Premiere für Eigenproduktion der jungen Theatercompany der Erlöserkirche

Wenn der »Hass« regiert

»Free Hugs«, also kostenlose Umarmungen, nennt sich diese Szene aus dem Theaterstück »Hass«, das sich, nicht ohne Humor, mit diesem Phänomen auseinandersetzt.	Foto: VA

»Free Hugs«, also kostenlose Umarmungen, nennt sich diese Szene aus dem Theaterstück »Hass«, das sich, nicht ohne Humor, mit diesem Phänomen auseinandersetzt. Foto: VA

Schwabing · Ob in der Politik, in den digitalen Medien, in der Sprache, im Alltag – negative, ja mit Hass aufgeladene Situationen, zunehmend auch bewusst inszeniert, scheinen weltweit zuzunehmen.

Mit diesem aktuellen Phänomen setzt sich die aktuelle Eigenproduktion der jungen Theatercompany der Erlöserkirche »Film&Bühne« auseinander. »Hass – Ein dystopisches Aufräumen« heißt das Stück, das in der Erlöserkirche, Ungererstraße 17, am Freitag, 22. Juni, 20 Uhr, Premiere feiert. Die zweite Vorstellung findet am Samstag, 23. Juni, 20 Uhr, statt. Der Eintritt ist jeweils frei. Geeignet ist das Stück ab 12 Jahre.

Darum geht’s: Die Herren Kumulus Kurz und Thilo F. Adler haben geschafft, wovon viele Wahnsinnige träumen: die Weltherrschaft.
Unter ihrem Regiment werden Dinge wie Fröhlichkeit, Mitgefühl und Liebe schlichtweg abgeschafft. Hass herrscht auf der Erde und in den Eingeweiden der Menschen. Hass ist Nahrung und Droge zugleich und wird der Bevölkerung in Pillenform aufgezwungen.
Kinder steckt man gleich nach ihrer Geburt, die meist im Labor erfolgt, in sogenannte Hassernen und lässt sie von Hassziehern versorgen.
Splittergruppierungen wie die Hasseriker oder die Ökohassbewegung mit ihrer Vereinigung Hasta sowie einige Untergrundorganisationen können dem Druck nicht Stand halten und demontieren sich meist selbst – bis einzelne unter ihnen die Wende einleiten...

Die fünf Mitglieder der Gruppe haben das Stück selbst entwickelt und geschrieben, erzählt Tanja Kopp, Theater- und Kunstpädagogin und Leiterin der Theatergruppe an der Erlöserkirche. »Anlass war der allgemeine Rechtsruck in Europa. Unser Eindruck war, dass Hass plötzlich gesellschaftsfähig wurde. Natürlich geben wir in unserem Stück keine Antworten oder gar Lösungen auf politische Fragen oder auf Grundängste der Menschen. Wir haben uns vielmehr mit dem Phänomen des Hasses auseinandergesetzt und uns, nicht ohne Humor, gefragt, wie eine Gesellschaft aussehen würde, in der Hass Dreh- und Angelpunkt wäre. Und auch wenn es langweilig klingt: uns selbst geht es vor allem um Menschlichkeit, Optimismus und ein positives Lebensgefühl«.

Entwickelt haben das Stück alle zusammem. »Zuerst sammeln wir Ideen zum Inhalt und zu interessanten Figuren, dann improvisieren wir einzelne Szenen«, sagt Tanja Kopp. »Das beste davon schreibe ich auf und mache daraus das Stück. Die fertigen Szenen bringe ich dann mit, wir spielen sie und schauen, was davon funktioniert oder was wir lieber nochmal umschreiben wollen. Irgendwann ist das Stück dann fertig und wir proben.« Bis zur Premiere dauert es ein Jahr. Die Mitglieder treffen sich einmal pro Woche für zwei bis vier Stunden und schaffen es so jedes Jahr ein neues Stück auf die Bühne zu bringen, manchmal waren es auch schon zwei.

Die Gruppe wurde von Tanja Kopp im Jahre 2001 im Kreisjugendring gegründet, in der Freizeitstätte Lok Freimann, damals hieß die Gruppe jedoch noch anders. Seit 2008 ist sie an der Erlöserkirche beheimatet. Der Name »Film und Bühne« geht darauf zurück, dass die Mitglieder ursprünglich sowohl Filme als auch Theaterstücke entwickelt haben, berichtet die Spielleiterin, »später wurden die beiden Kunstformen dann kombiniert und seit einigen Jahren experimentieren wir mit allen möglichen künstlerischen Formen – nicht wirklich als Selbstzweck, aber immer dann, wenn es sich anbietet«.

Neue Mitglieder sind natürlich willkommen, freut sich Tanja Kopp – »wer Interesse hat, kommt am besten am 22. oder 23. Juni um 20 Uhr zur Aufführung vorbei, dann kann er sehen, ob unser Humor kompatibel ist.« red

Artikel vom 20.06.2018
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