Warum Haidhauser Grundschüler einen Brief an die Kanzlerin schrieben

Frau Merkel, bitte schützen Sie die Umwelt!

Der Brief der Klasse 2 b an Angela Merkel ist nett illustriert, die Antwort fiel eher nüchtern aus. Stolz waren die Grundschüler trotzdem.	Foto:  Grundschule an der Bazeillesstraße

Der Brief der Klasse 2 b an Angela Merkel ist nett illustriert, die Antwort fiel eher nüchtern aus. Stolz waren die Grundschüler trotzdem. Foto: Grundschule an der Bazeillesstraße

Haidhausen · Wann schalten Sie die Kohlekraftwerke ab, Frau Merkel? Diese Frage bewegte eine Zweitklässlerin der Grundschule an der Bazeillesstraße so sehr, dass sie – gemeinsam mit ihrer Klasse und deren Lehrerin – eine Brief an die Bundeskanzlerin verfasste. Ein paar Wochen vergingen, dann kam tatsächlich eine Antwort aus Berlin.

»Der Klimawandel macht unsere Welt kaputt. Es wird immer wärmer auf der Erde, wie Sie vielleicht wissen.« Bereits der Anfang des Briefs ist dramatisch formuliert. Weiter geht es um »Benzinautos, die die Luft verpesten«, um große Müllberge, um schmutzige Kohlekraftwerke oder unnötige Flüge. Es sind deutliche Worte, die auch die netten Zeichnungen nicht schönen können. Adressiert ist der Brief an die deutsche Bundeskanzlerin. Unterschrieben hat ihn die Klasse 2 b der Grundschule an der Bazeillesstraße in Haidhausen.

»Eine Schülerin wollte Angela Merkel unbedingt an ihr Versprechen erinnern, die Kohlekraftwerke abzuschalten«, erzählt Klassenlehrerin Dagmar Koller. »Wir sprachen im Unterricht kurz darüber.« Jedoch habe man das Thema zunächst wieder aus den Augen verloren. Die Schülerin aber nicht: Sie blieb hartnäckig, fand Unterstützer und erinnerte ihre Lehrerin an das Vorhaben. Die Klasse bildete einen Gesprächskreis zu Umwelt- und Klimaschutz, berichtet Koller. »Plötzlich nahm das Thema richtig Fahrt auf. Die Kinder äußerten all ihre Wünsche, Forderungen, Bedenken und Ängste.«

Die Pädagogin schrieb mit und verfasste den Brief. Die Kinder lasen das Schreiben gegen und illustrierten ihre Anliegen. Zu sehen sind Kraftwerke, aber auch vollgestopfte Straßen, Müllberge oder Dampfer – eben alles, was nach Ansicht der Kinder die Umwelt belastet und von der Regierung (noch) nicht zufriedenstellend gelöst sei.

Per Einschreiben schickte die Lehrerin den Brief an das Bundeskanzleramt in Berlin. »Es dauerte fünf bis sechs Wochen, bis wir eine Antwort erhielten«, erzählt Dagmar Koller. »Wir hatten gar nicht mehr damit gerechnet. Ein wenig enttäuscht waren wir zwischenzeitlich schon.« Die Antwort aus Berlin kam dann nicht von Angela Merkel persönlich, sondern von einer Mitarbeiterin des Referates für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Riesengroße Freude über die Antwort

»Die Bundeskanzlerin hat sich über euer Interesse für den Schutz der Umwelt gefreut«, heißt es in dem Brief. Aufgrund der Vielzahl der täglich eingehenden Schreiben könne die Regierungschefin leider nicht persönlich antworten. »Die Freude war riesengroß, als wir eine Antwort erhielten«, berichtet Koller.

Die Lehrerin las den Brief vor, musste allerdings einige Passagen in eine für Kinder verständliche Sprache übersetzen. In dem sehr sachlich und nüchtern formulierten Schreiben fallen Begriffe wie Koalitionsvertrag, Kohleverstromung oder Klimakonferenz. »Ich darf euch versichern, dass sich die Bundesregierung auch in Zukunft für einen wirksamen Umwelt- und Klimaschutz einsetzen wird«, heißt es zum Schluss.

»Die Kinder waren stolz, dass ihr Anliegen überhaupt Resonanz gefunden hatte«, sagt Dagmar Koller. Die Haidhauser Grundschüler wollen auch weiterhin für Umwelt- und Naturschutz kämpfen und die »Dinge zum Guten wenden«, betont die Lehrerin. Manch ein Erwachsener sollte sich ein Beispiel nehmen...

Benjamin Schuldt

Artikel vom 02.08.2018
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