Letzte Reisewelle

Mit einer Holzmodel wird das Muster auf den Stoff gedruckt. Kleine Bilder: Die Natur kreiert die schönsten Motive.	 Fotos: Wasmeier Schliersee

Mit einer Holzmodel wird das Muster auf den Stoff gedruckt. Kleine Bilder: Die Natur kreiert die schönsten Motive. Fotos: Wasmeier Schliersee

München/Schliersee · Wenn Sie jetzt am Wochenende die Verkehrsnachrichten hören, muss ich kein Prophet sein um vorherzusagen, dass viele Urlauber auf der Brennerautobahn im Stau stecken.

Wasmeiers Freilichtmuseum, eines alten bayerischen Dorfs nachgebildet
Von Markus Wasmeier, Skirennläufer, Goldmedaillengewinner und Sportler ins Leben gerufen

Denn etliche Bayern nutzen die letzte Ferienwoche noch, um in den Süden zu fahren. Einer der ersten Urlaubsreisenden, oder besser gesagt einer der bekanntesten, dürfte Johann Wolfgang von Goethe gewesen sein, der seine Italienreise auch literarisch verewigt hat.

Aber der Brenner hat schon eine viel längere Geschichte. Seit jeher ist er ein wichtiger Alpenübergang und die Römer nutzten ihn rege. Sogar in der Steinzeit soll es dort schon Alpenüberquerungen gegeben haben. Im Mittelalter war der Brenner ein bedeutender Handelsweg der Süddeutschland letztendlich mit der Seidenstraße verband. Denn die Händler aus Deutschland und Österreich gelangten über den Pass nach Venedig, das das Tor zur Welt darstellte. Im Fondaco dei Tedeschi hatten sie ihren Stützpunkt in der Lagungenstadt.

Globalisierung ist also keine neuzeitliche Erfindung! In den Städten wie Augsburg, Ulm oder Mainz wurden internationale Waren gehandelt. München spielte anfangs keine große Rolle, erst als Ludwig der Bayer Kaiser wurde und München Marktfreiheit und 1332 sogar das Monopol auf den Salzhandel in Süddeutschland bekam, änderte sich das schlagartig.

Kaiser Ludwig der Bayer verschaffte München ein Monopol im Salzhandel

Aus dieser Zeit stammt übrigens auch eine Verordnung, nachdem der Münchner Marienplatz, damals Schrannenplatz, unbebaut bleiben muss. In den Städten spürte man also den Hauch des internationalen Handels, nur auf dem Land bekamen die Menschen wenig davon mit. Vielleicht hörten sie vereinzelt von den Legenden Marco Polos oder Casanovas, wirklich vorstellen konnten sie sich das vermutlich nicht. Und auch die erlesenen Waren wie Kaffee, Gewürze oder Seide waren den Städtern vorbehalten.

Aber Sie brauchen nicht glauben, dass die Suppen auf dem Land fad schmeckten. Denn Salz gab es und mit einem frischen Liebstöckl aus dem Kräutergarten fehlte es nicht an Geschmack. Liebstöckl nennt man nicht umsonst Maggikraut. Probieren Sie es einmal, dann wissen Sie warum. In Seide hüllten sich die Bäuerinnen natürlich auch nicht. Aber erstens wäre das unpraktisch gewesen, da Seide viel zu empfindlich ist und zweitens heißt es nicht, dass die Frauen keinen Wert auf das Äußere legten. Waren die Stoffe auch gröber, so wurden sie trotzdem kunstvoll gefärbt oder bedruckt. Dafür verwendete man Holzmodeln mit den verschiedensten Motiven. Die Bandbreite reichte von religiösen Symbolen über handwerkliche und bäuerliche Darstellungen bis hin zum floralen Schmuckwerk auf Kissen, Tischdecken oder Altartüchern.

Wie das genau ging können Sie bei uns im altbayrischen Dorf beim Natur-Handdruck selbst erlernen. Mit selbst gesammelten Materialien aus der Natur gestalten Sie Ihren eigenen Stoffdruck. Wenn Sie die letzte Ferienwoche nicht im Stau, sondern im Bann der Geschichte und des alten Handwerks verbringen wollen, empfehle ich Ihnen einen Besuch bei uns im Freilichtmuseum.

Die Temperaturen sind mittlerweile auch angenehm und laden zum Durchstreifen des Museumsgeländes ein. Für die Kinder sind noch bis Ferienende die Spielstationen zum Spielen wie zu Urgroßelterns Zeiten aufgebaut. Und wenn bei uns in Schliersee auch nicht die Seidenstraße vorbeigeführt hat, einige bronzezeitliche Funde aus der Umgebung legen nahe, dass hier in der Nähe schon vor 5000 Jahren eine Handelsroute bestanden haben könnte.

Wenn Sie in unserem gemütlichen Biergarten bei einem selbstgebrauten Museumsbier den Spätsommer genießen, haben Sie genügend Zeit, sich dies alles in Ihrer Phantasie vorzustellen.

Ich freue mich auf Ihren Besuch.
Ihr Markus Wasmeier

Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee
Das Markus Wasmeier Freilichtmuseum befindet sich am Südufer des Schliersees auf einer Fläche von über 60.000 Quadratmetern. Um dem bäuerlichen Alltag des 18. Jahrhunderts neues ­Leben einzuhauchen, wurden dreizehn historische Gebäude aus dem Oberland detail­getreu restauriert und auf dem ­Museumsgelände ­wieder aufgebaut.

Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee
Brunnbichl 5
83727 Schliersee
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 Uhr bis 17 Uhr.
Infotelefon 0 80 26/9 29 22-0, Reservierungen unter 0 80 26/9 29 22-22
www.wasmeier.de
www.facebook.com/wasmeier

Artikel vom 02.09.2018
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