Ein Tattoo fehlt noch…

300 Exponate zeigen den Schönen Turm in allen Facetten

Volles Haus bei der Eröffnung der Sonderausstellung im ersten Stock des Stadtmuseums ­Erding. Der Schöne Turm zog und zieht viele in seinen Bann.	Foto: kw

Volles Haus bei der Eröffnung der Sonderausstellung im ersten Stock des Stadtmuseums ­Erding. Der Schöne Turm zog und zieht viele in seinen Bann. Foto: kw

Erding · Wer glaubt, über den Schönen Turm in Erding schon alles zu wissen, der wird in der noch bis Jahresende laufenden Sonderausstellung im Museum Erding erleben, dass es doch noch viel zu lernen gibt.

Rund 300 Exponate hat Museumsleiter Harald Krause mit einem Team aus Hauptamtlichen, unterstützt von nicht weniger als acht ehrenamtlichen Museums-Enthusiasten, liebevoll zusammen getragen, und eigentlich fehlt in der imposanten Sammlung nur eins, und das nannte Krause bei der Eröffnung der Sonderausstellung auch explizit: Wer ein Tattoo hat, das den Schönen Turm zeigt, der sei willkommen, diesen Körperschmuck ablichten zu lassen.

Für ein Foto davon würden die Ausstellungsmacher ihre Vitrinen noch einmal öffnen, deutete er an.

Gut möglich also, dass die laufende Ausstellung doch noch ergänzt werden kann. Aber selbst wenn nicht, sie bleibt auch so sehenswert, und die imposante Zahl von Gästen bei der Eröffnung zeigte, dass Krause und sein Team mit der Themenwahl richtig gelegen haben. Der schöne Turm ist die am meisten fotografierte Sehenswürdigkeit der Herzogstadt, deutlich beliebter als der klar höhere Stadtturm in Sichtweite des ehemaligen Stadttorturms Richtung Landshut, der bei seiner Errichtung ein hohes Satteldach hatte. Dieses aber fiel, wie so vieles andere in der Stadt, im Dreißigjähri- gen Krieg den brandschatzenden Schweden zum Opfer. Erst zwölf Jahre nach dem Ende dieses verheerenden Krieges erhielt der Turm das Aussehen, das ihn zum Schönen Turm gemacht hat.

Diese Einschätzung teilten wohl auch die Produzenten des Filmklassikers »Quax der Bruchpilot« mit Schauspiellegende Heinz Rühmann, der 1941 gedreht wurde. Der Film spielt teilweise in Erding, eine Entscheidung, die auch der Kulisse geschuldet war, in der wiederum der Schöne Turm eine tragende Rolle spielt.

Heinz Rühmann als Bruchpilot Quax landete mit einem Flieger auf dem Schrannenplatz, nachdem er die Maschine – ohne Bruch – am Schönen Turm vorbeigesteuert hatte. Nachdem der eigentliche Kunstflieger verletzungsbedingt die Flugszenen nicht absolvieren konnte, stieg Rühmann als Inhaber einer Fluglizenz kurzerhand selbst ins Cockpit und steuerte seinen Flieger um den Schönen Turm herum.

Kaum zu glauben, dass auf dem Schrannenplatz ein Flugzeug hat landen können. Aber das ist auch nur eine Episode aus dem langen bewegten Leben des Bauwerks, das heute von nicht weniger als 10.500 Autos täglich unterquert wird – eine Tatsache, die ihn beinahe schon die Existenz gekostet hätte, denn es gab in den 60er-Jahren tatsächlich die Idee, dieses Baudenkmal als Verkehrshindernis abzubrechen! Kaum vorstellbar in der heutigen Zeit, und es war Oberbürgermeister Max Gotz, der zum wiederholten Mal die These vertrat, es seien nach dem Krieg mehr Baudenkmäler zerstört worden als im Krieg selbst.

Heute sei ein maßvoller Denkmalschutz angezeigt, dozierte er bei der Eröffnung, und tatsächlich: Ohne den Schönen Turm hätten die Erdinger ihre Ausstellung möglicherweise nur noch als Retrospektive machen können. Dieser Umstand wäre sicher nicht nur von vielen Erdingern bedauert worden. Das Museum ist täglich außer montags von 13 bis 17 Uhr geöffnet, sodass es genügend Gelegenheit gibt, die liebevoll zusammengetragene Sammlung zu betrachten. Und dabei gibt es auch vielleicht eine Antwort auf die von Krause gestellte, aber eben nicht beantwortete Frage, warum es der Stadtturm »nicht geschafft« habe. kw

Artikel vom 25.05.2018
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