Not macht erfinderisch

Erding · Gewerbeverein bringt Lehrlingswohnheim ins Gespräch

Kann das Beispiel für Erding sein? In Bautzen ist das 2011 neu renovierte Lehrlingswohnheim in der Trägerschaft des Landkreises. 	Foto: Landratsamt Bautzen

Kann das Beispiel für Erding sein? In Bautzen ist das 2011 neu renovierte Lehrlingswohnheim in der Trägerschaft des Landkreises. Foto: Landratsamt Bautzen

Erding · Die Stadt Erding gehört zu den zehn teuersten Städten Deutschlands. Als Standortfaktor gilt das nicht. Die Grundstückspreise und mit ihnen natürlich die Mieten gehen durch die Decke, die Gehälter aber wachsen längst nicht im gleichen Maße mit. Das bekommen auch Auszubildende zu spüren.

Die Folge: Die immer wieder auch und gerade von der Wirtschaft geforderte Mobilität von jungen Menschen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz wird erheblich eingeschränkt, »Hotel Mama« bleibt mangels bezahlbarer Alternativen hoch im Kurs. In Erding stellt man sich dieser Problematik.

Wie lässt sich sicherstellen, dass die Lehrstellen in Erding weiter besetzt werden können? In dieser Lage entstand beim Gewerbeverein Erding die Idee eines Lehrlingswohnheims für die Stadt. Der erste Gedanke: Wenn eine solche bezahlbare Wohnmöglichkeit für Auszubildende besteht, könnten Handel, Handwerk, Gewerbe in der Stadt auch solche jungen Menschen in die Stadt bringen, die sonst keine Möglichkeit haben, in Erding eine Lehre zu beginnen. Grob gesagt: Im Winter mit dem Mofa von Inning am Holz zum Arbeitsbeginn nach Erding zu fahren und das vielleicht auch noch bei einer Bäckerei, wo bekanntlich die Frühaufsteher am Werk sind, lange bevor irgendein Bus fährt, ist keine Lösung. Im Gegenteil: Das kann der Grund sein, warum ein Bewerber auf die Stelle verzichtet oder schlimmer noch: die Ausbildung abbricht. Und das hat wahrlich nichts mit mangelnder Belastbarkeit zu tun.

Gewerbevereinsvorsitzender Dirk Urland ging bei der jüngsten Sitzung des Vereins in die Details. Erstens sei die Stadt mit von der Partie und unterstütze das Vorhaben. Zweitens wolle der Gewerbeverein jetzt an die konkreten Details gehen. Dazu muss eine Erhebung des Bedarfs erfolgen. Noch lasse sich nämlich noch nicht genau abschätzen, ob die Idee überhaupt bei denen, die davon einmal profitieren sollen, ankommt. Also ist ein Fragebogen in Vorbereitung, der jetzt verschickt werden soll.

Der Gewerbevereinsvorsitzende warb schon jetzt für eine breite Beteiligung, denn anhand des Rücklaufs sollen die weiteren Schritte erfolgen. Urland kündigte eine Arbeitsgruppe an, deren Aufgaben sich noch nicht konkret umreißen lassen. Diese hängen nämlich maßgeblich vom Rücklauf und der Auswertung ab. Aber auch grundsätzliche Fragen müssen bei diesem ehrgeizigen Projekt noch geklärt werden. So ist die Rechtsform, unter der das Millionenprojekt laufen soll, noch nicht klar.

Von der Finanzierung redet (noch) auch niemand. Das dürfte wie immer in solchen Fällen das Hauptthema sein, selbst wenn, was bereits angedeutet wird, die Stadt ein Grundstück bereitstellt. Partner werden gebraucht, von der Handwerkskammer über die Industrie- und Handelskammer bis hin zu weiteren Wirtschaftsverbänden. Schritte, die erst nach und nach erfolgen können, nachdem der Verein einiges an Grundlagenarbeit erledigt hat. Diese sind jetzt in Angriff genommen.

Was dem Unternehmen Auftrieb verleihen könnte: Die Idee mit einem Lehrlingswohnheim ist anderswo schon realisiert worden. Die Erdinger müssten das Rad nicht erst neu erfinden. Für Beispiele müssten sie einen Blick nach Dresden, Chemnitz oder Bautzen werfen und können von den Erfahrungen dort profitieren. In Bautzen ist das Wohnheim an die dortige Berufsschule angegliedert, was auch ein Modell für Erding sein kann, weil es in Erding auch Berufsschulen gibt, deren Träger wiederum der Landkreis ist. kw

Artikel vom 27.04.2018
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