Radeln mit viel Stil

Oberschleißheim · Erfolgskurs der Bayerischen Meister

Den höchsten der Titel kann man nur als Senior ab 19 erreichen: den WM-Titel, von dem Andreas schon jetzt träumt.  	Foto: Steger

Den höchsten der Titel kann man nur als Senior ab 19 erreichen: den WM-Titel, von dem Andreas schon jetzt träumt. Foto: Steger

Oberschleißheim · Kunstrad hat eine lange Tradition im Radsportverein Schleißheim. Ihre Sportler sind inzwischen in der Deutschen Kunstradspitze etabliert. So ist aktuell das Junioren-Duo Brandl/Steger im nationalen C-Kader und in der Qualifikation zur Europameisterschaft.

Die Münchener Nordrundschau hat mit einem der Jungs, seiner Mutter und der Sportleitung über diesen doch eher weniger bekannten Sport gesprochen. Die Bayerischen Meister im Kunstradsport von 2017 heißen Andreas Steger und Alexander Brandl und sie kommen aus Schleißheim. Die Jungs konnten ihren Titel zuletzt erfolgreich verteidigen und erneut die Bayerische Meisterschaft für sich entscheiden (die Münchener Nordrundschau berichtete). Als Landessieger sind sie damit auch gleichzeitig für die Deutschen Titelkämpfe qualifiziert.

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Das Schleißheimer Duo vertrat zusammen mit Trainer Michael Grädler den RSV-Schleißheim in Elsenfeld, wo die Bayerische Meisterschaft ausgetragen wurde. Nach einem Krankheitsausfall wollten sie alles zeigen, was sie nach dem harten Training über die Turnierpause im Herbst und Winter neu ins Programm aufgenommen hatten. Dies klappte: Sie sicherten sich souverän den Sieg in ihrer Klasse »2er U19 offen«. Beim Start der aktuellen Junior Masters-Serie sammelten die Kunstradler bereits wertvolle Punkte für die so sehr angestrebte Qualifikation zur Europameisterschaft.

Mit Steger und Brandl schickte der RSV Schleißheim die amtierenden Bayerischen Meister ins baden-württembergische Bonlanden an den Start. In ihrer Junior-Kategorie konnte sich das Duo in der Vorrunde den zweiten Platz holen. Ein Doppelsturz veranlasste sie allerdings dazu, sich den deutschen Vizemeistern geschlagen zu geben. Trotzdem reichte die Performance für einen Startplatz bei der abendlichen Finalveranstaltung der Top 3 jeder Disziplin.

Mit 103,16 ausgefahrenen Punkten konnten sie sich steigern, doch die letzte Übung der 5-Minuten-Kür, der »Steuerrohrsteiger Schulterstand rückwärts« wollte abermals nicht klappen. Mit dem erneuten zweiten Rang sammelten sie jedoch wertvolle Punkte für den einen zu vergebenden deutschen EM-Startplatz. Auch wenn noch etwas Luft nach oben ist, können sie mit ihrem Junior Masters Auftakt zufrieden sein, bleibt doch bis zum nächsten Start im oberbayerischen Bruckmühl noch etwas Zeit, das Programm mit Trainer Grädler zu perfektionieren. Was sagen die Beteiligten dazu?

Doris Schmidt ist in der Sportleitung des RSV Schleißheim, der schon fast 100 Jahre existiert. Der Kunstradsport erfreut sich einer hohen Nachfrage »Nachwuchssorgen haben wir dementsprechend keine.« Der Radsportverein bietet Einer- und Zweier-Disziplinen für Mädels, Jungs oder gemischte Gruppen. Zwar gibt es hier mehr Mädels, doch die beiden Jungs Andreas und Alexander kennt sie gut: »Sie sind schon lange auf dem Sattel.«

Ein Sturz und alles ist rum

Andreas wird im Juli 17 und ist seit 2009 auf dem Radl. Aber warum hat er sich ausgerechnet für den Kunstradsport entschieden? Die Mutter von Andreas erklärt: Wir sind da etwas »vorbelastet« da mein Mann bereits auf dem Kunstrad war. Er ist Junior-Europameister geworden, was für die Altersklasse unter 19 das Höchsterreichbare ist. »Auch der Sohn steht mit Alexander gut davor, doch Mutter Betina weiß genau: »Ein Sturz während der Vorführung genügt und alles ist rum!« Daher ist die Sportart durch und durch spannend. Wie kaum bei einer anderen sind die Zuschauer dermaßen gebannt, wenn die Sportler Kunststücke beweisen: auf den Schultern des anderen stehen, dabei rückwärts fahren. Es klappt: Das Publikum atmet erleichtert aus. Oder ein Sturz passiert und plötzlich hält das gesamte Publikum die Luft an. »Auch das Fallen muss geübt sein!« sagt die Mutter.

Doris Schmidt vom RSV Schleißheim fügt dem hinzu: »Gerade die ersten Jahre sind ziemlich trainingsintensiv, da die Sportler nebenher gehalten werden müssen. Das Betreuungsverhältnis ist 2:1. »Sodann gibt sie Entwarnung, denn im Prinzip sei die Sportart nicht so gefährlich, wie viele denken. »Da passiert relativ wenig Schlimmes.«

Lektionen fürs Leben

Ein guter Trainer dürfe die Sportler nicht stressen oder überfordern. Komplizierte Figuren wie der Schulterstand werden erstmal am Boden trainiert. »Irgendwann muss man sie loslassen« sagt Betina Steger, die schließlich nicht irgendwen, sondern ihr eigenes Kind anfeuert. »Sie lernen bei diesem Sport sehr viel fürs Leben, nämlich dass man viel Mut, Geduld und Ausdauer braucht. »Was so leicht und grazil ausschaut, ist folglich das Ergebnis langer und harter Trainings. »Ich sehe, wie sie sich wehtun, auf und in die Räder fallen und wunde Waden, Knie und Schienbeine bekommen.

Da ist die Frustrationsgrenze bei den Jungs schnell erreicht. Jedoch mit Willen und Beharrlichkeit kann man sich überwinden und viel erreichen. Und dann schaut der Sport auch so schön spielerisch aus« beobachtet die Mutter von Andreas. Und wenn doch ein Fall kommt: »Ja mei, shit happens!« sagt Andi selbst. »Ich mache das jetzt seit sieben-acht Jahren und habe dreimal in der Woche Training, dann am Wochenende Turniere, da konnten wir lernen, wie man die Kontrolle über den eigenen Körper bewahrt. »Vielleicht liegt auch ein Kunstradport-Gen in der Familie, das bei den Wettbewerben zum Ausdruck kommt. Die Redaktion wünscht den beiden weiterhin viel Glück und hofft auf Europameister aus Schleißheim. Von Daniel Mielcarek

Artikel vom 28.03.2018
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