Beim Weißwurstseminar Neues entdecken

Schliersee · Weil’s nicht »Wurscht« ist

Über dem offenen Feuer ziehen die Würste im Kessel. 	Foto: Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee

Über dem offenen Feuer ziehen die Würste im Kessel. Foto: Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee

München/Schliersee · Was war das für ein Wetter bei den Bauerngartentagen! Weißblauer Himmel und saftig grüne Kräuter machten die Veranstaltung zu einem Erlebnis für alle Sinne.

Wasmeiers Freilichtmuseum - einem alt-bayerischen Dorf nachgebildet
Von Markus Wasmeier, Skirennläufer, Goldmedaillengewinner und Sportler ins Leben gerufen

Wenn Sie sich jetzt ärgern, dass Sie keine Zeit hatten, kann ich Sie trösten. Denn noch bis Oktober findet jeden Dienstag um 11:00 Uhr unsere offene Kräuterführung statt. Dort erfahren Sie alles Wissenswerte über Heilkraft und Geschmack der verschiedenen Pflanzen. Außerdem verraten wir Ihnen, wann Sie die Gewächse am besten ernten und wie Sie sie einsetzen können. Überhaupt möchte ich Ihnen die regelmäßigen Führungen abseits unserer großen Veranstaltungen ans Herz legen. Vielleicht starten Sie mit unserer offenen Museumsführung, bei der Sie ganz besonders faszinierende Einblicke in den Alltag der Bauern des 18. und 19. Jahrhunderts erhalten. Bei uns können Sie die »gute alte Zeit« und altbewährte Traditionen in all ihren Facetten hautnah miterleben.

Gemeinsam entdecken wir längst vergessenes Brauchtum wieder und hauchen ihm neues Leben ein. Denn unser Museum ist ein lebendiges altbayrisches Dorf, in dem der Bäcker Brot bäckt, der Schnapsbrenner in seiner Destille arbeitet und diverse Handwerker ihre Zunft präsentieren. Und da gibt es einige Spezialisten. Kennen Sie zum Beispiel die einzig wahre Geschichte der Weißwurst? Ich gebe zu, eine einzig wahre Geschichte gibt es nicht. Aber beim Weißwurstseminar bringt Ihnen unser Metzger die Kunst des Wurstens bei und nebenbei erfahren Sie etwas über die Historie der berühmtesten bayrischen Wurst. Angeblich gingen dem Münchner Metzger und Wirt Sepp Moser an einem Faschingsdienstag die Bratwürste aus. Der Lehrbub, der um frische Schafsdärme geschickt wurde brachte der Legende nach fälschlicherweise deutlich dickere Schweinsdärme mit. Moser, ohnehin schon in Zeitnot, entschloss sich diese trotzdem zu verwenden. Weil er aber dachte, sie könnten beim Braten platzen, brühte er sie nur auf.

Ausreichend Salz in das Wasser geben – sonst verliert die Weißwurst ihren Geschmack

Die Münchner Weißwurst war geboren. Allerdings gibt es Historiker, die schon in früheren Quellen Hinweise auf die Weißwurst gefunden haben wollen. So ist das also in der Geschichte mit dem »einzig Wahren«. Eine gewisse Unsicherheit bleibt aber, man könnte hier sagen, die Geschichte ist so gut, dass uns das im wahrsten Sinne »Wurst« sein kann. Was aber in keiner Münchner Weißwurst fehlen darf sind die Kräuter und so komme ich wieder zum Anfang. Denn ein Historiker hat mir einmal gesagt, das Wichtigste sind nicht einzelne Fakten, sondern der Zusammenhang der verschiedenen Mosaikteilchen. Und das versuchen wir hier im Freilichtmuseum deutlich zu machen. Denn Entwicklungen in einem Handwerk hatten Auswirkungen auf das andere.

Fehlschläge beim Backen führten wohl zum ersten Bier. Das gewerbsmäßige Brauen führte wiederum zur besseren Produktion von Backhefe, die einzelnen Entwicklungen befeuerten sich also gegenseitig. Und wenn Sie bei uns durch das altbayrische Dorf streifen, sehen Sie, wie jeder Hof und jeder Handwerker seine spezielle Rolle im Dorf hatte. Wie ein Uhrwerk greifen die Tätigkeiten ineinander und ergeben zusammen das funktionierende Dorf. Vom Bauern, der die Nahrungsmittel produziert über den Wirt, der Geselligkeit und Unterhaltung bietet, bis hin zum Beichtvater! Zugegeben, die Beichte können wir nicht abnehmen aber wenn Sie in unserem Wirtshaus »Zum Wofen«­­­ ein kühles, selbst gebrautes Bier genießen, können Sie in Ruhe über die Zusammenhänge im Großen und Kleinen nachdenken. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Artikel vom 21.07.2018
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