Leben bis zuletzt

Infoabend für die Ausbildung zu Hospizhelfern findet am 13. September statt

Treten gemeinsam für die Belange der Patienten ein (v. l.) Ruth Betz, Dr. Hans Pohlmann und Verena, Gräfin von Plettenberg vom  Förderverein und Stationsleitung Nina Geissert. Foto: VA

Treten gemeinsam für die Belange der Patienten ein (v. l.) Ruth Betz, Dr. Hans Pohlmann und Verena, Gräfin von Plettenberg vom Förderverein und Stationsleitung Nina Geissert. Foto: VA

Harlaching · »Wenn jemand meine Tante auf den Tod anspricht, pflegt sie zu antworten: »Sterben? Das mache ich erst ganz am Schluss«, hat der Verleger Peter Hohl einmal gesagt.

Was aber, wenn sich das Leben aufgrund von Krankheit in der Schwebe befindet, entschieden werden muss, ob noch weitere Therapien möglich und sinnvoll sind? Wer kümmert sich dann um die ganz besonderen Bedürfnisse von Menschen, die aufgrund einer schweren Krankheit der Tatsache des Todes ins Auge blicken müssen.

Ein Teil dieser Menschen wird in der Palliativstation des Harlachinger Krankenhauses betreut, die 1997 ihre Arbeit aufgenommen hat. Die Palliativstation hat zu einer der ersten stationären Einrichtungen in Bayern gehört, berichtet der langjährige Oberarzt der Station, Dr. Hans Pohlmann. Die Patienten stammen überwiegend aus dem Münchner Süden und dem südöstlichen Landkreis von München. Die nächsten Stationen sind in Fürstenfeldbruck, Freising und Rosenheim. Zehn Betten stehen auf der Station zur Verfügung, die damals federführend von Prof. Dr. Claudia Bausewein, Prof. Dr. Rainer Hartenstein und dem Christophorus Hospizverein ins Leben gerufen wurde.

Der Verein hat sich bis 2005 in die Arbeit der Palliativstation mit eingebracht, bevor sie eine eigene Hospiz-Pflegeeinrichtung gegründet hatten. »Viele Menschen verwechseln eine Palliativstation mit einer Hospizeinrichtung. Während in einem Hospiz nur Menschen versorgt werden, die nach einer schweren Erkrankung austherapiert sind und die nur noch eine kurze Dauer zu leben haben, kümmern wir uns hier um Menschen, die zwar schwer krank sind, aber die sich noch nicht zwingend entschieden haben, wohin der Weg noch gehen soll. Hier auf der Station ist es auch unsere Aufgabe gemeinsam mit dem Patienten zu entscheiden, was noch gemacht werden soll und was nicht«, erklärt Dr. Hans Pohlmann und weiter: »Allerdings ist es in der Realität so, dass wir, aufgrund der geringen Zahl an Hospizplätzen ein wenig diese Funktion mitübernehmen. So liegt die Mortalitätsrate auf der Palliativstation bei rund 70 Prozent«.

Um die schwerkranken Menschen besonders gut zu umsorgen und ihnen diesen Lebensabschnitt so gut es geht zu erleichtern, sind zusätzlich zum Pflegepersonal Hospizhelfer im Einsatz. »Optimal ist es, wenn wir für jede Schicht einen Hospizhelfer stellen können«, erklärt Verena, Gräfin von Plettenberg. Die Aufgaben der Helfer sind dabei vielfältig. So zählt der persönliche Kontakt zu den Patienten und Angehörigen genauso dazu wie Handreichungen im hauswirtschaftlichen Bereich. »Wir wollen beispielsweise, dass das Essen besonders liebevoll angerichtet zu den Patienten kommt, auch da helfen wir mit«, informiert die langjährige Hospizhelferin.

Die Arbeit der Hospizhelfer steht unter dem Motto von Cicely Saunders, der Gründerin der Hospizbewegung: »Du bist wichtig, weil du eben du bist. Du bist bis zum letzten Augenblick deines Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit du nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben kannst.«

Der Bedarf an weiteren Helfern ist indes groß, der Förderverein der Palliativstation sucht deshalb dringend nach Personen, die sich zum Hospizhelfer schulen lassen wollen. Am Donnerstag, 13. September, findet deshalb um 18 Uhr im Haus A1 (Altbau) des Harlachinger Krankenhauses im Raum E.36 ein Infoabend rund um das Thema Hospizhelferausbildung statt. Verena, Gräfin von Plettenberg, Gründungsmitglied des Fördervereins erklärt dazu: »An diesem Abend stellen wir die Arbeit der Palliativstation und der Hospizhelfer vor. Wir erklären, wie die Ausbildung verläuft und welche Aufgaben auf die Helfer warten.« Selbstverständlich ist der Infoabend für alle Teilnehmer kostenlos und unverbindlich. Im Anschluss an den Vortrag findet noch eine Führung über die Palliativstation statt.

Dass hier alles ein wenig anders als in anderen Krankenhausstationen ist, merkt man gleich. Die Wände sind farbig bemalt, der Aufenthaltsraum ist liebevoll wie eine Art Wohnzimmer gestaltet und überall stehen Blumen. Einladend ist es, denn die Patienten, die hierher kommen, sollen sich vor allem eines: Wohlfühlen und, wie die Tante von Peter Hohl im Eingangszitat schon sagte: Leben bis zuletzt. Dazu gehören eben auch eine schöne und behagliche Umgebung und ein liebevoll zubereitetes Essen.

Zur bestmöglichen Versorgung der Patienten gehören auch Maßnahmen wie beispielsweise Atem- oder Musiktherapie, die von den Krankenkassen aber leider nicht bezahlt werden. Auch hier springt der Förderverein ein, um diese Kosten zu stemmen. Die Arbeit mit den Patienten sei vielfältig, berichtet sie, manchmal reiche es aus, die Hand von jemanden einfach für eine Weile zu halten, still bei ihm zu sitzen, ein anderes Mal möchte jemand von seinem Leben und seiner Angst erzählen.

Wer sich für die Arbeit als Hospizhelfer interessiert, sollte im Idealfall in der Woche zwei bis vier Stunden Zeit mitbringen. Ob unter der Woche, am Abend oder an den Wochenenden sei egal, da man die Helfer immer gut auf der Station gebrauchen könne. Auch wer nur gelegentlich Zeit hat, ist willkommen, denn es werden auch immer Aushilfen gebraucht, die für erkrankte oder anderweitig verhinderte Helfer einspringen.

Gesucht werden darüber hinaus auch Fördervereinsmitglieder (Jahresbeitrag 60 Euro), aber auch solche, die durch Einmalspenden, die wichtige Arbeit des Vereins unterstützen.

Wie vielfältig das Engagement des Vereins ist, aber auch wie man helfen kann, erfährt man unter www.palliativ-foerderverein-harlaching.de hw

Artikel vom 29.08.2018
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