Nach 35 Jahren wieder zu sehen

Prunkstück aus dem Bayerischen Nationalmuseum

Tapisserie: Paulus predigt vor den Frauen, Wolle, Seide, Metall Brüssel, Entwurf um 1535, Ausführung um 1550.                     Foto: Bastian Krack/©Bayerisches Nationalmuseum

Tapisserie: Paulus predigt vor den Frauen, Wolle, Seide, Metall Brüssel, Entwurf um 1535, Ausführung um 1550. Foto: Bastian Krack/©Bayerisches Nationalmuseum

Lehel · Die kostbare Tapisserie »Paulus predigt vor den Frauen von Philippi« konnte von Mai 2016 bis September 2017 mit Mitteln der Ernst von Siemens Kunststiftung im Rahmen der Initiative »Kunst auf Lager – Bündnis zur Erschließung und Sicherung von Museumsdepots« umfassend restauriert werden. Nun ist die Tapisserie »Paulus predigt vor den Frauen von Philippi« nach 35 Jahren im Depot endlich wieder in Saal 22 im Bayerischen Nationalmuseum ausgestellt und zu bewundern.

Der Wirkteppich gehört zu insgesamt neun Tapisserien mit Darstellungen aus der Geschichte des Hl. Paulus nach Entwürfen von Pieter Coecke van Aelst, von der einzig das Bayerische Nationalmuseum, Prinzregentenstraße 3, eine vollständige Serie besitzt. Diese wurde vor 1563 gefertigt und zwischen 1565 und 1571 von Herzog Albrecht V. von Bayern erworben. Sie gehört zu den größten Kostbarkeiten des Museums.

Die im Atelier für Textilrestaurierung des Bayerischen Nationalmuseums durchgeführten Maßnahmen umfassten die Vorbereitungen zur Nassreinigung (Absaugen, temporäres Sichern geschwächter Bereiche, etc.) sowie die Konservierung und erforderten insgesamt 1.500 Arbeitsstun- den. Die Diplom-Restauratorin (Univ.) Laura Klama konnte für dieses Projekt gewonnen werden.

In der renommierten Manufaktur »De Wit« in Mechelen (Belgien) wurde die Tapisserie zunächst gereinigt. Das dort angewendete Aerosolverfahren gilt als schonendste Reinigungsmethode für solche großformatigen textilen Kunstwerke. Hierzu wird das Stück flach ausgebreitet mit einem Gemisch aus fein zerstäubtem Wasser und Tensid besprüht, durch Unterdruck permanent abgesaugt und anschließend gespült und getrocknet. Da der Wandteppich sehr verschmutzt war, musste der Vorgang zweimal erfolgen, sowohl von der Rück- als auch Vorderseite.

Die Farben zeigen sich nach der Reinigung wieder leuchtend, und das großflächig verwendete Gold strahlt in seinem früheren Glanz. Bei der anschließenden umfangreichen nähtechnischen Sicherung aller geschwächten Bereiche wurden Spannung verursachende ältere Reparaturen entfernt und herstellungsbedingte Schlitze wieder zugenäht. Bereiche, in denen Fäden ausgefallen waren, unterlegte die Restauratorin mit Leinengewebe und stabilisierte sie mit sogenannten Spannstichen. Offene Ränder wurden mit Langettenstichen eingefasst.

Abschließend erfolgte eine gesamte Unterlegung mit dichtem Baumwollfutter durch ein spezielles Stützlinien-System.

Artikel vom 11.04.2018
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