Raum für alle Religionen

Interkulturelles Leben im Kieferngarten soll verbessert werden

Die Initiatoren begaben sich auf eine interreligiöse Reise in München. Sie beschafften sich die Inspiration aus Moscheen, Synagogen und einer Pagode.	Fotos: Sozial service Gesellschaft

Die Initiatoren begaben sich auf eine interreligiöse Reise in München. Sie beschafften sich die Inspiration aus Moscheen, Synagogen und einer Pagode. Fotos: Sozial service Gesellschaft

Freimann/München · Sanfte Trommelklänge erfüllen den »Raum der Stille«. Dwayne Vandall spielt bei der Eröffnung des Raumes gefühlvoll auf seiner Darbuka.

Er ist Indianer vom Stamm der Lakota und steht sinnbildlich dafür, dass im Raum der Stille alle religiösen und kulturellen Ethnien willkommen sind, etwa Buddhisten, Juden, Muslime, griechisch-orthodoxe Christen oder eben Indianer sollen den Ort des Schweigens und der Begegnung nutzen.

Zur Eröffnung Ende Mai hörten Gäste aus Kirche und Gesellschaft entsprechend native Weltmusik.

Von der Stadt München mit 20.000 Euro bezuschusst

Philipp Egbune kennt die Probleme, die Kulturen und Religionen miteinander haben. Als jüdischer Diplomsozialwirt mit nigerianischen und russischen Wurzeln leitet er das Projekt »interkulturelle Öffnung« im Seniorenwohnen Kieferngarten der Sozial-Service-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes. Mit einem Raum der Stille setzt das Haus nun ein interreligiöses Zeichen. Die Stadt München macht mit und fördert das Projekt mit 20.000 Euro.

Im Seniorenwohnen Kieferngarten leben und arbeiten mehr als 26 Nationen. Was fehlte, war ein Ort der Andacht. Die Initiatoren des Projekts Egbune und der Kunststudent Patrik Tircher kamen auf die Idee, als sie eine Besenkammer im Seniorenwohnen entdeckten. Gut 18 Monate später kreischen Sägeblätter und werden Nägel in die Wände gehämmert. Mit viel Schweiß entsteht in Handarbeit ein offener Raum »für jegliche Glaubensrichtungen und Abstammungen«, wie Egbune verdeutlicht. Konzeptionell arbeiteten die beiden Männer eng mit der Ethnologin Silke Ettling sowie der Künstlerin und Sozialpädagogin Veronika Goetz zusammen.

Die Frauen lieferten fachlichen Hintergründe. Um Inspirationen zu sammeln, wurden Münchner Moscheen, Synagogen und eine buddhistische Pagode besucht. Beim Eintauchen in die unterschiedlichen Kulturen ließen sich die Macher anregen. So entstand die Idee, Lichtsäulen im religionsneutralen Hexagon-Design zu zimmern. Diese lassen sich zum Altartisch- oder Stehpult umbauen.

Nachbarschaft hilft beim Aufbau mit

Hilfe bekamen die Handwerker Egbune und Tircher von Bewohnern und Kindern aus der Nachbarschaft. Gemeinsam schwangen sie Farbpinsel und kreierten bunte Malereien für indirekt beleuchtete Fenster, denn der Raum liegt im Untergeschoss und ist ohne natürliche Lichtquelle. Licht wurde somit zum zentralen Gestaltungsthema. Mit Holz verkleidete Wände wurden mit Stoff bespannt und zusätzlich LEDs installiert. Ein besonderes Detail ist die Kompasslampe. Neben Helligkeit weist sie Muslimen die Richtung des Gebetsteppichs. Außerdem beinhaltet der Raum Symbole verschiedener Kulturen wie Kreuz, Halbmond und die Menora - der siebenarmige Kerzenleuchter der Juden. Ein faltbarer Paravent dient zudem als Raumtrennung für Männer und Frauen, falls das erwünscht ist.

Was einst Besenkammer war, ist nun interreligiöser Rückzugsort

Nun soll der Raum der Stille einen Platz für alle Religionen bieten. Ob als Rückzugsort, zur Meditation, Gebet oder für gottesdienstliche Feiern. Die Besucher am Eröffnungstag waren von Gestaltung sowie Umsetzung schon mal überzeugt. Einrichtungsleiterin Christine Igl ist sich sicher: »Mit dem Raum der Stille setzen wir ein deutliches Zeichen unserer interkulturellen Öffnung«.

Artikel vom 02.08.2018
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