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Wie Ameisen auf dem Boden
Hoch in den Lüften: Ansichten und Einsichten von oben
So sieht man Schloss Schleißheim auf einmal aus einer neuen Perspektive – von oben. Atemberaubende Fotos gibt es auf der Sonderausstellung in der Flugwerft zu sehen. Foto: dm
Oberschleißheim · Perspektivwechsel: Im Sichtflug sammelt der Luftbildarchäologe Klaus Leidorf seit 30 Jahren außergewöhnliche Bilder. Angefangen von prähistorischen Bodendenkmälern über Landschaftsaufnahmen bis hin zu Industrieanlagen bietet sein Blick aus 500 Metern Höhe erstaunliche Ansichten mit verblüffenden Strukturen und stimmungsvollen Farben und zugleich Einsichten über die Veränderung der Landschaft durch den Menschen.
Mehr als 40 seiner Luftbilder zeigt Leidorf momentan in der Flugwerft Schleißheim (Effnerstraße 18, Oberschleißheim). Die Sonderausstellung »SICHTflug« dauert bis zum 17. September. Zuerst stechen dem Betrachter die grün verschnörkelten Schlossgärten auf, die perfekt-symmetrisch angeordnet sind und sich geradezu zu spiegeln scheinen. Dann in der Mitte der blaue Schlosskanal mit den wuchtigen Fontänen, die in die Lüfte hinausragen. Allem voran: die prächtig-prunkvolle Schlossanlage Schleißheims. Alle Elemente perfekt miteinander vereint, bilden für das Auge einen ungewöhnlichen Blick. »Die Strukturen und die Farben, die Klaus Leidorf in seinen Luftbildern eingefangen hat, haben eine ganz besondere Ästhetik«, sagt Gerhard Filchner, der Leiter der Flugwerft Schleißheim. 40 seiner außergewöhnlichen Aufnahmen sind fortan in der Zweigstelle des Deutschen Museums gezeigt. »In der Sonderausstellung SICHTflug bekommt man ein breites Spektrum davon, was aus der Luft zu sehen ist«, so Filchner. Leidorf spannt mit seinen Arbeiten den Bogen von der Archäologie bis zur Dokumentation des Landschaftsverbrauchs. »Diese Fotografien sind schön und auch extrem spannend. Natürlich passen sie hervorragend in den Rahmen von mehr als hundert Jahren Fluggeschichte, die wir hier in Oberschleißheim präsentieren.« 1988 hat Leidorf seinen Flugschein gemacht. Seither ist der inzwischen 61-jährige Luftbildarchäologe regelmäßig mit seiner Cessna unterwegs und sammelt Ansichten und Einsichten.
Der Luftbildarchäologe Klaus Leidorf im Interview: Münchener Nord-Rundschau:
Was bedeutet das Fliegen für Sie?
Klaus Leidorf: Den Traum
vom Fliegen hatte ich schon als Kind und nach dem Abitur habe ich mich sogar
im Jahr 1976 bei der Lufthansa zur Ausbildung zum Verkehrspiloten beworben.
Heute bin ich allerdings froh darüber, dass ich nach dem Eignungstest nicht
in die Fliegerschule übernommen wurde. Meine heutige Tätigkeit als Pilot
bietet mir eine weitaus größere Freiheit als ich sie als Verkehrspilot im
Linienflug hätte. Nach nunmehr fast 9.000 Stunden als verantwortlicher Pilot
in der Luft hat sich das Gefühl nur insofern geändert, dass ich mehr und
mehr Respekt vor Wind und Wetter bekommen habe, denn in meiner Cessna bin
ich weniger als eine kleine Nussschale auf einem Weltmeer. Wie häufig
sind Sie unterwegs?
Leidorf: Am liebsten jeden Tag, wenn
die Sonne scheint, aber da das Fliegen nicht gerade preisgünstig ist, kann
ich es mir nur leisten, wenn entsprechende Aufträge vorhanden sind. In den
ersten Jahren als Luftbildarchäologe in Bayern war ich etwa 500 Stunden
pro Jahr in der Luft, inzwischen ist das auf weniger als die Hälfte gesunken.
Aus welcher Höhe fotografieren Sie?
Leidorf: Die
meisten Luftbilder über freiem Gelände entstehen aus einer Höhe von etwa
500 Metern, über den Städten muss man noch höher fliegen. Durch die moderne
Ausrüstung mit hoch auflösenden Kameras und bildstabilisierten Teleobjektiven
mit langen Brennweiten ist es kaum noch notwendig tiefer zu fliegen. Welche
Aussage möchten Sie mit Ihren »Luftbilddokumenten« treffen?
Leidorf: Eigentlich möchte ich die Schönheit unserer Heimat zeigen
und mit den Luftaufnahmen zur Archäologie die Geschichte unseres Landes
greifbarer und sichtbarer machen. Ein Luftbild kann mit dem Abstand vom
Boden den Blick auf manches lenken, was wir wie eine Ameise dicht am Boden
sonst nicht erkennen . Mich freut es, wie das internationale Interesse an
meinen Luftbildern gewachsen ist. Seit einigen Jahren stelle ich jeden Tag
ein neues Luftbild in einen Blog. Jeden Tag sind es einige Tausend, die
sich die Luftaufnahmen im Internet anschauen. Wie verhalten Sie sich
zu dem Zwiespalt zwischen Flächenfraß und der Ästhetik, die die gigantischen
Industrieanlagen aus der Vogelperspektive in Ihren Bildern entwickeln?
Leidorf: Ich halte es nicht für einen Zwiespalt, sondern ich glaube,
dass mit der grafischen und emotionalen Gestaltung der Luftbilder vom verantwortungslosen
Fehlverhalten der Planer mehr Diskussion angeregt wird, als wenn nur ein
erhobener Zeigefinger zu sehen ist. Gerade die Belange der Allgemeinheit
wie saubere Luft, unverbaute Landschaft oder vernünftige Verkehrswege werden
durch die Interessen von finanzstarken Unternehmen oft zurückgedrängt. Aber
das Luftbild kann jetzt deutlich das Ausmaß dieser Fehlentwicklungen zeigen
und auch Politiker zu verantwortungsvollerem Handeln für zukünftige Generationen
bewegen. Welchen Bezug haben Sie zu München? Und zur Flugwerft?
Leidorf: Ich bin kein »Großstadtmensch« und fühle mich auf dem Land
viel wohler. Nichtsdestotrotz bietet diese Großstadt für mich eine Fülle
von Motiven und es sind ja auch schon zwei Fotobücher mit meinen Ansichten
zu München aus der Luft erschienen. Die Flugwerft habe ich als an der Luftfahrtgeschichte
interessierter Familienvater mit meinen Kindern schon häufiger besucht und
mein ältester Sohn ist tatsächlich auch Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik
geworden. Auch der Jüngste ist in der Luftfahrtbranche »gelandet« und hat
im letzten Jahr eine Ausbildung als Fluggerätmechaniker zum Bau von Oldtimerflugzeugen
begonnen. Beide Jungs lassen sich gerade auch zum Privatpiloten ausbilden
und werden wahrscheinlich noch in diesem Jahr ihre Lizenz erhalten. Also
liegt die Liebe zur Luftfahrt doch in den Genen. Am 27. September wird in
der Flugwerft die Ausstellung "Oberschleißheim im Wandel" eröffnet. Danke
für das Interview und viel Erfolg für die Ausstellung!
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