Kultusgemeinde feiert 70. Gründungstag Israels

Bei Festakt wurden feierliche, aber auch mahnende Worte gesprochen

Glückwünsche an Charlotte Knobloch (Mitte). Ilse Aigner vertrat die Staatsregierung, ebenso wie der neue Antisemitismus-Beauftragte, Ludwig Spaenle. Dieter Reiter in Begleitung von Gattin Petra gratulierte für die Stadt München.  Foto: Robert Bösl

Glückwünsche an Charlotte Knobloch (Mitte). Ilse Aigner vertrat die Staatsregierung, ebenso wie der neue Antisemitismus-Beauftragte, Ludwig Spaenle. Dieter Reiter in Begleitung von Gattin Petra gratulierte für die Stadt München. Foto: Robert Bösl

München · Ein Volk ohne Land, das waren die Juden bis zum Jahr 1948. Vor 70 Jahren machte es die internationale Staatengemeinschaft möglich und verhalf den Juden zu einem Landstrich am östlichen Mittelmeer. Der Staat Israel wurde Wirklichkeit.

Damit begann die Geschichte des modernen Israel – und ein gesellschaftlicher und religiöser Konflikt, der bis heute dauert und in den letzten 70 Jahren unzählige Todesopfer gefordert hat. »Es ist unsere moralische Pflicht und unsere historische Verantwortung, den Staat Israel zu schützen«, erklärte die stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin Ilse Aigner beim Festakt zum 70. Jahrestag der Unabhängigkeit Israels am Montag, 14. Mai, in München.

Eingeladen hatte die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Eigentlich sollte der Anlass ein erfreulicher sein, doch die weltpolitische Lage macht es schwierig, ungetrübte Freude zu dem Jahrestag zu verbreiten. Ebenso belastete die jüngere Entwicklung auch in Deutschland die Feierlichkeiten. Aigner betonte ausdrücklich, »antisemitische, antiisraelische oder antizionistische Vorfälle dürfen in Bayern nicht stattfinden oder müssen sofort sanktioniert werden«.

Eine solche Forderung betrifft die Gegenwart, die auf einer Vergangenheit beruht, mit der sich wiederum auch nicht jeder gerne befassen mag. »München hat sich mit der Aufarbeitung seiner NS-Geschichte bekanntlich lange sehr schwergetan«, bekannte Oberbürgermeister Dieter Reiter. »Das hat sich inzwischen vollständig geändert. Und das erfüllt uns mit Genugtuung und Dankbarkeit«, ergänzte das Stadtoberhaupt beim Festakt.

Die Präsidentin des Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, berichtete, wie sie als gebürtige Münchnerin, die als Jüdin dem Holocaust entgangen war, im Alter von 15 Jahren von der Gründung des Staates Israel erfahren hat: »Unvergessen, das Gefühl in meinem Herzen, als wir – die Überlebenden – im Jahr 1948 auf der Möhlstraße tanzten, als die Staatsgründung Israels Realität wurde.« Zugleich drückte Knobloch ihre Sorge um Europa, um Deutschland und auch um Israel aus: »Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass wir 73 Jahre nach dem Holocaust wieder weiter von der Normalität zwischen Juden und Nichtjuden in unserem Land entfernt sind, als es 2006 bei der Eröffnung der Synagoge schien.«

Artikel vom 17.05.2018
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