Simona Morani über München, Canossa und ihre Inspirationsquellen

Italienisches Flair kommt nach Ismaning: Die Autorin Simona Morani liest am 6. Juni in der Gemeindebibliothek. Bei sonnigem Wetter würde sie gerne einen Spaziergang im Schlosspark (rechts) machen. Fotos: Sabrina Costi, bs

Ismaning · Sie kommt aus Italien, lebt in München – und liest demnächst in Ismaning: Im Lesecafé der Gemeindebibliothek (Mühlenstraße 17) ist am nächsten Mittwoch, 6. Juni, um 19.30 Uhr, Simona Morani mit ihrem Buch »Der Waschsalon des kleinen Glücks« zu Gast. Kostenlose Eintrittskarten gibt es in der Bibliothek.

Simona Morani, geboren 1982, wuchs in der norditalienischen Provinz Reggio Emilia auf. Sie lebt seit fast zehn Jahren in München, wo sie als Journalistin, Sprachlehrerin und Übersetzerin arbeitet. Moranis Debütroman »Ziemlich alte Helden« (Originaltitel »Quasi arzilli«) avancierte in Italien zu einem Überraschungserfolg: Das Buch erhielt ein begeistertes Echo und wurde mit dem Literaturpreis »Premio Zocca Giovani« ausgezeichnet. Im Interview mit dem Landkreis-Anzeiger spricht Simona Morani über italienisches Flair in München, ihr berühmtes Heimatdorf und ihre Bücher.

Landkreis-Anzeiger: München wird oft »die nördlichste Stadt Italiens« genannt. Stimmen Sie zu, Frau Morani?

Simona Morani: Auf jeden Fall! In München gibt es zahlreiche Läden mit italienischer Feinkost, Bars, Restaurants und tolle Lokale, die mit einem mediterranen Flair verlocken. Und nicht nur das: Auch die Architektur hat oft italienische Einflüsse. Wenn ich am Odeonsplatz bin, dann fühle ich mich wirklich wie in Florenz.

Haben Sie im Sommer einen Lieblingsplatz in München?

Morani: Ich wohne in der Au und mein Lieblingsplatz ist die Isar. Im Sommer lese ich gerne am Strand vor dem Deutschen Museum, am Müllerschen Volksbad oder vor der Kirche St. Maximilian.

Auch in Ismaning gibt es viele schöne Plätze – wie zum Beispiel den Schlosspark. Werden Sie am Tag Ihrer Lesung auch Zeit haben, um den Ort kennenzulernen?

Morani: Danke für den Tipp! Im Schlosspark war ich noch nicht. Wenn das Wetter sonnig ist und es zeitlich passt, werde ich am 6. Juni sehr gerne einen Spaziergang im Park machen!

Sie stammen aus Canossa in der Region Emilia-Romagna. Der Ort ist bekannt geworden durch seine Burg, auf der im 11. Jahrhundert König Heinrich IV. Papst Gregor VII. um Vergebung bat. Ist der in Deutschland sprichwörtliche »Gang nach Canossa« denn in Italien auch ein Begriff?

Morani: Ja, schon, man findet den Begriff meistens in den Medien und in der Politik. Aber es ist keine Redewendung, die man täglich benutzt oder auf der Straße hört... außer in meinem Dorf, natürlich.

Ihr Debütroman mit dem Titel »Quasi arzilli« wurde in Italien zu einem Überraschungserfolg. Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Bücher?

Morani: Ich bin Einzelkind und mit älteren Menschen aufgewachsen. Ich habe sie immer mit Faszination beobachtet und zugehört. Sie hatten unglaubliche Geschichten zu erzählen. Selbst die kleinsten Ereignisse hatten etwas Magisches. Als ich dann nach Deutschland umzog, wollte ich die Erinnerungen in einem Buch festhalten. Auch die Geschichte von meinem Roman »Der Waschsalon des kleinen Glücks« kommt aus einer wahren Lebensgeschichte. Ich mag es, mich vom echten Leben inspirieren zu lassen.

In »Der Waschsalon des kleinen Glücks« erlebt Rina, 62-jährige Witwe und Besitzerin eines Waschsalons, ihren zweiten Frühling, als sie sich mit einem Kunden namens Donato anfreundet. Dieser ist im Alter ihres Sohnes – was in ihrem italienischen Heimatstädtchen sofort zum Skandal wird. Aber Rina lässt sich in ihrer Schwärmerei nicht aufhalten. Bis ihre Freundinnen einen Plan schmieden...

Interview: Benjamin Schuldt

Artikel vom 30.05.2018
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