Tag des Volkstanzes

Schliersee · Die Tanzmeisterin des Münchner Kocherlballs leitet an

Der Tanzboden war früher auch ein Ort zum Anbandeln.	Fotos: Markus Wasmeier Museum

Der Tanzboden war früher auch ein Ort zum Anbandeln. Fotos: Markus Wasmeier Museum

Schliersee · Darf ich bitten? Sie tanzen nicht? Da haben Sie aber etwas verpasst! Der Tanz ist seit Menschengedenken ein wichtiges Mittel um sich selbst auszudrücken, zu kommunizieren oder die Götter um Hilfe zu bitten. Es gibt verschiedene Anlässe zu tanzen. Im Rahmen des Kulturaustausches hatten wir schon afrikanische »Gumboot«-Tänzer im altbayrischen Dorf.

Dieser Tanz geht zurück auf eine Art Morsecode der versklavten Minenarbeiter. Mit verschiedenen Trampelgeräuschen konnten sie sich unter Tage heimlich verständigen. Heute erinnert der Tanz daran, der im übrigen fast ein wenig ausschaut wie ein Schuhplattler. Der Schuhplattler ist sicher einer der berühmtesten regionalen Tänze. Ähnlich wie der Schäfflertanz, bei dem die Münchner Schäffler nach der Pest von 1517 die Bevölkerung wieder auf die Straßen locken wollten. Noch heute kann man den Schäfflertanz am Glockenspiel im Münchner Rathaus bewundern. Und alle sieben Jahre wird er in München aufgeführt. Warum es genau sieben Jahre Abstand sind ist nicht genau geklärt. Man sieht also, die Motivation zu tanzen kann die verschiedensten Ursachen haben. Was diese Tänze gemeinsam haben, sie sind Gruppentänze, wie fast alle Volkstänze. Leider ist der bayrische Volkstanz etwas ins Hintertreffen geraten und so freue ich mich ganz besonders, wenn am 17. Juni, am Tag des Volkstanzes, bei uns im altbayrischen Dorf das Tanzbein geschwungen wird. Unter der begeisternden Anleitung von Katharina Mayer, bleibt auch am Schliersee garantiert kein Bein regungslos. Getanzt werden Rundtänze, Figurentänze, Zwiefache. Bekanntes, Besonderes und reizvoller Weise auch Seltenes. Einfach alles, was das Tänzerherz begehrt. Für den richtigen Schwung sorgen die Dellnhauser Musikanten aus der Hallertau. Sie sind bekannt für ihre schmissigen Zwiefachen und gelten bis zum heutigen Tag als die Volkstanzkapelle schlechthin in Bayern. Kommen kann wer mag und wie er mag.

Egal, ob in Tracht mit Dirndl und Lederhosen oder nicht. Ob mit oder ohne Tanzerfahrung, jeder ist herzlich willkommen. Übrigens, Katharina Mayer ist keine Unbekannte. Sie ist nämlich die Tanzmeisterin des Münchner Kocherlballs. Der Kocherlball ist auch so eine Münchner Besonderheit wie der Schäfflertanz, allerdings jünger. Ende des 19. Jahrhunderts blieb für die Hausangestellten der wohlhabenden Münchner Bürger keine Zeit zum Feiern und Tanzen. Und bei Festen ihrer Herrschaften hatte sie natürlich nichts auf dem Parkett verloren. So trafen sie sich immer sonntags in aller Frühe am Chinesischen Turm im Englischen Garten um dort verschiedene Volkstänze zu tanzen. Schon wenige Stunden später mussten sie wieder ihren Dienst antreten. Den Namen hat der Ball vom Sammelbegriff »Kocherl«, der alle Dienstboten, im wesentlichen aber das Küchenpersonal bezeichnete. Wegen Unsittlichkeit wurde der Kocherlball 1904 sogar verboten. Die Zeiten ändern sich und mittlerweile ist München stolz auf dieses Kapitel seiner Geschichte und einmal im Jahr wird noch heute an einem Sonntag im Juli ab 4 Uhr morgens der Kocherball als gelebtes Brauchtum gefeiert. Wenn Sie da lieber noch im Bett liegen, besuchen Sie uns doch am 17. Juni im altbayrischen Dorf, wir beginnen erst um 10 Uhr. Ob unser Küchenpersonal bei Sonnenaufgang auch beim Tanzen ist, das weiß ich nicht. Sicher ist aber, dass unser altbayrisches Wirtshaus »Zum Wofen« pünktlich öffnet und Sie mit bayrischen Schmankerln und frisch gebrautem Museumsbier verwöhnt. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Artikel vom 07.06.2018
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