Schau mir in die Augen

Kinder stoppen Autofahrer, um persönlich zu sagen, dass sie zu schnell sind

Die meisten »Verkehrssünder«, die im Rahmen der Verkehrskontrolle angehalten wurden, waren einsichtig und versprachen den Kindern, sich künftig an die Regeln einer Dreißiger-Zone zu halten. 	Fotos: dm

Die meisten »Verkehrssünder«, die im Rahmen der Verkehrskontrolle angehalten wurden, waren einsichtig und versprachen den Kindern, sich künftig an die Regeln einer Dreißiger-Zone zu halten. Fotos: dm

Moosach · Eine junge Mutter fängt an zu weinen, weil sie in der Dreißiger-Zone zu schnell unterwegs war. Viertklässler von der Grundschule an der Manzostraße stellen sie zur Rede. Sie wollte doch nur ihr Kind nicht zu spät in die Schule bringen... »Warum sind sie denn nicht früher losgefahren?«, kontert eine Schülerin. Die Mutter wird sprachlos, ihr kullern die Tränen herunter.

Schließlich ist sie selbst Mutter. Bei einer Geschwindigkeitskontrolle der Polizeiinspektion 44 in Moosach haben die Verkehrshüter Verstärkung von einer Grundschule bekommen, die besonders großes Augenmerk auf das Schulwegtraining der Kleinen wert legt. Eine Gruppe von sechs Kids gekleidet mit reflektierenden Warnjacken begleitete die Polizeikontrolle in der Manzostraße. »Wir befinden uns hier in einer Dreißiger-Zone zwischen Grundschule und Altenheim, wo es oft zu Geschwindigkeitsüberschreitungen kommt. Die Nachbarn in dieser Straße haben uns darauf hingewiesen«, äußert sich Polizeikommissar Sebastian Schmöckel zu der Verkehrskontrolle, zu der sich gleichmal einer von ihnen dazugesellt. Er heißt die Aktion, die vom Polizeipräsidium München aus initiiert wurde, gut. Eine Zusammenfassung: Ein Polizeibeamter blickt durch ein spezielles Fernglas, das per Lasertechnik in einer Entfernung von bis zu 200 Metern die Geschwindigkeit des Fahrzeugs ermittelt. Daraufhin werden alle, die zu schnell fahren, »herausgefischt«. Die Viertklässler rezitieren ihnen daraufhin Fakten zu Verkehrsunfällen, die aufgrund zu schnellen Tempos verursacht werden. In die Augen der Kinder zu schauen, die durch Verkehrsraser potenziell gefährdet sind, soll Autofahrern noch besser zu verstehen geben, dass sie es sich lieber zweimal überlegen sollten, ob sie das Gaspedal in der Dreißiger-Zone durchdrücken sollten. Ein Autofahrer überschreitet die zugelassene Höchstgeschwindigkeit, weil er etwa eine Bäckerei sucht. »Jede zehn Kilometerstunden sind zehn zu viel«, so Polizeikomissar Schmöckel. Aus zwanzig kontrollierten Fahrzeugen gab es sieben Beanstandungen (die schnellste Person fuhr 52 km/h), elf mündliche Verwarnungen und zwei Autofahrer wurden sogar gelobt: Lob sei schließlich auch wichtig. Kommissar Schmöckel: »Wir machen heute auch positive Kontrollen. Die Mehrhheit geht glücklicherweise doch vom Gaspedal runter.« Aber eben nicht alle. Der Kommissar stellt fest: »Viele Schulkinder sind im Straßenverkehr fitter als manch ein Autofahrer.« Daniel Mielcarek

Artikel vom 13.07.2018
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