Barrierefrei Ausbau

S-Bahnhof Riem wird saniert, S-Bahnhöfe an S8 bleiben marode

Künftig können auch Menschen mit Handicap den Bahnhof in Riem barrierefrei erreichen.	Foto: oh

Künftig können auch Menschen mit Handicap den Bahnhof in Riem barrierefrei erreichen. Foto: oh

Riem · Hoher Besuch am S-Bahnhof München-Riem. Vergangene Woche war Bayerns Verkehrsministerin Ilse Aigner vor Ort, um sich ein Bild vom barrierefreien Ausbau des Münchner S-Bahn-Netzes zu machen: »Die S-Bahnstationen im MVV-Raum gehören zu den bedeutendsten Mobilitätsdrehscheiben im Bahnland Bayern. Wir wollen die Mobilität durch Barrierefreiheit fördern.

Stufenloses Einsteigen und ein Erreichen der Bahnsteige ohne Treppen ist unser Ziel. Das macht Bahnfahren komfortabler und attraktiver«, betonte Aigner. Ehrgeizige Ziele, die zwar an vielen Stellen in München bereits umgesetzt sind, an den S-Bahnhöfen im 13. Stadtbezirk jedoch in weiter Ferne liegen. In Daglfing, Englschalking und vor allem Johanneskirchen wurde seit vielen Jahren nur das Nötigste in Stand gesetzt, von Barrierefreiheit kann hier keine Rede sein. Kein Wunder also, dass in den letzten zehn Jahren kaum eine Bürgerversammlung in Bogenhausen verging, in der nicht der desolate Zustand des Johanneskirchner S-Bahnhofs von Bürgern bemängelt wurde. Kinderwagen, schwere Taschen und Reisekoffer müssen über zwei Treppen geschleppt werden, Rollstuhlfahrer gelangen gar nicht zum Bahnsteig. Doch warum handelt die Bahn an diesen stark frequentierten Bahnhöfen an der Flughafentrasse nicht?

Ein Bahnsprecher erklärt: »Die drei Stationen werden im Zuge des viergleisigen Ausbaus des Streckenabschnitts Johanneskirchen – Daglfing als Teil des Güterzug-Nordrings modernisiert und dabei auch barrierefrei umgebaut. Ziel ist es, die bisher auf zwei Gleisen im Mischverkehr fahrenden S-Bahnen und Güterzüge voneinander zu trennen. Die Planung dafür ist angelaufen. Einen Zeitpunkt zum Baubeginn können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen.« Der weitere Planungsverlauf hänge unter anderem auch von der Stadt München ab, die für den viergleisigen Ausbau auch eine Tunnelvariante untersucht haben möchte, ergänzt der Bahnsprecher. Bis der Ausbau tatsächlich kommt und der Streckenabschnitt dann tatsächlich im seit rund 20 Jahren geforderten Tunnel verläuft, werden sich die Bogenhauser also wohl noch mit dem desolaten Zustand der Bahnhöfe arrangieren müssen. So langsam scheint aber Bewegung in die Pläne zum Ausbau zu kommen. Auch der 1. Vorsitzende der Bürgerinitiative für Bahntunnel von Zamdorf bis Johanneskirchen e.V., Kurt Scholz, hat den Eindruck, dass »die Bahn mittlerweile massiven zeitlichen Druck hat, diese Erweiterung vorzunehmen«. Kritisch sieht Scholz nach wie vor die Kostensituation. Zwar habe die Stadt München bereits mehrfach zugesichert, die Mehrkosten für die Tieferlegung in einen Tunnel im Vergleich zu einer Lärmschutzwand, zu bezahlen, doch weitere, konkrete Zeitpläne fehlen. Der Besuch der Ministerin vergangene Woche zeigt aber, dass der Freistaat Aktivitäten zur Verbesserung der Barrierefreiheit im Raum München forciert: »Derzeit wird an sieben S-Bahn-Stationen im Raum München am barrierefreien Ausbau gearbeitet. Zusätzlich steht auch der Ausbau des Holzkirchener Flügelbahnhofs kurz vor der Fertigstellung. Das zeigt, dass Bahnausbau in München viel mehr ist als nur die zweite Stammstrecke.«

München-Riem ist das jüngste Stationsprojekt im Freistaat Bayern, bei dem mit dem barrierefreien Ausbau begonnen worden ist. Ende März hat hier die erste Bauphase begonnen. Die ausgebaute Station wird künftig eine moderne Personenunterführung mit Aufzügen zum Mittelbahnsteig und zum Bahnhofsvorplatz sowie eine behindertengerechte Rampe von der Personenunterführung zu den stark frequentierten Bushaltestellen und zum Gewerbegebiet Dornach auf der Nordseite erhalten. Zusätzlich werden die Bahnsteige auf die zu den S-Bahnzügen passende Einstiegshöhe von 96 Zentimetern erhöht und modernisiert, was auch den Neubau von Wetterschutzdächern beinhaltet. Für Fahrgäste mit Seh-Einschränkungen wird ein Blindenleitsystem installiert. Zusätzlich werden auch die Treppen zum Mittelbahnsteig und am südlichen Zugang neu gebaut. Insgesamt umfassen die Investitionen hierfür voraussichtlich rund elf Millionen Euro. Das Bayerische Verkehrsministerium unterstützt das Projekt freiwillig im Rahmen des »Bayern-Pakets 2013-2018« mit zehn Millionen Euro bei den Investitionskosten und leistet zudem rund 1,6 Millionen Euro Ausgleichszahlung für die durch den Ausbau steigenden Betriebskosten. Die Maßnahme im Münchner Osten zählt zu den größten Projekten des »Bayern-Pakets 2013-2018«, für das der Freistaat insgesamt 60 Millionen Euro für den Ausbau und die Planung von rund 30 Stationen in Bayern zur Verfügung stellt. Die Inbetriebnahme soll Mitte 2019 erfolgen. ahi/red

Artikel vom 14.06.2018
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