Attenberger-Schillinger Ausstellung eröffnet

Zahlreiche Exponate im Autohaus Ebersberg noch bis 31. Juli zu sehen

Zahlreiche Besucher und Rennfahrer drängten sich in der Ausstellungshalle um die Exponate. 	Foto: Otto Hartl

Zahlreiche Besucher und Rennfahrer drängten sich in der Ausstellungshalle um die Exponate. Foto: Otto Hartl

Ebersberg · Die Gedenkausstellung der Ebersberger Rennfahrer-Legenden Hanns Attenberger und Sepp Schillinger löste in Ebersberg eine Welle der Emotionen aus. Zahlreiche Ebersberger und Rennfahrer-Freunde versammelten sich bereits am Samstag (7. Juli) um 9.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Sebastian, wo Diakon Winfried Schütze, Mitglied des Freundeskreises Attenberger-Schillinger, eine Messe zelebrierte.

Mit dabei Fahnenabordnungen der vier Ebersberger Schützenvereine, die die Teilnehmer mit zu den beiden Friedhöfen begleiteten. Am alten Pfarr-Friedhof an der Attenberger-Schillinger-Straße liegt das Ehrengrab von Hans Attenberger (17.02.1936-07.07.1968), das vom Ebersberger Steinmetz Anton Baumann neu aufgebaut und von Friedhof-Gärtner Josef Spath schön geschmückt wurde. Hier sowie am Grab von Sepp Schillinger (07.06.1940-07.07.1968) am Friedhof in Oberndorf trafen sich die Gäste um mit Diakon Winfried Schütze der Toten zu gedenken und ein gemeinsames „Vater unser“ zu beten. Für die Ausstellung im VW-Autohaus Grill haben die Inhaber Fritz und Richard Grill einen großen Teil der PKW-Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt. Im Halbrund sind bis zum Ende Ausstellung am 31.Juli an die 20 Original-Maschinen verschiedener Rennfahrer und Vereine ausgestellt, manche in einem Zustand als würden sie gerade von einem Mechaniker für die nächste Rennen zusammengeschraubt werden. Der Betrachter fühlt sich beim Anblick wie in einem Fahrerlager, wo es nach Öl, Benzin und Diesel riecht und die Rennfahrer in ihren schwarzen Rennanzügen herumlaufen. In der Tat haben sich zahlreiche aktive und ehemalige Rennfahrer aus der Szene in der Ausstellung eingefunden um den beiden verunglückten Rennfahrern die Ehre zu erweisen. Bis kurz vor Beginn der Ausstellung trafen noch Briefe, Fotos und Exponate beim Freundeskreis Attenberger-Schillinger ein, die von einer großen Anteilnahme in der Rennfahrer-Szene zeugen. Über 30 Siegerkränze und 58 Pokale der beiden Rennfahrer sind im Ausstellungsraum ausgestellt.

Fritz Bartl, Sprecher des Freundeskreises und maßgeblicher Kurator der Ausstellung eröffnete die Vernissage und zitierte unter anderem einen vor wenigen Tagen eingetroffenen Brief von Franz-Dieter Linnarz aus Lüdenscheid, der in den 60er-Jahren mehrfach mit seinem Beifahrer Hans Richard Hohoff so manchen Strauß mit dem Seitenwagen-Team Attenberger-Schillinger ausgefochten hatte. »Mein Beifahrer und ich haben damals dafür gesorgt, dass der Transporter des Gespannes Attenberger, sowie die zertrümmerte Maschine geborgen und nach Ebersberg geschafft worden ist.« schreibt Linnarz, und: »Zwischen dem Team Attenberger-Schillinger und uns, dem Team Linnarz-Hohoff bestand damals eine sehr gute Freundschaft. Wir hatten beide RS BMW Rennmotoren, links eingebauten Seitenwagen, und die Betreuung durch den damaligen BMW Monteur Gustl Lachermeier.« Das tragische Ereignis damals 1968 in Spa/Francorchamps erfüllte sie damals und noch heute großer Trauer. Nach dem Unglück ist sein Beifahrer Hohoff aus dem Rennsport ausgestiegen. »Ich habe jedoch die beiden hervorragenden Sportler sowohl auf der Rennstrecke, wie auch bei einem privaten Besuch in Ebersberg immer als fröhliche und offenen Menschen kennen gelernt.« Zu diesem Brief fügte er noch einige Fotos aus der damaligen Zeit bei. Ein anderer handschriftlicher Brief kam von Herbert Schneider aus Plaidt, der gerade beim Classik Event in Spa /Francorchamp weilt und an der Unfallstelle ein paar Gedenkminuten eingelegt hatte und dem Brief einige Bilder aus den letzten Minuten vor dem Start am 7.Juli 1968 beifügte.

2.Bürgermeister Toni Ried erinnerte sich in seinem Grußwort, als Stellvertreter des verhinderten Schirmherrn Walter Brilmayer, an seine Kinder- und Jugendzeit, als er von der damaligen Begeisterung der Ebersberger zum Rennsport angesteckt wurde. Fritz Bartl ließ schließlich ein seiner Eröffnungsansprache die letzten Monate, Wochen, Tage, Stunden und Minuten der beiden Rennfahrer Revue passieren. Unzählige Pokale und Siegerkränze hatten die beiden bereits bis zum Juli 1968 gesammelt und waren am letzten Tag ihres Lebens auf dem besten Weg zur Weltspitze in ihrem Rennsport. Zuvor mussten die Rennen Tourist-Trophy auf der Isle of Man in England und die Dutch TT Assen in Holland gemeistert werden. Das nächste Rennen in Spa/Francorchamps, der große Preis von Belgien, wurde ihr Schicksalsrennen. Es war der 7. Juli 1968. Mehrere Gespanne wechselten sich während des Rennens in der Führung ab. Die Teams Auerbacher-Hahn und Attenberger-Schillinger nahmen schließlich die Spitzenpositionen ein. Auf dem Streckenabschnitt bei Malmedy Richtung Stavelot führten A+S ganz knapp vor A+H, hier geschah das unfassbare. Attenberger kam mit dem Seitenwagenrad ihres linksseitigen Beiwagens über den 3 bis 4 cm hohen Rand einer neu aufgebrachten Teerdecke auf der linken Fahrbahnseite. Beim Gegenhalten der Lenkbewegung verlor Attenberger bei Tempo 230 kmh die Kontrolle über das Fahrzeug und rasten von ganz links quer nach rechts über die Fahrbahn an eine Gartenmauer, durchbrachen sie und landeten dahinter in dem Grundstück. Sie waren auf der Stelle tot. Die Ausstellung im VW-Autohaus Ebersberg ist bis zum 31. Juli geöffnet und zwar Montag-Freitag 8 bis 18 Uhr und Samstag von 8 bis 13 Uhr. Otto Hartl

Artikel vom 13.07.2018
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