Heftige Proteste gegen die geplante Verlegung des Osteuropa-Institutes

Ein Schildbürgerstreich?!

Bogenhausen · Lange Zeit wußten wahrscheinlich nur wenige Bogenhausener, dass ihr Stadtviertel ein wissenschaftliches Institut von weltweiter Bedeutung beherbergt.

Das Osteuropa-Institut in der Scheinerstraße bildet zusammen mit dem Südost-Institut an der Theresienwiese und dem Institut für Ostrecht in der Theresienstraße sowie einer Reihe Fachbibliotheken ein einzigartiges Netzwerk der Osteuropa-Forschung.Nun ist dieses Netzwerk in Gefahr, denn das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst plant eine Verlegung der drei Institute nach Regensburg.

»Die drei Institute sollen räumlich zusammen gelegt werden«, so Maximilian Lang, ein Sprecher des Ministeriums. In München war dies bislang nicht möglich. Ein Konzept, für einen An- bzw. Umbau des Osteuropa-Institutes und die Verlegung der beiden anderen Institute in die Scheinerstraße scheiterte am Planungsrecht der Stadt, denn das Gebiet sollte ein reines Wohngebiet werden. Auch nach einem Ersatz-Gebäude wird seit fast 30 Jahren fieberhaft gesucht. »Auf Grund des angespannten Immobilienmarktes in München ist das aber gar nicht so einfach«, erklärt Lang. Auch die Röntgen-Villa in Bogenhausen war als neues Domizil schon einmal im Gespräch.

Münchner Wissenschaftler, Studenten und Stadträte protestieren inzwischen heftig gegen die Pläne des Ministeriums.

»Es macht keinen Sinn, gewachsene Strukturen auseinander zu reissen«, meint Dr. Hermann Clement, der stellvertretende Direktor des Osteuropa-Institutes. »Bayern würde dadurch massiv verlieren. Denn die Bibliotheken sollen in München bleiben, nur die Institute werden umziehen. Wir sind jedoch darauf angewiesen, jederzeit auf die Bibliotheken zugreifen zu können.«

Für einen »Schildbürgerstreich« hält Christian Geiselmann die Verlegung. Er ist Student der osteuropäischen Geschichte und hat zusammen mit einer Gruppe Komilitonen Unterschriften gegen den Umzug gesammelt. »Die Institute bieten den Münchner Studenten eine umfangreiche Bibliothek und Praktikumsplätze an. Dadurch bekommen Studenten die Möglichkeit, an Forschungen mit zu arbeiten.« Auch einige Münchner Stadträte machen mobil. Manfred Brunner (Freie Wähler) beantragte bei OB Ude eine Unterstützung des Osteuropa-Institutes. Die CSU-Fraktion fordert eine erneute Prüfung, des Vorhabens für eine Erweiterung des Gebäudes in der Scheinerstraße und auch Stadtrat Ulrich Echtler (Republikaner) beantragte, die Stadt solle nach einem geeigneten Grundstück für das Institut suchen. Im April wird der Hochschulausschuß endgültig über die Zukunft der Institute entscheiden. ct

Artikel vom 06.02.2002
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