Adaptionshaus in Freimann hilft Suchtkranken bei Resozialisierung

Zurück in den Alltag

Freimann · Der Weg zurück in den Alltag führt über Freimann. Das gilt zumindest für die Bewohner des Adaptionshauses im Schlößlanger 1.

Dort haben bis zu 20 Patienten aus ganz Deutschland Platz, sich nach einer Langzeittherapie im Kampf gegen die Sucht für ein Leben mit und in der Gesellschaft vorzubereiten. »Suchtkranke haben zumeist ähnliche Leidenswege«, erzählt Diplom-Psychologe Alain Cullmann, Leiter des Adaptionshauses. Dabei meint er alle Formen von schweren Suchtkrankheiten: Medikamente, Alkohol und Drogen. »Zuerst glauben die Betroffenen, sie könnten einen Suchtstoff kontrolliert einnehmen. Irgendwann aber gerät das außer Kontrolle, und mit der Zeit verwahrlosen die umgebenden Strukturen wie Arbeitsplatz und Wohnung«, weiß Cullmann aus seiner Berufserfahrung zu berichten.

Nach einer Langzeittherapie kann das Adaptionshaus solche Patienten aufnehmen. Dort lernen sie praxisnahe Fertigkeiten, die sie zum Teil schon beherrscht hatten, durch ihre Krankheit aber verloren haben. Dazu gehört die Haushaltsführung, sowohl in Bezug auf die anfallenden Arbeiten im Haushalt, als auch beim Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Geld. Die Bewohner bewegen sich in Freimann, erledigen ihre Einkäufe, leben dort. Sie wohnen in Einzelzimmern mit einem kleinen Küchenbereich, den sie für die Dauer des Aufenthalts – drei bis vier Monate – in Ordnung halten sollen.

Außerdem wird den Bewohnern vermittelt, wie man beispielsweise Behördengänge absolviert, wie man sich bei Betrieben bewirbt und was man beim Umgang mit anderen Menschen beachten sollte. Mit diesen Fertigkeiten ausgestattet, bemühen sie sich selbst um einen Praktikumsplatz, holen Schulabschlüsse nach, bewerben sich um eine Berufsausbildung.

»Es gibt auch Rückfälle«, weiß Cullmann. Etwa ein Drittel der Patienten könnte die Sucht überwinden, ein Drittel erleide Rückfälle und ein Drittel würde an den Folgen der Krankheit sterben, bestätigt auch seine Kollegin, Diplom-Sozialpädagogin Barbara Gasteiger.

Seit Eröffnung des Adaptionshauses im März letzten Jahres habe sich viel getan. Cullmann und sein Team treiben die Entwicklung weiter voran. Der Ausbau läuft noch immer, daher könne das Haus derzeit nicht voll belegt werden. »Anfang Sommer soll es aber so weit sein«, so Cullmann. Das Umfeld der Patienten ist Freimann. Dort können sie sich bewegen, für einige Monate ist dies ihr Zuhause. Und so können der Stadtteil und die Bewohner mit dazu beitragen, diesen Menschen auf dem schwierigen Weg zurück in die Gesellschaft zu helfen. cr

Artikel vom 30.01.2002
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