Ein Kommentar von Alfons Seeler

Gemeinsam und einstimmig nichts beschlossen?

Wiederkehrendes Ritual: Warten auf Signale aus Abu Dhabi. Foto: Anne Wild

Wiederkehrendes Ritual: Warten auf Signale aus Abu Dhabi. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Die Erwartungshaltung bei Mitarbeitern, Mitgliedern und Fans des TSV 1860 München vor der jüngsten Sitzung des Aufsichtsrats der Profifußball-Tochter am vergangenen Mittwochabend war groß. Nichts weniger als ein »zusätzliches Budget«, mit dem »die Wünsche von Bierofka und Gorenzel zu 100 Prozent erfüllt würden«, hatte Investoren-Sprecher Athanasios Stimoniaris »ligaunabhängig« für die neue Saison versprochen. Das Ergebnis der Unterredung der Gesellschafter liest sich im Vergleich mit der vollmundigen Ankündigung bescheiden.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung des Aufsichtsrats der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA lässt man die interessierte Öffentlichkeit wissen, man habe »richtungsweisende Entscheidungen einstimmig getroffen«. Welche? Darüber steht nichts in den dünnen Zeilen. Keine Rede ist mehr von einem angeblich »überzeugenden Paket«, das die »sportliche Entwicklung der Mannschaft« befeuern soll. Ein solches hatte Stimoniaris mit einer nicht abgestimmten Erklärung nach dem Gewinn der Bayerischen Meisterschaft angekündigt. Stattdessen heißt es nun: »Für die Bereitstellung weitergehender finanzieller Mittel zur Stärkung der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit finden zeitnah weitere vertrauensvolle Gespräche zwischen den Gesellschaftern statt.«

Weshalb der Sprecher von Investor Hasan Ismaik sich mit seinem öffentlichen Versprechen selbst derart unter Druck setzt, ist unverständlich. Denn er hatte in der darauffolgenden Sitzung offenbar nichts in der Hand, wofür er wie angekündigt »bei Geschäftsleitung und Vereinsvertretern um Wohlwollen« hätte werben können. Durch die demonstrative Einladung an Trainer Daniel Bierofka und Sportchef Günther Gorenzel zu einem Treffen mit Hasan Ismaik in einem Münchner Luxushotel erhält Stimoniaris offensive Ankündigung zusätzliche Dynamik.

Immerhin werden »zur Fortführung der Gesellschaft beide Gesellschafter ihre Darlehensforderungen bedingungslos stunden«, heißt es in der Pressemitteilung. Das war zu erwarten, andernfalls hätte Ismaik sein Investment in den Abgrund gerissen. Auch soll die Investorenseite einem Vorschlag des Vereins, wie im Falle des Nachwuchsleistungszentrums zu verfahren sei, um das seit Jahren schwelende Gemeinnützigkeitsthema zu lösen, endlich zugestimmt haben.

Wer Ismaiks Wirken beim TSV 1860 München seit 2011 näher verfolgt, ist nicht überrascht davon, dass zwischen Ankündigung und Handeln des Jordaniers eine gewisse Diskrepanz liegt. Das nicht geahnt zu haben, mag Stimoniaris‘ mangelnder Erfahrung geschuldet sein. Ex-Präsident Peter Cassalette hätte es besser wissen müssen.

(as)

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Artikel vom 20.05.2018
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