Hilfe und Orientierung in Krisen

München · Seit 60 Jahren hilft das Evangelische Beratungszentrum

Die Anrufe werden immer mehr: Norbert Ellinger, Leiter der Telefonseelsorge, kann zuhören.  Foto: Journalistenakademie

Die Anrufe werden immer mehr: Norbert Ellinger, Leiter der Telefonseelsorge, kann zuhören. Foto: Journalistenakademie

München · 35.000 Menschen pro Jahr wenden sich an das Evangelische Beratungszentrum München e.V. (ebz), Tendenz steigend. Der wachsende Druck in unserer Leistungsgesellschaft stellt die Berater täglich vor neue Herausforderungen. Die Telefonseelsorge ist das ganze Jahr Tag und Nacht 24 Stunden lang erreichbar.

»Unsere Wurzeln sind ehrenamtliche Tätigkeiten. Wir sehen die Not von Menschen und versuchen, Beratungskonzepte anzubieten, um ihnen zu helfen«, sagt Gerborg Drescher, Pfarrerin und Vorstand des ebz. In der Beratung bilden sich die Fragen der Menschen ab.

Gesellschaftliche Schieflagen spiegeln sich in den Themen, diese werden härter und der Ton rauer. Sozialer Abstieg, Armut, Krankheit und Einsamkeit stürzen Menschen in existenzielle Krisen. Sie finden immer seltener Ansprache im familiären Umfeld. Hier setzt das ebz an. Es geht um Sinn und Orientierung für die Ratsuchenden. Einzigartig in Bayern ist der systemische Ansatz in Kombination mit Spiritualität in der Beratung. »Was hält – was trägt – was gibt Orientierung? Auf dieser Basis handeln unsere Mitarbeitenden«, erläutert Drescher. Die Menschen wissen, »das ist eine Adresse, da kann ich hingehen«.

Aktuelle Ängste und Probleme spürt das Team des ebz besonders in der Telefonseelsorge. Die ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater arbeiten teilweise in Doppelschichten, um die steigende Nachfrage aufzufangen. Sie werden ein Jahr lang dafür ausgebildet und professionell betreut. Das Angebot nehmen Menschen unterschiedlichen Alters aus allen gesellschaftlichen Schichten an. Jugendliche und junge Erwachsene bevorzugen digitale Medien wie Chat oder Mail. Einen Überblick über das Beratungsangebot gibt der Webauftritt www.ebz-muenchen.de

1948 gestartet

Die Anfänge des Evangelischen Beratungszentrums München e.V. (ebz) gehen zurück auf das Jahr 1948. Ehrenamtliche kümmerten sich im Dekanat München um Ehepaare und Kinder. 1958 entstand daraus die Erziehungsberatung. Im Laufe der Zeit wurde die Beratung professionalisiert und ausgeweitet. Die Erziehungsberatung hilft bei Schwierigkeiten in der Familie und im sozialen Umfeld in allen Lebensphasen. Seit 2011 wird diese Beratung auch für gehörlose und hörgeschädigte Menschen und deren Familien angeboten.

Etwa 60 Hauptamtliche, 20 Honorarkräfte und 120 ehrenamtliche Mitarbeitende betreuen und beraten Hilfesuchende in Nöten und Krisensituationen, unabhängig von Lebensalter, Konfession oder Nationalität. Das Beratungsangebot erstreckt sich von der Schwangerschaftsberatung über Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie Jugend- und Schulberatung bis zur Pastoralpsychologie. Ein Schwerpunkt liegt auf der Telefonseelsorge, ein weiterer auf der Arbeit mit geflüchteten Menschen. Das ebz leitet seit 2007 Pfarrerin Gerborg Drescher.

Artikel vom 03.04.2018
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