Grafing · Unterhaltsame Ortsführung

Grafing · Der Eigenheimerverein Grafing organisierte eine amüsante Stadtführung unter dem Motto: »Heiratspolitik in Grafing«. »Das darf man sich nicht so vorstellen, dass die junge und bildhübsche Brauerstochter aus Grafing den adretten Brauersjüngling heiraten durfte«, berichtet Thomas Warg bei der Stadtführung über Grafing und seine alten Handwerksbetriebe.

»Die Brauerzunft schaute vielmehr, dass das Vermögen zusammengehalten und gemehrt wurde. So wurde früher die Brauerstochter mit dem alten Bräu aus Rosenheim verheiratet. Verstarb dann ihr Ehemann nach einigen Jahren, wurde die mittlerweile auch älter gewordene Brauersfrau mit einem jungen Bräu aus Wasserburg verheiratet.«

Die Stadtführung hatte der Eigenheimerverein Grafing und Umgebung organisiert und damit reges Interesse geweckt. Rund 40 Interessierte lauschten gespannt den Ausführungen von Herrn Warg. Auch dass die Bäcker in Grafing anno dazumal die Semmeln mit Sägemehl streckten, erfuhren die Teilnehmer. Bäcker und Brauer hatten in Grafing einen großen Vorteil. Sie siedelten am Oberlauf der Urtel und hatten so stets frisches Wasser. Ganz im Gegensatz zu den Gerbern und Färbern, die am Unterlauf der Urtel ihr Handwerk betrieben. Hier, am heutigen Ende der Griesstraße, stank es früher dementsprechend. Aber nicht nur, weil hier die Gerber angesiedelt waren, sondern auch weil es keine Müllabfuhr gab und die Einwohner ihren Müll einfach auf die Straße warfen.

Herr Warg erzählte noch einige weitere amüsante Anekdoten, bevor es zum Abschluss der Führung in die Marktkirche ging.

Hier berichtete Anna Schmid, die zufällig des Weges war, über die Entstehungsgeschichte der Marktkirche. Und wieder waren es die Brauer mit ihrer Heiratspolitik, die den Bau des heutigen Kleinods am Marktplatz eigentlich erst ermöglicht haben. Der Münchner Bankier Johann Georg Nockher war mit einer Brauerstochter aus Grafing verheiratet und konnte die bedeutenden Künstler Johann Babtist Zimmermann und Johann Babtist Straub für die Ausgestaltung der Kirche gewinnen. Obendrein finanzierte er den Bau.

Artikel vom 16.05.2018
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