Bildungstradition fortsetzen

Kardinal Marx legt Grundstein für Seminargebäude im Kirchlichen Zentrum

Während der Präsident der Katholischen Stiftungshochschule, Hermann Sollfrank (links), den Grundstein befüllte, übernahm Kardinal Reinhard Marx den Segen.	Foto: bs

Während der Präsident der Katholischen Stiftungshochschule, Hermann Sollfrank (links), den Grundstein befüllte, übernahm Kardinal Reinhard Marx den Segen. Foto: bs

Haidhausen · Die wichtigste Botschaft schaffte es von Haidhausen aus bundesweit in die Medien. Er sei nicht gegen Kreuze im öffentlichen Raum, meinte Kardinal Reinhard Marx – und griff damit die aktuelle Debatte in Bayern auf.

»Ich bin ausdrücklich dafür«, fügte Marx hinzu. Kreuze im öffentlichen Raum stünden für »die Ausrichtung an den Grundaussagen des christlichen Menschenbildes« sowie »die Pflicht, im Sinne des Gekreuzigten zu arbeiten«. Nach Aussagen von solcher Tragkraft ging es fast unter, dass Kardinal Marx vorrangig nach Haidhausen gekommen war, um dort den Grundstein für ein neues Seminargebäude der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) zu legen.

Bevor der Kardinal, der auch Erzbischof von München und Freising ist, zur Tat schritt, hatte er einige Worte an die Gäste gerichtet – und Gottes Segen für den Neubau erbeten. Dann segnete Marx den Grundstein für das geplante neue Gebäude, während der Präsident der KSH, Hermann Sollfrank, in dem hohlen Quader nach altem Brauch eine Urkunde, Münzen und aktuelle Tageszeitungen niederließ. Wenn das Seminargebäude einmal fertig ist, wird der Grundstein im Eingangsbereich für jedermann sichtbar sein.

Bis Ende 2019 sollen im Kirchlichen Zentrum in der Preysingstraße insgesamt 28 Hörsäle und Seminarräume entstehen. Dafür, sowie für die Umstrukturierung des Marienhauses, eines weiteren Gebäudes der KSH, investiert das Erzbistum München und Freising rund 30 Millionen Euro. Das Seminargebäude soll als offenes, multifunktionales Haus der Kommunikation und Lehre dienen. Die 28 flexibel nutzbaren Hörsäle und Seminarräume mit unterschiedlichen Raumgrößen sind auf vier Ebenen um das offene Foyer angeordnet, das als kommunikativer Raum alle Bereiche miteinander verbindet, mit offenen Freitreppen architektonische Akzente setzt und sich zur Campuswiese öffnet. Die Eingangshalle, flankiert von einem Hörsaal und der Cafeteria, geht in eine vorgelagerte Freifläche über. Ein Verbindungsbau schafft auf zwei Ebenen Übergänge zur Aula sowie zur Mensa. Der helle, transparente Charakter des Gebäudes wird in der Fassadengestaltung weitergeführt: Raumhohe Verglasung und geschlossene Paneele wechseln sich ab, Lamellen aus Lärchenholz sorgen für Sonnenschutz.

Das bisherige Gebäude der KSH ist nicht mehr wirtschaftlich sanierbar. Zudem sind durch die steigende Zahl der Studenten die Lehrflächen knapp geworden. Der Neubau wird im Nordosten des Geländes entstehen. Erst danach wird das bisherige Gebäude im Westen abgerissen. Gleichzeitig soll die Raumnutzung umstrukturiert werden: Während die Verwaltung im Marienhaus konzentriert wird, wird der Neubau als reines Lehr- und Hörsaalgebäude dienen. »Seit ich Ende 2007 in München angekommen bin, hat das Thema Neubau auf der Tagesordnung gestanden«, betonte Kardinal Marx.

Verzögerung durch archäologische Funde

Die Grundsteinlegung für den Seminarbau hatte sich verzögert, weil archäologische Funde bei den Vorarbeiten eine Untersuchung notwendig gemacht hatten. Dabei wurden die Reste einer Parkanlage entdeckt, die sich neben dem »Preysing-Schloss« der Grafen von Preysing-Hohenaschau auf dem Gelände des heutigen kirchlichen Zentrums in Haidhausen befand. Auf einer Länge von mehr als 30 Metern wurde eine Ziegelmauer erfasst, die vermutlich das Hauptareal des Parks von den Nebenbereichen trennte.

Einige Funde im Erdreich verweisen auf einen gehobenen adeligen Lebensstil – so zum Beispiel ein grün glasiertes, frühbarockes Ofenkachelfragment mit der Darstellung eines bärtigen Kopfes mit Federbusch und Halskrause, eine Scherbe Meißener Porzellans sowie ein Silberpfennig des Erzbistums Chur aus der Zeit um 1700. Zudem gab es während der Vorarbeiten Schadstofffunde und mehrere Bombenverdachtsfälle.

Neubau als Teil der Weiterentwicklung

Rund 2.400 Studierende bereiten sich an der KSH in Bachelor- und Masterstudiengängen auf Berufe im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitssektor vor – die meisten in Haidhausen, ein Teil am Campus Benediktbeuern. Am angrezenden Edith-Stein-Gymnasium lernen rund 600 Schülerinnen. Zum Kirchlichen Zentrum gehören auch noch die Jugendkirche Zum Guten Hirten, das KorbiniansHaus der Kirchlichen Jugendarbeit, die Romano-Guardini-Fachoberschule und weitere kirchliche Einrichtungen. Der Neubau ist Teil der Weiterentwicklung des Bildungsangebots im Kirchlichen Zentrum. Die derzeit laufende Generalsanierung des Edith-Stein-Gymnasiums soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Der Neubau einer zweizügigen Grundschule kann erst nach der Fertigstellung des Seminargebäudes – also frühestens Ende 2019 – beginnen.

Von 1841 bis 1965 wirkte auf dem Gelände des heutigen Kirchlichen Zentrums der Orden der Frauen vom Guten Hirten, der sich besonders der Erziehung und Bildung junger Mädchen und Frauen widmete. Anschließend übernahm das Erzbistum München und Freising das Areal im Herzen Haidhausens, um dort die Tradition der Bildung und Ausbildung fortzusetzen. bs/red

Artikel vom 09.05.2018
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