Städtische Beschwerdestelle: Rat & Tat zur Altenpflege

Lebenswerter Lebensabend

München · »Beschweren« kann man sich über viele Dinge: über den allgemeinen Preisanstieg, über die »heutige Jugend«, über das schlechte Wetter oder die schlechten Zeiten.

Doch es gibt keine zentrale Stelle, die diese Beschwerden bearbeitet oder gar nach Lösungsmöglichkeiten sucht. Bei Beanstandungen im Bereich der Altenpflege ist das anders – zumindest in München: Hier wurde vor fast fünf Jahren auf einstimmigen Beschluss des Stadtrats eine städtische Beschwerdestelle eingerichtet, die sich speziell um Mängel und Missstände in der Altenpflege kümmert.

Zu tun gibt es für das 6-köpfige Team der Beschwerdestelle mehr als genug. Jedem Hinweis gehen die Fachberaterinnen sorgfältig nach und suchen im Bedarfsfall gemeinsam mit allen Beteiligten nach praktikablen Lösungen. Allein im ersten Halbjahr 2001 gingen 722 Beschwerden ein, Tendenz steigend. »Das hängt wohl damit zusammen, dass diese Einrichtung immer bekannter wird und seit letztem Jahr ihre Tätigkeit auch auf den Bereich der ambulanten Pflege ausgedehnt hat«, meint die stellvertretende Leiterin Kornelie Rahnema.

Meistens sind es die Angehörigen pflegebedürftiger Menschen, die sich an die Beschwerdestelle wenden. Daneben melden sich aber auch gesetzliche Betreuer, Bekannte, Pflegekräfte oder die Betroffenen selbst. »Schwere pflegerische Versäumnisse sind die Ausnahme«, versichert Kornelie Rahnema. Aber es gäbe doch immer wieder Fälle, wo die Lebensqualität alter Menschen erheblich beeinträchtigt sei. Nach bisherigen Erkenntnissen der Beschwerdestelle liegt ein besonderes Problem darin, dass Pflegekräfte und -leitungen oft nur schwer mit Kritik umgehen und sich in die Perspektive der »Kunden« hineinversetzen können.

Daher bemüht sich die Pflegestelle besonders darum, zwischen den »Parteien« zu vermitteln, konstruktive Gespräche herbeizuführen und Tipps für eine bessere Arbeitsorganisation zu geben.

Im ambulanten Bereich beziehen sich die Beschwerden vor allem auf fehlerhafte oder zu kompliziert gestaltete Verträge und Rechnungen, mit denen oft weder die alten Menschen noch ihre Angehörigen zurecht kommen. Mehr Transparenz und Kundenorientierung in der Pflege-Bürokratie ist daher dringend erforderlich, so finden die Mitarbeiterinnen der Beschwerdestelle.

Ihre Erkenntnisse über besondere Schwachstellen und Problemfelder in der Altenpflege geben sie stets direkt an die Entscheidungsträger in der Politik und in den Wohlfahrtsverbänden weiter. – »Denn schließlich wollen wir alles tun, um die Lobby älterer, pflegebedürftiger Menschen in unserer Gesellschaft zu stärken«, betont Kornelie Rahnema.

Die Beschwerdestelle befindet sich im Rathaus, Marienplatz 8, Zimmer 283, Tel.: 233 – 20660; Sprechstunde montags, 9-12 Uhr und mittwochs, 15-19 Uhr. rme

Artikel vom 06.02.2002
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