Gartentag in Blütenpracht

Schliersee · Im Dorf dreht sich alles um Heil- und Küchenkräuter

Der traditionelle Bauerngarten war stets nah am Haus.	Fotos: M. Wasmeier

Der traditionelle Bauerngarten war stets nah am Haus. Fotos: M. Wasmeier

München/Schliersee · Glaubt man der Bibel, begann alles menschliche Leben im Garten Eden. Aber nicht nur mythologisch, Gärten begleiten die Menschen schon seit der Antike.

Wasmeiers Freilichtmuseum, eines alten bayerischen Dorfs nachgebildet
Von Markus Wasmeier, Skirennläufer, Goldmedaillengewinner und Sportler ins Leben gerufen

Denken wir nur an die hängenden Gärten von Semiramis, auch Gärten von Babylon genannt, die es immerhin zu einem der sieben Weltwunder der Antike gebracht haben. Der Garten hat schon immer auch eine repräsentative Rolle gespielt, wie etwa die Tulpengärten der türkischen Sultane, die Gärten von Versailles oder die Landschaftsgärten der Städte, wie etwa der englische Garten in München. Jede größere Stadt, die etwas auf sich hielt, hatte zudem einen botanischen Garten.

Dreimal täglich gibt’s während der Bauerngartentage die Spezialführung »Kräutl gsund aus dem Garten«

Die Bevölkerung hatte aber weniger die repräsentative Wirkung im Sinn. Auf kleinen Parzellen bauten sie Gemüse, Obst und Kräuter an, um den Speiseplan zu bereichern. In den Klöstern befasste man sich mit der heilenden Wirkung von Kräutern und auch Apotheker legten Kräutergärten für ihre Tinkturen an. Auf dem Land, wo naturgemäß mehr Platz zur Verfügung war, spielten auch Obstgärten und Streuobstwiesen in der Nähe der Höfe eine wichtige Rolle zur Selbstversorgung.

Da diese Flächen meist trotzdem von Tieren beweidet wurden, musste der Garten eingezäunt werden, um zu verhindern, dass das Vieh sich am Kohl, dem Salat und allen anderen Pflanzen vergreift. So ist der typische Bauerngarten bis heute eingezäunt. Natürlich waren die Bäuerinnen auch früher ein bisschen auf die Mode und die Zierde bedacht. So wurden neben den Nutzpflanzen auch Zierpflanzen, wie etwa Dahlien in den Bauerngarten gesetzt. Dieser im wahrsten Sinne des Wortes bunte Mix macht bis heute den besonderen Charme dieses Gartentyps aus. Zwischen Margeriten, Ringelblumen und Wicken wachsen diverse Kräuter wie Liebstöckl oder Petersilie und dazwischen sprießen Bohnen, Erbsen und Zwiebeln, sowie vieles andere mehr aus dem Boden.

Bei uns im Freilichtmuseum können Sie das ganze Jahr im Klostergarten, dem Kräutergarten oder eben im Bauerngarten bewundern, was die Natur hervorbringt. Doch speziell am Wochenende vom 6. bis 8. Juli veranstalten wir unsere beliebten Bauerngartentage. Erleben Sie dabei was sich unter den teilweise so unscheinbaren Gewächsen für Raritäten verstecken. Haben Sie schon mal etwas von Hafer- und Schinkenwurzeln gehört? Neben unseren normalen Führungen gibt es während der Bauerngartentage im altbayrischen Dorf dreimal täglich eine Spezialführung: »Kräutl gsund aus dem Garten«. Dabei erfahren Sie alles über Wirkungsweisen von Heil- und Küchenkräutern.

Dazu können Sie unseren »Kräuterfrauen« all Ihre Fragen stellen und dabei sicher viel neues Wissen gewinnen. Unser gemütlicher Biergarten vor dem altbayrischen Wirtshaus »Zum Wofen« lädt zum Verweilen und Genießen ein. Dazu empfehle ich Ihnen unser selbstgebrautes Museumsbier. Übrigens, auch beim Bierbrauen wurden früher diverse Kräuter und Gewächse eingesetzt um Geschmack und Wirkung zu verändern oder verdorbene Biere zu übertünchen. Nicht allen bekam der Genuss dieser Getränke, es gab sogar Todesfälle. Dies ist mit ein Grund für die Einführung des Reinheitsgebotes, nach dem auch wir selbstverständlich brauen.

Mit fundiertem Wissen und richtig eingesetzt stellen Kräuter jedoch die Apotheke der Natur dar. Besuchen Sie uns während der Bauerngartentage im Freilichtmuseum und erfahren Sie mehr darüber. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Artikel vom 28.06.2018
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