Was ist eigentlich Identität?

Ismaning · »Ein gemachter Mensch« im Kallmann-Museum

Links das Bild »Role Play« von Martin Brand, rechts ein  »Bescherkind« aus der Lausitz von Iwalja Klinke.	 	F.:  Leihgabe Sammlung Köstlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Links das Bild »Role Play« von Martin Brand, rechts ein »Bescherkind« aus der Lausitz von Iwalja Klinke. F.: Leihgabe Sammlung Köstlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Ismaning · Wer bin ich? Und warum bin ich so, wie ich bin? Fragen nach der eigenen Identität treiben wohl jeden von uns um. Was an uns ist von vornherein festgelegt und unveränderbar, was gesellschaftliche Prägung, was eigene Entscheidung?

Wer entscheidet, wo ich hingehöre? Die Ausstellung »Ein gemachter Mensch« im Kallmann-Museum Ismaning (Schloßstraße 3 b) widmet sich zentralen Aspekten, die bei der Herausbildung und Bestimmung individueller Identität von besonderer Bedeutung sind.

Angesichts gegenwärtiger politischer Debatten sind Fragen nach der Identität hochaktuell – wird doch der Begriff gerne als Rechtfertigung für Ausgrenzung und Diskriminierung herangezogen. Dabei scheint die Bestimmung der menschlichen Identität im 21. Jahrhundert schwieriger denn je zu sein. Herkömmliche Identitäten lösen sich auf oder werden neu interpretiert, wodurch sich neue Formen der Identitätsbildung zeigen, die außerhalb bisheriger Konstanten wie Religion, Ethnizität, Geschlecht und Nationalität liegen.

Nur das Ergebnis eines Prozesses?

Schließlich gibt es zahllose Möglichkeiten, seine eigene Identität durch Entscheidungen und Handlungen selbst zu formen – oder sie auch nur vorübergehend zu wechseln, etwa im Spiel. Gleichzeitig werden jedem von uns fortlaufend Merkmale zugeschrieben, auf die man als Einzelperson praktisch keinen Einfluss hat.

Identität wäre demnach das Ergebnis eines sich ständig verändernden Prozesses zwischen Selbst- und Fremdbestimmung. Dieser Prozess kann weder gänzlich erfasst noch kann er abgebildet werden. Die Ausstellung »Ein gemachter Mensch« betrachtet ihn aus verschiedenen Perspektiven.

Der Titel bezieht sich dabei auf das Gemacht-Sein von Identität, die eben nur zum kleinsten Teil von vornherein und unverrückbar gegeben ist. Zugleich spielt er auch auf das geflügelte Wort vom »gemachten Mann« an, der einen festen Platz in der Gesellschaft gefunden hat, nach gängigen Normvorstellungen erfolgreich ist und dessen Identität – zumindest in der Fremdwahrnehmung – darüber maßgeblich mitbestimmt wird.

Ausgestellt sind Arbeiten von Selma Alaçam, Aram Bartholl, Martin Brand, James Bridle, Harun Farocki, Sandra Filic, Iwajla Klinke, Alicja Kwade, Sali Muller, Timea Anita Oravecz, Daniela Risch, Nasan Tur, Anna Witt, Veronika Witte und Naneci Yurdagül. Die Ausstellung ist bis 16. September zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.

Artikel vom 29.05.2018
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