Schreiber: »Stadt lässt Chancen liegen«

Verkehrsclub Deutschland: Erdinger Ringschluss ist nicht »der große Wurf«

Landkreis Erding · Die »Jubelmeldungen« über den Erdinger Ringschluss kann der VCD (Verkehrsclub Deutschland) nicht nachvollziehen. »Zwar ist ein Ausbau der Schienenwege grundsätzlich zu begrüßen, eine weitere Schienenverbindung von Erding über den Flughafen nach Freising und weiter nach Landshut ist sinnvoll und ein Fortschritt«, so VCD-Kreisvorsitzender Alfred Schreiber.

»Allerdings gibt es bei genauer Betrachtung einige gravierende Schönheitsfehler und Sicherheitsbedenken, heißt es weiter vom VDC«. Es wird durch die geplante Verlegung des Erdinger Bahnhofs nicht nur die bisher gute fußläufige Erreichbarkeit von Altstadt, Kino, Ärzten, VHS, Jugendzentrum, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten drastisch verschlechtert. Der geplante neue Erdinger Bahnhof soll ausgerechnet an der engsten Stelle der Kurve gebaut werden. Damit entsteht nicht nur eine gefährlich große Spalte zwischen Bahnsteigkante und Waggon, was zu schweren Unfällen führen könnte. Auch soll anstelle einer Rampe am bisherigen Bahnhof am neuen Bahnhof lediglich ein einziger Aufzug gebaut werden – fällt dieser einzige Aufzug aus, haben Menschen im Rollstuhl, mit Gehhilfe oder mit Kinderwagen möglicherweise wochenlang keinen barrierefreien Zugang zum Bahnsteig mehr! Die Untertunnelung in Erding ist sehr zu begrüßen, wird doch eine drohende Zerschneidung der Stadt in zwei Teile dadurch verhindert, was städtebaulich nachteilig wäre. Jedoch ist die Untertunnelung nach Ansicht des VCD etwas zu kurz – sie sollte bis einschließlich des Bahnübergangs in Altenerding gebaut werden. Ansonsten sind durch erhöhte Schließzeiten des Bahnübergangs erhebliche Verzögerungen im Notfall zu erwarten – für die Feuerwehr und bei Rettungseinsätzen ins Krankenhaus.

Das größte Manko bei der vorliegenden Planung ist jedoch die bauliche Gestaltung, welche einen Halt von Regionalzügen Richtung München in der Stadt Erding ausschließt. Somit vergibt sich die Stadt Erding die große Chance, künftig auch mit Regionalzügen von Erding nach München fahren zu können. Während andere Kreisstädte wie Dachau, Freising oder Fürstenfeldbruck die Möglichkeit haben, per Zug in gut 20 Minuten nach München fahren zu können, verzichtet die Stadt Erding freiwillig auf diese Chance. Stattdessen zuckelt die S-Bahn weiterhin in 42 Minuten von Erding zum Ostbahnhof – auf nur eingleisiger Strecke zwischen Erding und Markt Schwaben. Als Chance würde sich anbieten, stattdessen eine attraktive Regionalzug-Verbindung Flughafen-Erding-Messe Riem-Ostbahnhof einzurichten. Diese Eingleisigkeit hat regelmäßig Störungen, Verspätungen und Zugausfälle zur Folge. Mit dieser unglücklichen baulichen Gestaltung des neuen Bahnhofprojekts vergibt sich die Stadt Erding diese Chance auf Jahrzehnte! »Ein großer Wurf sieht anders aus«, so Alfred Schreiber vom VCD. Der Verkehrsclub fordert deswegen, für wirkliche Verbesserungen endlich Planungen für einen durchgängigen zweigleisigen Ausbau zwischen Erding und Markt Schwaben in die Wege zu leiten. Der Erdinger Bahnhof sollte möglichst an der bisherigen – optimalen – Stelle belassen werden, mit kurzen und attraktiven Wegen in die Altstadt, zum Kino, Ärzten und Freizeiteinrichtungen. Bei einer Verlegung des Bahnhofs ist jedoch unbedingt eine bessere bauliche Gestaltung anzustreben – und nicht mehr genau in der Kurve – damit über kurz oder lang auch Regionalzüge von Erding nach München fahren können. Bei der Untertunnelung sollte nachverhandelt werden, um sie noch weiter nach Süden zu verlängern, sprich eine Untertunnelung bis einschließlich Bahnübergang Altenerding. »Ebenfalls sollten auch im Landkreis Erding die Regionalbusse als Zusbringer deutlich ausgebaut werden, wie es auch alle anderen Landkreise im MVV-Bereich bereits machen«, so der VCD abschließend. Ein ÖPNV-Ausbau ist eine notwendige Investition in die Zukunft und ein wichtiger Beitrag für die Umwelt und die Lebensqualität der Menschen.

Artikel vom 14.06.2018
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