Truderinger auf Sprachmission

Bairisch-Förderer setzt auf Mehrsprachigkeit in der Ukraine

Horst Münzinger, Vorsitzender des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V. als Redner und Diskutant bei der Deutschen Botschaft in Kiew. 	F: Oleksii Karpovych © Goethe-Institut

Horst Münzinger, Vorsitzender des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V. als Redner und Diskutant bei der Deutschen Botschaft in Kiew. F: Oleksii Karpovych © Goethe-Institut

Trudering · Vorträge über die Entstehung und die Eigenarten der bairischen Sprache und der Mundarten sowie über die Vorteile der Mehrsprachigkeit sind für den Truderinger Horst Münzinger Normalität.

Schließlich ist er Vorsitzender des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD) und Buchautor, »Auf den Spuren der bairischen Sprache«, sowie Referent an Volkshochschulen und bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen. Auch Bairisch-Kurse in Kindergärten und Schulen werden initiiert und gefördert. Auf die Aktivitäten Münzingers ist man auch in der Deutschen Botschaft in der ukrainischen Hauptstadt Kiew aufmerksam geworden. Es folgte eine Einladung nach Kiew, wo im Deutsch-Ukrainischen Sprachenjahr gemeinsam mit dem Goethe-Institut und den Botschaften der Schweiz und Österreichs ein zweitägiger Bildungskongress mit Arbeitsgruppen, Vorträgen und Diskussionen über die Schule und das Bildungssystem der Zukunft für rund 500 ukrainische Deutsch-Lehrkräfte organisiert wurde.

Zur Rolle der Sprachvarietäten zwischen Identitätsstiftung und Bildungsherausforderung im Schulbetrieb und in den Lehrplänen informierte Münzinger Lehrkräfte und Botschaftsangehörige im Beisein des deutschen Botschafters Dr. Ernst Reichel über den in Deutschland unterschiedlichen Stand der Integration von Regional- und Minderheitensprachen und Mundarten in amtlichen und kulturellen Belangen und in Kindergärten und Bildungseinrichtungen. Interessiert zeigten sich die Teilnehmer auch an den Ausführungen zu den Einflüssen auf die Sprachentwicklung wie Mobilität, Verstädterung und Zuwanderung und über die in der Ukraine weitgehend unbekannte Organisationsform eines Vereins zur Sprachförderung wie den FBSD.

Zustimmung erhielt Münzinger für seinen Appell, vor allem den Kindern und Schülern die Vorteile der Mehrsprachigkeit zu ermöglichen und deshalb anstelle von verordneter Einsprachigkeit ein gleichberichtigtes Nebeneinander von Hochsprache und Mundarten in Schulen, Medien und in der Öffentlichkeit anzustreben.

Die multikulturelle Geschichte des Landes, der Konflikt mit dem Nachbarn Russland und das Streben nach nationaler Identität beeinflussen auch die Schul- und Sprachpolitik des größten europäischen Landes. Neben der Mehrheitssprache Ukrainisch und seinen Varietäten wird auch russisch gesprochen, vor allem im Ostteil des Landes, sowie krimtatarisch im Südosten und polnisch, ungarisch und rumänisch von Minderheiten in Regionen der Westukraine. Deutsch wird nach Zählung des Rats der Deutschen in der Ukraine von etwa 33.000 Menschen gesprochen und verstärkt als Fremdsprache in Schulen gelehrt.

Eine Reform des Bildungswesens soll helfen, die großen Veränderungen in der seit 1991 unabhängigen Republik Ukraine zu meistern und das Land und die Bevölkerung für die Zukunft fit zu machen. Dabei kann das osteuropäische Land auf die guten Beziehungen zu Deutschland und Bayern bauen und beim Blick über den Zaun deutsche Bildungssysteme und Sprachenpolitik kennen lernen. München und die Metropole Kiew sind seit 1989 durch eine Städtepartnerschaft verbunden.

Artikel vom 29.06.2018
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