Der Verein für Fraueninteressen e.V. hilft verschuldeten Familien

»Gute Ratschläge allein reichen nicht«

München · 24 Frauen, zwei Männer, vier HelferInnengruppen, 65 betreute Haushalte im Jahr 1999 – so ein Auszug aus der Statistik der hauswirtschaftlichen Beratung für verschuldete Familien.

Hinter diesen nüchternen Zahlen verbergen sich jedoch nur allzu oft dramatische Schicksale. Denn München, die Traummetropole an der Isar, bietet gerade Familien mit geringem Einkommen wenig traumhafte Perspektiven. Überhöhte Mieten und stetig steigende Lebenshaltungskosten machen das Leben teuer. Die Zahl der verschuldeten Familien wird jedes Jahr mehr.

Vor ungefähr zwanzig Jahren wurde der Problemlage verschuldeter Familien erstmals Aufmerksamkeit geschenkt. Und man erkannte auch, dass es in solchen Familien meist nicht nur um rein finanzielle Probleme, sondern auch um Erziehungs- und hauswirtschaftliche Fragen geht. Seit 1982 betreut deshalb die hauswirtschaftliche Beratung des Vereins für Fraueninteressen Familien in Not. Gegründet wurde das Projekt auf Initiative des Allgemeinen Sozialdienstes. Über 20 ehrenamtliche HelferInnen sind seither unterwegs, um verschuldete Familien durch eine intensive, hauswirtschaftliche Beratung und praktische Hilfestellung aus der existentiellen Krise zu führen.

»Wir möchten Familien helfen, ihren Alltag umzustellen und mit dem knappen Geld besser auszukommen«, erklärt Dr. Hildegard Kronawitter, die Vorsitzende des Vereins für Fraueninteressen. In der Praxis sieht das so aus: Die ehrenamtlichen BeraterInnen gehen mit dem Haushaltsvorstand das Budget durch und zeigen wo Einsparungen möglich sind. »Unsere Hilfe ist absolut praxisorientiert«, so Dr. Kronawitter. Deshalb begleiten die BeraterInnen die Familien auch beim Einkaufen und erklären wie man beim Kauf von Lebensmitteln sparen kann. »Ein wichtiger Augenmerk gilt immer auch den Kindern innerhalb einer solchen Familien«, berichtet die Vorsitzende. Denn zusammen mit den Eltern sind viele Kinder von der wirtschaftlichen Not betroffen. »Besonders häufig sind junge Familien mit (oft mehreren) kleinen Kindern betroffen. Das ist sehr schlimm. Es ist nun einmal so, dass es einem in unserer Stadt sehr leicht gemacht wird Geld auszugeben. Oft haben schon 12-Jährige Schulden«, bedauert Dr. Kronawitter.

93 Haushalte mit insgesamt 146 Kindern, die alle vom allgemeinen Sozialdienst vermittelt wurden, konnten im Jahr 2000 betreut werden. Oft dauert eine solche Betreuung Jahre, ehe die Familie wieder auf eigenen Beinen stehen kann. Wichtig ist dabei jedoch immer, dass die Familie auch Hilfe möchte. Denn ohne die Zustimmung ist keine Beratung möglich.

Trotz der vielen Erfolge die der Verein bislang verbuchen konnte, gibt es immer noch viel zu tun. Längst können nicht alle Familien die vom Sozialdienst vorgeschlagen werden auch betreut werden.

Der beste Weg, um erst gar nicht in die Schuldenfalle hinein zu geraten ist laut Dr. Kronawitter, die Gundeinstellung. »Man muß lernen auch »Nein« sagen zu können. Es ist leider so, dass es einem durch Raten- Zahlung und Kredit-Aufnahme sehr leicht gemacht wird zu kaufen. Aber auch wenn man nicht sofort bezahlen muss. Irgendwann steht die Rechnung ins Haus und dann ist Raten-Zahlung sogar teurer.« ct

Artikel vom 23.01.2002
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